Leisnerstraße
Benannt nach Karl Leisner (1915-1945), katholischer Priester, Opfer des NS-Regimes.
Karl Leisner stammte gebürtig aus Rees und wuchs inmitten einer gläubigen
Familie in Kleve auf, wo der Vater an der dortigen Gerichtskasse eine Arbeitsstelle hatte.
Kindheit und Jugend Karl Leisners waren von der katholischen Jugendbewegung geprägt, die nach
dem Ersten Weltkrieg aufgeblüht war und nicht zuletzt als Wander- und Fahrtenbewegung einer
ganzen Generation einen neuen Zugang zu einem lebendigen Mittun in der Kirche erschloss. Seit
dem zwölften Lebensjahr führte Karl Leisner ein Tagebuch, das sein geistiges und spirituelles
Reifen dokumentiert. Nach dem Abitur bezog er in Münster das Kollegium Borromaeum, da in ihm
der Wunsch gereift war, Priester zu werden. Bischof Clemens August von Galen berief ihn als
Diözesanjungscharführer in eine Aufgabe, die angesichts der zunehmenden Kontrolle und
Zerschlagung kirchlicher Jugendarbeit durch die Nationalsozialisten umso verantwortungsvoller
wurde.
Im Jahr 1935/37 studierte Karl Leisner in Freiburg, danach folgte die Einberufung zum
Reichsarbeitsdientst. Karl Leisner hat sich beim Reichsarbeitsdienst mit der gefährlichen
Lungentuberkulose angesteckt, die ausbrach, als er bereits zum Diakon geweiht war und sich auf
die Priesterweihe vorbereitete. Den Herbst 1939 verbrachte der im Lungensanatorium St. Blasien
im Schwarzwald, wo eine Radiomeldung von einem fehlgeschlagenen Attentat auf Adolf Hitler
berichtete. Eine eindeutige Äußerung Karl Leisners in diesem Zusammenhang wurde angezeigt und
er wurde von der Gestapo verhaftet.
Nach einer Zeit im Konzentrationslager Sachsenhausen wurde er nach Dachau verbracht. Fünf Jahre
erlebte er den Hunger, die Menschenschinderei und grausame Quälerei des Konzentrationslagers.
Seine Krankheit brach wieder aus, doch trotz des fortschreitenden Krankheitsprozesses konnte er
aus seiner inneren Kraft die Mithäftlinge trösten und aufmuntern. Sein Herzenswunsch, Priester
zu werden, wurde wahr, als ein französischer Bischof als Häftling nach Dachau kam und ihm am
17. Dezember 1944 die Priesterweihe spendete. Karl Leisner erlebte seine Befreiung durch die
Amerikaner und wurde ins Sanatorium Planegg bei München gebracht, wo er im August 1945 starb.
Sein Grab befindet sich in der Märtyrerkrypta im Xantener Dom.
Quelle: Markus Trautmann, Spurensuche in Münster - Der Stadtrundgang, Dialogverlag
Münster 2005
- Eintrag in der Neuen Deutschen Biographie Karl Leisner
- Mehr zur Person Karl Leiser auf der Internetseite des Bistums Münster.
Die Straße hieß vor 1975 Wilhelmstraße.
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