Manfred-von-Richthofen-Straße
Manfred von Richthofen, (1892-1918) erfolgreichster deutscher Kampfflieger des Ersten Weltkrieges.
Aus dem Gutachten der Bezirksvertretung Münster-Mitte 2021:
Manfred Albrecht Freiherr von Richthofen gehörte einem ursprünglich bürgerlichen, Ende des 17.
Jahrhunderts geadelten Geschlecht aus Schlesien an. Er wurde am 2. Mai 1892 in Breslau geboren
und starb im Kampf am 21. April 1918 bei Vaux-sur-Somme nahe Amiens.
Richthofen war Absolvent des preußischen Kadettenkorps und als Ulan bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs zunächst bei der Kavallerie. 1915 wechselte er zur Fliegertruppe, zunächst als Beobachter, ab 1916 flog er als Jagdflieger. Mit 80 Abschüssen feindlicher Flugzeuge wurde er zum erfolgreichsten deutschen Jagdpiloten des Ersten Weltkriegs. 1917 wurde er mit dem Orden „Pour le Mérite“ ausgezeichnete und zum Rittmeister befördert. Als Führer der Jagdstaffel 11 und des Jagdgeschwaders 1 erhielt Richthofen ein eigenes Kommando, ihm wird Anteil an der Weiterentwicklung von Taktik und Organisation des Luftkampfs zugeschrieben. Manfred von Richthofen wurde bereits während des Ersten Weltkriegs propagandistisch aufgebaut. In Anlehnung an die rote Farbe seines Flugzeugs wurde er unter dem Beinamen „der rote Baron” bekannt. Um „angesichts des festgefahrenen Stellungskrieges Siegeszuversicht” zu verbreiten, „schuf die Oberste Heeresleitung” aus Richthofen „den Typus des charismatischen, sportlich-draufgängerisch und fair kämpfenden Fliegers.” Richtofen selbst veröffentlichte 1917 seine Autobiographie „Der rote Kampfflieger”, die im Ullstein-Verlag gedruckt wurde. Das Buch wurde als Jugendbuch vertrieben und diente der militärischen Erziehung. Eine neue Ausgabe erschien 1933 mit einem Vorwort Hermann Görings,238 der nach Richthofens Tod während des Ersten Weltkriegs das Jagdgeschwader 1 kommandieren sollte und 1933 in der Regierung Adolf Hitler u.a. zunächst Reichskommissar, dann Reichsminister für Luftfahrt war.
Richthofen wurde posthum weiter geehrt; war seine Leiche zunächst von britischen Soldaten in Frankreich mit militärischen Ehren beigesetzt worden, wurde diese 1925 nach Berlin überführt und dort im Rahmen eines Staatsbegräbnisses unter Beisein des Reichspräsidenten Hindenburg beigesetzt. Sowohl während der NS-Diktatur als auch in der Bundesrepublik waren und sind Jagdgeschwader der Luftwaffe nach Richthofen benannt. Das erste Jagdgeschwader der entgegen den Bestimmungen des Versailler Vertrags neu entstehenden Luftwaffe trug seinen Namen: „Sein Wille und seine Taten geben der neuerstandenen Luftwaffe unvergängliche Lehren. Das erste Jagdgeschwader der neuen Luftwaffe trägt den Namen ‚Rittmeister Manfred Freiherr von Richthofen‘ als Ehrung des größten Helden der alten Fliegertruppe [...] Sein Geist wird in der jungen deutschen Luftwaffe weiterleben“, hieß es in der Laudatio.
Die nationalsozialistische Propaganda arbeitete weiter an der Stilisierung Richthofens, ab 1935 wurde dessen Todestag zum Tag der Luftwaffe, Richthofen gerade durch seinen als heroisches Opfer verklärten Tod zum Vorbild bei der Ausbildung von Offizieren der Luftwaffe.241 Durch die Inanspruchnahme Richthofens als Galionsfigur der neuen NS-Luftwaffe zogen die Nationalsozialisten eine Traditionslinie zu den „Helden“ des Ersten Weltkriegs, um der Aufrüstung Legitimität zu verschaffen. Richthofen wurde so auch zu einem Zeugen gegen den Versailler Vertrag und für das Recht zur Luftrüstung.
Die Straße war bereits 1947 Gegenstand einer Umbenennungsdiskussion. Sie sollte aufgrund der Kontrollratsdirektive Nr. 30 vom 13. Mai 1946 über die Beseitigung deutscher Denkmäler und Museen militärischen und nationalsozialistischen Charakters zusammen mit der Admiral-Scheer-Straße, der Admiral-Spee-Straße, dem Alfred-Krupp-Weg, dem Fehrbellinweg, der Langemarckstraße, der Skaggerakstraße, der Otto-Weddigen-Straße, der Ostmarkstraße und der Tannenbergstraße umbenannt werden. Dieser Umbenennungsbeschluss wurde nicht ausgeführt.
In den westfälischen Städten Bad Oeynhauses, Bottrop, Hagen, Herford Menden, Iserlohn, Lengerich, Lippstadt, Lünen, Paderborn, Plettenberg und Werl wurden die dortigen nach Richthofen benannten Straßen nach dem Zweiten Weltkrieg umbenannt.
- Eintrag in der Neuen Deutschen Biographie Manfred von Richthofen
Weitere Informationen zum Thema:
- Prüfbericht zu Straßen aus der NS-Zeit im Bereich der BV Münster Mitte (von A. Schwitanski, 2021)
- Aktuell diskutierte Straßennamen
Gehört zum Thema:
- Garnisonstadt Münster
- 1930er Jahre
- Ortsbezug zur damaligen Kaserne, dem heutigen Lufttransportkommando.