Lambertikirchplatz
Benannt 1898 nach der Lambertikirche, nachdem der Platz vorher Lambertikirchhof geheißen hat.
Die Lambertikirche
Die Marktkirche St. Lamberti beherrscht den Straßenverlauf des Prinzipalmarktes an seinem
Nordende. An gleicher Stelle gab es bereits 1140 einen ersten Kirchenbau und um 1270 einen
zweiten. Die Kirche, wie wir sie im Wesentlichen heute kennen, entstand im 14. Jahrhundert. Sie
gilt als eine der gelungensten Hallenkirchen Westfalens. Es war das Gotteshaus der
selbstbewussten münsterschen Bürgerschaft, der Bürgerdom. Der neugotische, vom
durchbrochenen Turm des Freiburger Münsters inspirierte Turm, stammt aus dem Jahre 1887. Vorher
hatte die Kirche einen niedrigeren Turm mit einer Renaissancehaube. Im Inneren der Kirche setzt
sich der mächtige Eindruck, den sie von außen macht, nicht fort. Das Kircheninnere wirkt
feingliedriger, fast grazil. Schlanke Rundpfeiler stützen das Netzgewölbe der nach hinten hin
schmaler werdenden Joche des Mittelschiffs. Sterngewölbe schmücken die Seitenschiffe und die
Wände des Langhauses sind fast sämtlich in Fenster aufgelöst. Große Teile der Innenausstattung
gingen im Krieg verloren. Die Steinfiguren der Apostel im Chor sind Arbeiten von J. Kroess (um
1600). Berühmt ist St. Lamberti durch die drei Eisenkäfige, die an der Südseite des Turmes
hängen. In ihnen hat man 1536 die sterblichen Überreste der drei Führer der Wiedertäufer
den Raben zum Fraße und allen unruhigen Geistern zu Mahnung überlassen.Es hängen die
Originalkäfige am Turm, bei den drei im Stadtmuseum zu sehenden Käfigen handelt es sich um
Nachbildungen.
Quelle: Detlef Fischer, Münster von A bis Z, Münster 2000
Die Bronzetafel an der Lambertikirche lautet:
Gegenüber der Domburg am Schnittpunkt alter Straßen gelegen, als Marktkirche der
Fernkaufleute um das Jahr 1000 entstanden; erst im 12. Jh. Stadtkirche der Bürger mit
fest umgrenztem Pfarrsprengel. Mehrere Vorgängerbauten. Heutige Kirche 1375 bis gegen 1470 als
spätgotische, typisch westfälische Halle errichtet: nach Länge, Breite und Höhe etwa
gleichlang, weiträumiger, schlanker und lichter Innenraum mit Haupt- und Nebenchor.
Vorzügliches Fenstermaßwerk. Der Außenbau besonders an der Südseite und in den Chorpartieen
ungewöhnlich reich gegliedert. Turm 1888/1889 im neugotischen Formen. - Schwere Kriegsschäden
Der Patron der Pfarrkirche
Wann genau die Kirche am Prinzipalmarkt dem Heiligen Lambertus geweiht wurde, ist nicht
bekannt. Lambertus war als Bischof von Lüttich in politische Auseinandersetzungen verwickelt
gewesen und wurde von dem dortigen Graf Dodo im Jahre 705 oder 706 ermordet, weshalb er dort
bald als Märtyrer verehrt wurde. Vermutlich brachten die Bischöfe Nithard oder Heinrich aus
Lüttich, die Münster in den Jahren 1040 und 1090 besuchten, Reliquien dieses Heiligen in die
Stadt und sorgten damit dafür, dass die Kirche nach Lambertus benannt wurde.
Quelle: Stadtarchiv Münster, Im Wandel der Zeit - 1200 Jahre Münster, Zwolle 2000,
Seite 373
Der Türmer bzw. Die Türmerin
Zwischen 22 und 5 Uhr in der Nacht ertönt alle halbe Stunde das Horn des Türmers von St.
Lamberti. Der Wächter auf dem Turm ist eine uralte Tradition, die nachweislich bis auf das Jahr
1481 zurückgeht. Besonders zur frühen Erkennung von Feuersbrünsten war der Türmer auf seinem
hohen Posten stationiert. Während der Nacht wohnt der Türmer in seinem kleinen Raum, den man
dort oben eingerichtet hat, dem so genannten Turmwärterzimmer. Bis dorthin müssen 297 Stufen
hinaufgestiegen werden. Die Stadt Münster hat sich ihre Verfügungsgewalt über den
Lambertik-Kirchturm bis auf den heutigen Tag bewahrt.
Noch im Jahre 1890, als der neue Turm gebaut wurde, heißt es in einem Vertrag mit der
Kirchengemeinde: Auf Grund des seit Jahrhunderten bestehenden Verhältnisses räumt die
Lambertipfarrgemeinde der Stadt Münster das dauernde Recht ein, auf dem neuen Kirchturm einen
Wächter zur halten, eine Wachstube zu haben und die Brandglocke aufzuhängen. Außerhalb Münsters
gibt es in ganz Europa nur noch zwei Städte, die sich einen Türmer leisten, Krakau und
Nördlingen. Bisher wurde die Finanzierung des Türmers, der die Stadt jährlich immerhin einige
zehntausend Mark kostet, noch von keiner Ratsfraktion in Frage gestellt.
Quelle: Detlef Fischer, Münster von A bis Z, Münster 2000
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