Natz-Thier-Weg
Statistischer Bezirk: Mauritz-Ost
Entstehung: 1964
Amtsblatt: Jul.64
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Bernhard (Natz) Thier, 20.11.1886 Coesfeld, 31.10.1957 Düsseldorf, Oberregierungsrat, Heimatdichter.
Geboren als Sohn des letzten Coesfelder Zinngießers Bernhard Thier, Abitur am Gymnasium
Nepomucenum in Coesfeld, Studium des Bauingenieurwesens an der Technischen Hochschule in
Aachen, wo er im Dezember 1910 die Diplomprüfung ablegte. Nach Absolvierung des
Vorbereitungsdienstes und Ablegung der Staatsprüfung und Ernennung zum Regierungsbaumeister
(20.4.1914) erste Anstellung als Beamter bei der Generaldirektion der Reichseisenbahnen in
Elsaß-Lothringen. Nach dem Ende des 1. Weltkrieges ausgewiesen, fand er zunächst Verwendung als
Hilfsdezernent bei der Eisenbahndirektion in Köln, bis er am 1. 10.1932 zum Vorstand des
Betriebsamtes Euskirchen ernannt wurde. Am 1.12.1933 wurde er als Dezernent und
stellvertretender Leiter in die neugeschaffene Oberste Bauleitung der Kraftfahrbahnen
(Reichsautobahnen) in Köln berufen, die in den Anfängen organisatorisch zur Deutschen
Reichsbahn gehörte. Am 1. Oktober 1941 Übertritt in die Behörde des Generalinspekteurs für das
Deutsche Straßenwesen.
Bei einem Luftangriff auf Köln im Oktober 1944 verwundet, wurde er zur Wiederherstellung seiner
Gesundheit in das Coesfelder Krankenhaus überwiesen. Im Auftrag der Stadtverwaltung und der
Besatzungsbehörde übernahm er unmittelbar nach dem Zusammenbruch die Leitung des Stadtbauamtes,
wo der die vorbereitenden Arbeiten zum Wiederaufbau seiner völlig zerstörten Heimatstadt in
Angriff nahm.
Da seine vorgesetzte Behörde eine weitere Beurlaubung ablehnte, übernahm er am 1.12.1945 die
Leitung der inzwischen wieder eingerichteten Obersten Bauleitung in Köln, die am 1.04.1946 mit
der Auflösung der Reichsautobahnen in der Provinzialverwaltung (heute
Landschaftsverband) aufging. Von diesem Zeitpunkt an war er bis zu seiner Pensionierung Leiter
des Straßenbauamtes Köln 2 (Autobahnen).
Natz Thiers schriftstellerisches Werk reicht bis in die Gymnasialzeit zurück. Er schrieb
zunächst hochdeutsch, wandte sich dann jedoch dem münsterländischen Platt zu, das seine
eigentliche Stärke werden sollte. Aus seiner Feder stammen zahlreiche Veröffentlichungen und
Gedichte. Über Coesfeld hinaus bekannt wurde er vor allem durch seine plattdeutschen
Theaterstücke, die besonders auf Laienbühnen gespielt wurden: Möllers Drüksken,
Moders Naolaot, Up Baunenstrunks Iäwe und Wu is dat met Siska?.
Letzteres wurde über 2.000 mal aufgeführt. Im westfälischen Karneval hatte Natz Thier seinen
festen Platz. In Coesfeld gehörte er zu den Gründern der Karnevalsgesellschaft
Die-La-Hei.
Quelle: Erwin Dickhoff, Coesfelder Straßen, Coesfeld 1994
- Lexikon Westfälischer Autorinnen und Autoren Bernhard Thier
In Mauritz-Ost gibt es ein Gebiet mit 17 Straßennamen aus dem Themenbereich Dichter. Es sind
die Straßennamen
Adalbert-Stifter-Straße, Agnes-Miegel-Straße, Brentanoweg, Castelleweg, Clara-Ratzka-Weg, Franz-Grillparzer-Weg, Gerhart-Hauptmann-Straße, Heinrich-Lersch-Weg, Hermann-Sudermann-Straße, Hilleweg, Ludwig-Anzengruber-Weg,
Natz-Thier-Weg, Paul-Keller-Straße, Peter-Rosegger-Weg, Stehrweg,
Temmeweg und Theodor-Fontane-Straße.
Es gibt in Münster 14 Straßen, die nach Dichtern der niederdeutschen Mundart benannt
sind:
Anton-Aulke-Straße, Brockmannstraße, Castelleweg,
Eli-Marcus-Weg, Falgerstraße, Fritz-Reuter-Straße, Josef-Beckmann-Straße, Mehringweg, Natz-Thier-Weg, Paula-Wilken-Stiege,
10
Rinscheweg, Vollmerweg, Wibbeltstraße und Zumbroockstraße.
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