Nanny-Katz-Weg
Statistischer Bezirk: Gievenbeck
Entstehung: 2020
Amtsblatt: 23/2020
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Benannt nach Nanny Katz (1870-1942) geb. Löwenstein. Nanny Katz wurde 1942 im KZ Treblinka ermordet.
Nanny Katz *2.5.1870 in Ibbenbüren, geb. Löwenstein war die dritte Ehefrau des 18 Jahre älteren Metzgers Eli Katz (1852-1935), den sie 1906 geheiratet hatte und der drei erwachsene Kinder mit in die Ehe brachte. Seither wohnte Nanny Katz in Münster. Bis 1925 betrieb ihr Mann eine koschere "Ochsen-, Kalb- und Hammel-Metzgerei", deren Hauptkundschaft aus der christlichen Bevölkerung bestand.
Aus der Ehe gingen 1907 und 1910 zwei Kinder hervor. Eli Katz starb 1935, nachdem er viele Jahre gelähmt und bettlägerig gewesen war. Nanny Katz wohnte mehr als 30 Jahre lang im Eigentum Bernhardstraße 12. Nach dessen Zwangsverkauf am 27.4.1939 kam der Erlös auf ein Sperrkonto.
Nanny Katz wurde am 15.8.1939 in das Judenhaus Hermannstraße 44 eingewiesen. Dort bewohnte sie für 10 Reichsmark Miete einen Dachgeschossraum. Per Sicherungsanordnung wurde ihr Konto im November 1939 zur Sicherstellung der Reichsfluchtsteuer gepfändet. Danach stand ihr monatlich lediglich ein festgesetzter Betrag zur Verfügung, der im Laufe der Zeit immer weiter heruntergesetzt wurde. 1939 wurden ihr im Rahmen der Edelmetallabgabe Besteck und Schmuck entzogen.
Am 3.2.1942 musste sie in das letzte münsterische Judenhaus Am Kanonengraben 4 umziehen und teilte sich dort einen Raum mit drei weiteren Frauen. Sie hatte ihre Auswanderung bereits vorbereitet, aber der Versuch ihrer beiden Kinder in Palästina, für sie eine Einreisegenehmigung nach dort zu bekommen, blieb angesichts der restriktiven Zuwanderungspolitik der britischen Mandatsmacht vergeblich. In wöchentlichen Briefen berichtete sie ihrem Sohn Walter in Palästina über die Ereignisse in Münster, über ihre Auswanderungsvorbereitungen und schilderte den Verkauf ihrer Möbel, die sie bei ihrem Umzug in die Judenhäuser nicht hatte mitnehmen können. Eine Woche vor ihrer Deportation musste sie für 1.000 Reichsmark einen Heimeinkaufsvertrag abschließen, der sie in dem Glauben ließ, sich in ein Altersheim eingekauft zu haben. Nanny Katz wurde am 31.7.1942 ins Ghetto Theresienstadt deportiert und von dort zwei Monate später am 29.9.1942 ins KZ Treblinka verbracht, wo sie ermordet wurde.
Quelle: Gisela Möllenhoff und Rita Schlautmann-Overmeyer, Jüdische Familien in Münster 1918 bis 1945, Teil 1: Biographisches Lexikon, Münster 2001
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Als
das jüdische Leben in Münster erlosch
weiterer Bericht von Gisela Möllenhoff in Westfälische Nachrichten, Auf Roter Erde
Zwölf Straßennamen in der ehemaligen Oxford-Kaserne
Als in den Jahren ab 2014 die Umwandlung der ehemaligen Kaserne an der Roxeler Straße in ein
ziviles Wohnbaugebiet absehbar wurde, hat die Bezirksvertretung Münster-West am 4. Mai 2017
entschieden, dass die Straßen im Oxford-Quartier nach weiblichen Opfern von Krieg und Gewalt
benannt werden sollten.
Die Vorschläge für die Straßennamen stammen von den Autorinnen des Buches Jüdische Familien
in Münster 1918 - 1945 Gisela Möllenhoff und Rita Schlautmann-Overmeyer.
Es sind die zwölf Straßennamen:
Edith-Miltenberg-Weg, Elfriede-Meyer-Weg, Else-Scheuer-Weg, Gumprichstraße, Henny-Uhlmann-Weg, Henriette-Hertz-Weg, Luise-Rappoport-Weg, Meta-Seelig-Weg, Nanny-Katz-Weg, Simonsplatz,
Sonja-Kutner-Weg und Sophie-Heimbach-Weg.
Im Stadtgebiet Münster gibt es 31 Straßen, die nach Menschen mit jüdischer Abstammung benannt
sind:
Alfred-Flechtheim-Platz, Baumgartenweg, Edith-Miltenberg-Weg, Edith-Stein-Straße, Einsteinstraße, Elfriede-Meyer-Weg, Eli-Marcus-Weg, Else-Scheuer-Weg, Goldenbergstraße, Gumprichstraße,
10
Hedwig-Feibes-Weg, Heilbronnweg, Helmut-Pins-Weg, Henny-Uhlmann-Weg, Henny-Waldeck-Weg, Henriette-Hertz-Weg, Henriette-Son-Straße, Hoffmannweg, Jacob-von-Korbach-Weg, Julius-Voos-Gasse,
20
Luise-Rappoport-Weg, Marks-Haindorf-Stiege, Meta-Seelig-Weg, Nanny-Katz-Weg, Philippsweg,
Reha-Mathel-Falk-Weg, Simonsplatz, Sonja-Kutner-Weg, Sophie-Heimbach-Weg, Weinbergweg und
30
Zwi-Schulmann-Weg.
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