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Ausschnitt eines alten Stadtplans von Münster aus dem Jahre 1862
 
Straßenschild Ringoldgasse
 
 
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Melchersstraße

Stadtbezirk:Münster-Mitte
Statistischer Bezirk: Kreuz
Entstehung: 1903
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Blick in die Melchersstraße

Benannt nach Kardinal Dr. Paul Melchers (1813-1895) Erzbischof von Köln, geboren in Münster.

Die Preußen brachten ihn in den "Klingelpütz"
Erzbischof Melchers wurde 1885 zum Kardinal ernannt
Am 27. Juli 1885, wurde der aus Münster stammende Paulus Melchers von Papst Leo XIII. zum Kardinal ernannt und an die Kurie in Rom berufen. Er hatte sich als Erzbischof von Köln im sogenannten Kulturkampf in der Auseinandersetzung mit dem preußischen Staat maßgeblich für die Rechte der katholischen Kirche eingesetzt. Vor seiner Ernennung war er auf päpstlichen Wunsch von der Leitung der Kölner Erzdiözese zurückgetreten, um eine diplomatische Lösung des Konfliktes zwischen der römisch-katholischen Kirche und dem preußischem Staat zu ermöglichen.

Paulus Melchers, am 6. Januar 1813 in Münster, Frauenstraße 44, geboren, hatte, als er Kardinal wurde, ein bewegtes Leben mit zahlreichen verantwortungsvollen Aufgaben hinter sich. Zunächst wurde er Jurist, bevor er sich aufgrund der Ereignisse um den sogenannten Kölner Mischehenstreit entschloss, Priester zu werden. Nach theologischen Studien in München und Münster empfing er 1841 in Münster die Priesterweihe, wurde 1845 Subregens, 1851 Regens des bischöflichen Priesterseminars und 1852 Generalvikar des Bistums Münster. Am 20. April 1858 wurde er zum Bischof geweiht und am 8. Mai desselben Jahres in sein neues Bistum Osnabrück als Oberhirte eingeführt. Von 1858 bis 1866 wurde ihm zudem die Aufgabe eines Apostolischen Provikars für die Nordischen Missionen übertragen.

Melchers übernahm 1866 das Amt des Erzbischofs von Köln. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern galt er weniger als Politiker denn als Pastor und Seelsorger. So führte er vor allem umfangreiche Visitationen in den Pfarreien durch und begann, die Seelsorge für das an Rhein und Ruhr beginnende Industriezeitalter vorzubereiten. Er setzte sich für eine bessere theologische und pastorale Ausbildung des Klerus ein, ordnete regelmäßige Pastoralkonferenzen in den einzelnen Seelsorgsbezirken an, förderte das katholische Andachts- und Vereinswesen, richtete Knabenseminare ein und forderte seine Kleriker auf, ihren Jugendunterricht in den Elementarschulen zu intensivieren. Außerdem unterstützte er die religiösen Orden.

Doch das I. Vatikanische Konzil und der Kulturkampf forderten von dem pastoral gesinnten Erzbischof alsbald gewichtige politische Stellungnahmen. Auf dem I. Vatikanum galt Melchers als führend unter den deutschen Minoritätsbischöfen, d.h. er lehnte die dogmatische Definition der päpstlichen Unfehlbarkeit (Infallibilität) ab. Nach der feierlichen Definition der päpstlichen Infallibilität am 18. Juli 1870 akzeptierte er den Mehrheitsbeschluss des Konzils und ließ das neue Dogma bereits am 27. Juli 1870 in den dem Erzbistum Köln zugeordneten Bistümern verkünden. Das führte zu erheblichen Konflikten mit der Bonner Theologischen Fakultät, von der sich über die Hälfte der Professoren der altkatholischen Protestbewegung gegen das neue Dogma und Papst Pius IX. anschloss.

Im Kulturkampf verteidigte Melchers, mittlerweile auch Vorsitzender der neu institutionalisierten Fuldaer Bischofskonferenz, die im "Kölner Ereignis" von 1837 der katholischen Kirche von Preußen zugestandenen Rechte. So ging es beim sogenannten "Mischehenstreit" darum, dass keine feierliche Einsegnung eines konfessionell verschiedenen Brautpaares ohne die Erklärung erfolgen dürfte, die Kinder im katholischen Glauben zu erziehen. Weitere Streitpunkte mit dem preußischen Staat waren die von der Staatsregierung geforderte Anzeigepflicht neuer Geistlicher, die Amtsenthebungen altkatholischer Kleriker durch romtreue Bischöfe, der Verlust des kirchlichen Einflusses auf die Schulen sowie das vom Staat geforderte Aufsichtsrecht über alle geistlichen Einrichtungen.

Auf Anweisung der Staatsregierung wurde Melchers 1874 über ein halbes Jahr im Kölner Gefängnis Klingelpütz interniert, weil er den Aufforderungen des preußischen Oberpräsidenten der Rheinprovinz nicht nachkam und sich jedem staatlichen Eingriff in kirchliche Angelegenheiten, vor allem auch Angriffe gegen Papst und Kurie in Rom, verbat. Am 28. Juni 1876 erfolgte seine Absetzung durch den Gerichtshof für kirchliche Angelegenheiten in Berlin. Erzbischof Melchers hatte jedoch bereits die Auflösung des bischöflichen Generalvikariates zu Köln verfügt und sich einer erneuten Inhaftierung durch seine Flucht in die Niederlande entzogen.

Fortan leitete er sein Bistum nahezu ein Jahrzehnt von Maastricht in den Niederlanden aus. Vor allem mit der Herausgabe von Hirtenbriefen versuchte er, seinem seelsorglichen Auftrag in der Erzdiözese Köln gerecht zu werden. 1885 verzichtete er im Interesse des Ausgleichs auf päpstlichen Wunsch auf die Leitung des Kölner Erzbistums. Papst Leo XIII ernannte ihn zum Kardinal und holte ihn an die Kurie nach Rom. Dort trat er 1892 der Gesellschaft Jesu, dem Jesuitenorden, bei. Am 14. Dezember 1895 starb Kardinal Paulus Melchers in Rom.
Autor: Wolfgang Kamp
Quelle: aus: Die christliche Familie, Jahrgang 1985


Kardinal Dr. Paul Melchers war Ehrenbürger der Stadt Münster seit dem 31.10.1857.
Quelle: Adressbuch der Stadt Münster 1999/2000, Münster 1999


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