Marks-Haindorf-Stiege
Statistischer Bezirk: Josef
Entstehung: 1961
Amtsblatt: 22/1961
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Benannt nach Dr. Alexander Haindorf (1784-1862) und Elias Marks, die die Marks-Haindorf-Stiftung gründeten.
Die Marks-Haindorf-Stiftung
Der jüdische Mediziner Alexander Haindorf (1782-1862) gründete im Jahr 1825 den Verein zur
Beförderung von Handwerkern unter den Juden in Verbindung mit einer Schulanstalt.
Schon bald erhielt die Schule den Status einer öffentlich anerkannten Unterrichtsanstalt.
Wesentlich zur Finanzierung trug Haindorfs Schwiegervater, Elias Marks, bei. Seit 1866 hieß
diese Einrichtung Marks-Haindorf-Stiftung. Die Ausbildung von jüdischen
Elementarschullehrern erwies sich im Laufe der Zeit als das Hauptbetätigungsfeld der Stiftung.
Das Marks-Haindorfsche Seminar bestand bis 1924/25.
Die jüdische Elementarschule und spätere Volksschule wurde ebenfalls 1825 gegründet. Die
Leistungen der Schüler fanden immer wieder lobende Erwähnung. Das hing unter anderem mit dem
günstigen Lehrer- Schüler-Verhältnis zusammen. 1847 beispielsweise unterrichtete ein Lehrer im
Durchschnitt nur 16 Kinder. Darum besuchten zunächst auch viele Kinder der höheren christlichen
Stände diesen Unterricht.
Nach der Pogromnacht im November 1938 regelte ein Gesetz den Ausschluss jüdischer Schüler und
Schülerinnen von den allgemeinen Schulen, so dass sie im Münsterland nur noch in der
Marks-Haindorfschen Schule unterrichtet werden konnten. Ein halbes Jahr später wurde aus dem
Gebäude ein sogenanntes Judenhaus. Die letzten in Münster verbliebenen Juden waren dort bis zur
Deportation am 31. Juli 1942 in das Vernichtungslager nach Theresienstadt untergebracht. Der
Schulunterricht war bereits im Frühjahr 1942 mit der Übersiedlung des letzten Schulleiters,
Dr. Julius Voos, nach Bielefeld eingestellt worden.
Quelle: Stadtarchiv Münster, Im Wandel der Zeit - 1200 Jahre Münster, Zwolle 2000,
Seite 291
- Alexander Haindorf in der Universitäts- und Landesbibliothek Münster
- Die Grabstelle von Prof. Dr. Alexander Haindorf auf dem jüdischen Friedhof in Münster
Im Stadtgebiet Münster gibt es 31 Straßen, die nach Menschen mit jüdischer Abstammung benannt
sind:
Alfred-Flechtheim-Platz, Baumgartenweg, Edith-Miltenberg-Weg, Edith-Stein-Straße, Einsteinstraße, Elfriede-Meyer-Weg, Eli-Marcus-Weg, Else-Scheuer-Weg, Goldenbergstraße, Gumprichstraße,
10
Hedwig-Feibes-Weg, Heilbronnweg, Helmut-Pins-Weg, Henny-Uhlmann-Weg, Henny-Waldeck-Weg, Henriette-Hertz-Weg, Henriette-Son-Straße, Hoffmannweg, Jacob-von-Korbach-Weg, Julius-Voos-Gasse,
20
Luise-Rappoport-Weg, Marks-Haindorf-Stiege, Meta-Seelig-Weg, Nanny-Katz-Weg, Philippsweg,
Reha-Mathel-Falk-Weg, Simonsplatz, Sonja-Kutner-Weg, Sophie-Heimbach-Weg, Weinbergweg und
30
Zwi-Schulmann-Weg.
Was ist eine Stiege?
Der Flurname "Stiege" ist vor allem im Münsterland und auch im östlichen Westfalen
weit verbreitet, kann aber Ortsfremde in die Irre führen. Denn gewöhnlich weist dieses Wort ja
bergauf: Es meint einen Anstieg, einen Bergpfad oder auch eine Treppe. Auch in Westfalen war
das so: Das alte plattdeutsche Wort "Stiege" bezeichnete etwa die Treppe zur Upkammer, aber
auch die Hühnerleiter im Stall. "Stiege" nannten die Bauern auch den Querbalken, auf
dem sie einen Zaun oder eine Hecke übersteigen konnten.
Im Münsterland aber setzte sich eine weitere Bedeutung durch, denn "Stiege" sagten die
Bauersleute bald auch zu kleineren Flußwegen. Stiegen dienten als
Zufahrt zum Hof: Hülskotters Stegge (Gronau), Enxkers Stegge (Ammeloe), Berings Stiege
(Weseke), Hackmanns Stiege (Neuenkirchen), An der Nordorper Stiege (Borken), oder als
Weg zur Mühle: An der Mühlenstiege (Epe, Münster, Höster), Möllenstegge (Coesfeld), an de
Muhlenstegge (Neuenkirchen), als
Weg zur Kirche oder zum Friedhof: Kerkstegge (Coesfeld, Nateln bei Soest), Kierkstege
(Münster); Laichenstiege (Altenberge), Liekstegge (Groß Reken), Lickstegenkamp (Billerbeck)
oder als
Weg ins Nachbardorf: An de Wessumer Stiege, an der Wüllner Stegge (beide in Ahaus),
Himmighäuser Fußstiege (Snadebeck bei Höxter).
Die Stiege hat aber ihre ursprüngliche Bedeutung des Steigens und Kletterns nicht verloren. Das
klingt vor allem im Namen des Sauerlandes an wie etwa "Auf der Bergsteige" in Saalhausen oder
"Steigenberg" in Drolshagen. (...)
Quelle: Gisbert Strotdrees in Landwirtschaftliches Wochenblatt Westfalen-Lippe,
Münster, Ausgabe 15/2014
Im Stadtgebiet Münster gibt es 41 Straßennamen mit dem Grundwort Stiege. Nur ein Teil davon
sind historische Bezeichnungen wie Gasselstiege, Meesenstiege oder Woortstiege. Andere
'Stiege'-Namen sind leider Neuschöpfungen, die historisch klingen sollen.
Es sind:
Appelbreistiege,
Beelertstiege,
Bernsmeyerstiege,
Boeckmannstiege,
Brinkmannstiege,
Brüggstiege,
Coerdestiege,
Derßenbrockstiege,
Dingstiege,
Doris-Wortmann-Stiege,
Eckernstiege,
Feldstiege,
Feldstiegenkamp,
Feuerstiege,
Gartenstiege,
Gasselstiege,
Hagelbachstiege,
Haselstiege,
Jungfer-Willemin-Stiege,
Langenhorster
Stiege, Laustiege, Linnebornstiege,
Lühnstiege,
Luntenstiege,
Marks-Haindorf-Stiege,
Meesenstiege,
Mersmannsstiege,
Niedenstiege,
Ossenkampstiege,
Papenstiege,
Paula-Wilken-Stiege,
Pieperstiege,
Potstiege,
Schelmenstiege,
Schildstiege,
Schlautstiege,
Schlikötterstiege,
Sendener
Stiege, Uppenkampstiege,
Wittoverstiege
und Woortstiege.