Landoisstraße
Benannt nach Dr. phil. Hermann Landois, *19.4.1835, 29.11.1905, Professor der Zoologie, Gründer des münsterischen Zoos 1875.
Der unwiese Profässer
Priester, Wissenschaftler, Zoologe, Gründer des Westfälischen Museums für Naturkunde und des
Westfälischen Zoologischen Gartens, Verfasser von Lehrbüchern über Zoologie und Botanik: Das
alles vereinte Hermann Landois (1835 - 1905) in einer Person.
Seine Ziele verfolgte er nicht nur mit äußerster Beharrlichkeit, er schlug oft auch die
ungewöhnlichsten Wege ein, wie zum Beispiel bei der Gründung des Zoologischen Gartens. Um das
Vorhaben finanzieren zu können, gründete er die Abendgesellschaft Zoologischer Garten.
Das reine Männertheater führte in plattdeutscher Sprache volkstümliche Stücke auf und spielte
mit den Eintrittsgeldern den größten Teil der Kosten für den neuen Zoo ein. Zu seinen
Vorlesungen an der Universität sah man den unwiesen Profässer im schwarzen Gehrock,
hohem Zylinder, langer Pfeife und Knotenstock gehen. Dazu trug er Holzschuhe, die mit Heu oder
Stroh ausgestopft waren. Mit seiner Nichte, die ihm den Haushalt führte, und einen Affen namens
Lehmann, der wie er Bier aus der Flasche trank, wohnte er in der sogenannten
Tuckesburg, einem verwinkelten Gebäude in der Nähe der Himmelreichallee. Eine Anekdote bleibt
wohl unvergessen: Hermann Landois setzte sich schon zu Lebzeiten vor seinem Haus ein Denkmal,
nicht ohne dabei an die Tiere zu denken: Durch das Loch im Zylinder finden Vögel einen
ausgezeichneten Nistplatz.
Quelle: Stadtarchiv Münster, Im Wandel der Zeit - 1200 Jahre Münster, Zwolle 2000,
Seite 126
Dr. phil. Hermann Landois *19.4.1835, 29.11.1905, Professor der Zoologie, Gründer des
münsterischen Zoos 1875. Sein Grab befindet sich auf dem Zentralfriedhof, Bereich
Kirchengemeinde Liebfrauen Überwasser, Alter Teil, Feld III.
Quelle:
Bernhard Müller-Cleve, Vom Central-Kirchhof 1887 zum Zentralfriedhof 1987,
Münster 1987
- Lexikon Westfälischer Autorinnen und Autoren Hermann Landois
...für fünfzig Pfennig um die Welt
Die Ideen des Zoodirektors Professor Hermann Landois, Publikum für seinen Tiergarten
zu begeistern, waren ungewöhnlich, aber meistens sehr effektiv. Auf dem Zoogelände legte er
einen Spielplatz, eine Reitschule und einen Hafen für eine Wassersportbahn auf der Aa an. Im
Saal des Zoo-Restaurants konnten die Besucher Sportveranstaltungen, Konzerte und
Theateraufführungen erleben. Sehr große finanzielle Erfolgte, die immerhin letztendlich den
Tieren im Zoo zugute kamen, erzielte er, indem er die Neugier der Menschen auf Fremdes und
Exotisches nutzte. Als Landois 1879 eine Schau mit Schwarz-Afrikanern nach Münster
holte, erwies sich dies als echter Kassenknüller. Sie zeigte Männer, Frauen und Kinder eines
afrikanischen Stammes mit ihrer Wohn- und Alltagskultur sowie die dazugehörige fremde Tierwelt.
Heute kaum noch vorstellbar, wurden Menschen in so genannten Völkerschauen dem
staunenden Publikum vorgestellt. Allerdings müssen solche Inszenierungen vor dem Hintergrund
der damaligen Verhältnisse gesehen werden, denn es gab damals kaum Illustrierte, die über
Völker und Kulturen aus fremden Ländern Asiens, Afrikas oder Amerikas informierten. So ist es
nicht verwunderlich, dass die damals in vielen Zoologischen Gärten stattfinden
Völkerschauen auf reges Interesse stießen.
Quelle: Stadtarchiv Münster, Im Wandel der Zeit - 1200 Jahre Münster, Zwolle 2000,
Seite 477
Gehört zum Thema:
- Ortsbezug zum Standort des alten Zoos an der Himmelreichallee und Ortsbezug zu Landois Wohnsitz, der Tuckesburg.
- Die Tuckesburg in Wikipedia.