Lönsstraße
Im Jahre 1927 wurde dieser Straßenzug nach dem Dichter und Erzähler Hermann Löns (1866-1914)
benannt. In Culm geboren, kam Löns 1884 nach Münster, das ihm zur eigentlichen Heimat wurde.
Sein Vater war Professor am Paulinum. Löns wurde als leidenschaftlicher Jäger und großer
Naturfreund einer der frühesten und besten deutschen Tierschilderer. Auch als Verfasser oft
vertonter Lieder und vielgelesener Romane ist er bekannt. Er fiel am 26. September 1914 vor
Reims.
Quelle: Wilhelm Kohl in: Münstersche
Zeitung, 1957
- Eintrag in der Neuen Deutschen Biographie Hermann Löns
- Lexikon Westfälischer Autorinnen und Autoren Hermann Löns
Der Werwolf - ein Roman mit zweifelhafter Berühmtheit
(...) Bedenklich erscheint (...), dass Löns' Roman Der Werwolf 1935, 25 Jahre nach
Erscheinen, zum nationalen Besitz des deutschen Volkes erklärt wurde. Für Löns war
dieses Buch sein Kriegslied. Adolf Hitler hatte für Löns, den Künder und Propheten
des Drittes Reiches ein Staatsbegräbnis angeordnet. Mit Löns' Schlachtlied Wir ziehen
gegen Engelland auf den Lippen traten deutsche Soldaten ihren Feldzug gegen England an.
(...)
Löns wurde zu einem Synonym für das Natürliche und Gesunde, Heimat- und Erdverbundene, das
überdies einen hohen Werbefaktor besaß. (...)
Dass nicht nur der Werwolf-Roman, sondern auch Löns' Tierdichtung keineswegs harmlos
ist, sondern rassistisch-darwinistische Züge trägt, hat Thomas Dupke an zahlreichen Beispielen
belegt, ebenso, dass Hermann Löns hochgradig psychopathisch veranlagt und alkoholkrank war. An
der Wiederentdeckung (und Umdeutung) Löns' hatte Friedrich Castelle maßgeblichen Anteil. Er machte aus Löns einen Vorkämpfer
für Deutschtum und Heimat. Erst durch Castelle wurde Löns zu einem Dichter völkischer
Kreise.
Die Nationalsozialisten betrachteten Löns als ihren Ahnherrn, als Helden unseres
Dritten Reiches und Künder des Reiches Adolf Hitler. Der erwähnte Josef
Bergenthal steuerte das Vorwort für eine Prachtausgabe des Wehrwolf bei, die Gauführer
Alfred Meyer 1943 Hermann Göring zu dessen 50. Geburtstag überreichte.
Helga Oesterreich zu dieser Ausgabe: Dieses, wie es im Vorwort von Josef Bergenthal
pathetisch hieß, ergreifende Heldenlied vom Schicksalskampf wehrhaften niederdeutschen
Bauerntums, das in beispielhafter Selbsthilfe die eigene Scholle im Hof und Herd verteidigt,
passte in ihrer Mischung von Totschlagelust und Selbstjustiz, in ihrer Beschwörung von
Heimat, Blut und Boden gut in die nationalsozialistische Ideologie und
Literaturpolitik.
Quelle: Walter Gödden, Belastete Straßennamen in: Matthias Frese (Hg.) Fragwürdige
Ehrungen!? - Straßennamen als Instrument von Geschichtspolitik und Erinnerungskultur,
LWL-Institut für Westfälische Regionalgeschichte, Landschaftsverband Westfalen Lippe Münster,
Münster 2012, Seite 126
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