Ossenkampstiege
Ossenkampstiege ist ein in dieser Gegend überlieferter Flurname.
'Ossen' ist das mundartliche Wort für Ochsen.
Ochsen brachten Geld nach Münster
Der Handel mit Ochsen zählte seit dem ausgehenden Mittelalter zu den Haupteinnahmequellen der
Wirtschaft in Münster und seinem Umland. Die Ochsenherden kamen teils aus Westfalen und dem
Oldenburgischen, teils aus Friesland, Dänemark, Polen, ja sogar aus Südschweden. Ein Großteil
der Tiere wurde im August auf dem Bartholomäusmarkt in Greven verkauft. Einen anderen Teil der
Rindviehherden trieben die Kaufleute im Frühherbst im Kölner Ochsenfest auf. Dort
sollen um 1500 alljährlich zwischen 6.000 und 8.000 Tiere den Besitzer gewechselt haben. Doch
ehe die Tiere als schlachtreife Ochsen verkauft werden konnten, mussten sie erst einmal
aufgepäppelt werden. Vorzüglich eigneten sich dazu die feuchten Niederungen vor den Stadtmauern
Münsters. Schon bald reichten diese Flächen nicht mehr aus. Ackerland musste eingezäunt werden.
Wo bis dahin Roggen oder gar Weizen unter der Julisonne gediehen, grasten nun
Ochsenherden.
Quelle: Stadtarchiv Münster, Im Wandel der Zeit - 1200 Jahre Münster, Zwolle 2000,
Seite 327
Der Handel mit dem auf den Weiden vor der Stadt gemästeten friesischen und später auch
dänischem Vieh hat seit dem 11. Jahrhundert so sehr den Typ des münsterischen Kaufmanns
bestimmt, dass man im Rheinland unter einem Münsteraner geradezu einen Ochsenhändler
begriff.
Quelle: Joseph
Prinz, Mimigernaford - Münster , Münster 1981, Seite 164
Kamp
Kamp - das klingt urig und plattdeutsch, doch das Wort stammt aus dem Lateinischen. In der Antike bedeutet der 'campus' so viel wie freie, unbebaute, offene Fläche. Die Römer brachten das Wort bis in den Norden Galliens mit. Von dort sprach es sich nach Osten unter den Stämmen Germaniens um. Als die Römer das Land wieder verließen, blieb das Wort hier und verkehrte sich ins Gegenteil. Wo es vorher eine freie Fläche meinte, erhielt es nun Grenzen und Wälle. Im 6. bis 8. Jahrhundert stand 'campus' für umzäuntes Siedlungsgelände, Viehpferch, umzäunten Acker.
Diese Form des eingezäunten Nutzlandes war in Westfalen allgemein verbreitet. Nicht ohne Grund
führt der Kamp mit weitem Abstand die Hitliste aller Flurnamen an: endweder allein, in
Verkleinerungsform oder auch mit vielerlei Zusätzen, die auf die Nutzung des Landes hindeuten.
Die vier Getreidesorten sind den in den Flur- und Familiennamen Roggenkamp, Gerstkamp,
Hawerkamp und Weitkamp gut zu erkennen. Auch die Bedeutung von Kalwerkamp, Kohkamp oder
Swinekamp wird rasch verständlich. Aber was bitte verbirgt sich hinter Rüskenkamp und
Telgenkamp? Hier eine kleine Übersetzungsliste:
Röwekamp = Feld mit Rüben; Klawerkamp = Feld mit Klee;
Flaskamp = Feld mit Flachs, Telgenkamp = Feld mit jungen Eichen;
Hesterkamp = Feld mit jungen Eichen oder Buchen;
Eekenkamp, Ekelkamp = Feld mit Eichen oder Eicheln;
Bökenkamp = Feld mit Buchen, Braamkamp = Feld mit Ginster;
Ellerkamp = Feld mit Erlen; Dörnkamp = Feld mit Dornengebüsch;
Hülsekamp = Feld mit Stechginster (Ilex); Rüskenkamp = Feld mit Binsen.
Der Kamp verbirgt sich auch in vielen Familiennamen. Wer an solchem Feld wohnte und - oder es bewirtschaftete, den nannte man Kampmann, Kempmann, Kemper, Kaempfer, Kamphoff oder Kamphaus.
In Westfalen taucht das Wörtchen erstmals im 9. Jahrhundert in schriftlichen Belegen auf, heute
gibt es den Flurnamen Kamp nahezu flächendeckend in Westfalen. Besonders häufig hingegen ist
der Kamp am Hellweg, in Ostwestfalen bzw. im Paderborner Land sowie vor allem im Münsterland.
Hier schätzten die Bauern die umzäunten Felder. [ ... ] Die Wälle und Umzäunungen wurden im
Laufe des 19. Jahrhunderts vielerorts niedergelegt, die Flächen geöffnet, nicht selten auch
getauscht bzw. zusammengelegt und viele der 'alten' Kämpe verschwanden. Geblieben ist
der Kamp in vielen Flurnamen.
Quelle: Gisbert Strotdrees in Landwirtschaftliches Wochenblatt Westfalen-Lippe,
Münster, Ausgabe 37/2013
Es gibt in Münster 107 Straßennamen mit dem Wort Kamp. Es sind:
Aakamp, Alter Heidkamp,
Am
Angelkamp, Am Berler Kamp,
Am Diekamp,
Am Eschkamp,
Am Hangkamp,
Am
Hawerkamp, Am Herzkamp,
Am Kerkamp,
Am
Lindenkamp, Am Linnenkamp,
Am
Roggenkamp, Am Schlagkamp,
Backenkamp,
Berkenkamp,
Blomenkamp,
Bökenkamp,
Bonnenkamp,
Bowenkamp,
Bredekamp,
Breitenkamp,
Brock, Brockkamp, Bünkamp, Buschkamp, Dabeckskamp Dalkamp, Deermannskamp,
Dennenkamp,
Derkskamp,
Dreischkamp,
Erlenkamp,
Feldkamp,
Feldstiege,
Feldstiegenkamp,
Flaßkamp,
Gallenkamp,
Geistkamp,
Gerstkamp,
Gorenkamp,
Gronewegskamp,
Große
Helkamp, Grottenkamp,
Haugenkamp,
Hegerskamp,
Heuenkamp,
Hofkamp,
Holsenkampweg,
Holtkamp,
Im Bilskamp,
Immenkamp,
Janskamp,
Juffernkamp,
Kampstraße,
Kegelskamp,
Kerstingskamp,
Kiesekampweg,Kiesekamps
Mühle, Kleikamp, Kleine Breikamp,
Klinkkampweg,
Knufenkamp,
Kortenkamp,
Koskamp,
Langenkamp,
Laukamp,
Lehmkamp,
Meinenkampstraße,
Mengelkamp,
Merschkamp,
Meßkamp,
Middelkamp,
Neuer
Heidkamp, Nienkamp, Ossenkampstiege,
Pferdekamp,
Pottkamp,
Regenskamp,
Reinerskamp,
Rohrkampstraße,
Rottkamp,
Sandfortskamp,
Sandweg,
Schleebrüggenkamp,
Schlienkamp,
Schürkamp,
Schwarzer
Kamp, Soestkamp, Soetenkamp, Stakenkamp, Steinkamp, Sternkamp, Stickamp, Stiegkamp, Sunderkamp, Teigelkamp, Tengenkamp, Tönskamp, Virnkamp, Weitkampweg,
Westenkamp,
Wickenkamp,
Wienkampstraße,
Wildenkamp,
Woestenkamp,
Wortkamp.
Was ist eine Stiege?
Der Flurname "Stiege" ist vor allem im Münsterland und auch im östlichen Westfalen
weit verbreitet, kann aber Ortsfremde in die Irre führen. Denn gewöhnlich weist dieses Wort ja
bergauf: Es meint einen Anstieg, einen Bergpfad oder auch eine Treppe. Auch in Westfalen war
das so: Das alte plattdeutsche Wort "Stiege" bezeichnete etwa die Treppe zur Upkammer, aber
auch die Hühnerleiter im Stall. "Stiege" nannten die Bauern auch den Querbalken, auf
dem sie einen Zaun oder eine Hecke übersteigen konnten.
Im Münsterland aber setzte sich eine weitere Bedeutung durch, denn "Stiege" sagten die
Bauersleute bald auch zu kleineren Flußwegen. Stiegen dienten als
Zufahrt zum Hof: Hülskotters Stegge (Gronau), Enxkers Stegge (Ammeloe), Berings Stiege
(Weseke), Hackmanns Stiege (Neuenkirchen), An der Nordorper Stiege (Borken), oder als
Weg zur Mühle: An der Mühlenstiege (Epe, Münster, Höster), Möllenstegge (Coesfeld), an de
Muhlenstegge (Neuenkirchen), als
Weg zur Kirche oder zum Friedhof: Kerkstegge (Coesfeld, Nateln bei Soest), Kierkstege
(Münster); Laichenstiege (Altenberge), Liekstegge (Groß Reken), Lickstegenkamp (Billerbeck)
oder als
Weg ins Nachbardorf: An de Wessumer Stiege, an der Wüllner Stegge (beide in Ahaus),
Himmighäuser Fußstiege (Snadebeck bei Höxter).
Die Stiege hat aber ihre ursprüngliche Bedeutung des Steigens und Kletterns nicht verloren. Das
klingt vor allem im Namen des Sauerlandes an wie etwa "Auf der Bergsteige" in Saalhausen oder
"Steigenberg" in Drolshagen. (...)
Quelle: Gisbert Strotdrees in Landwirtschaftliches Wochenblatt Westfalen-Lippe,
Münster, Ausgabe 15/2014
Im Stadtgebiet Münster gibt es 41 Straßennamen mit dem Grundwort Stiege. Nur ein Teil davon
sind historische Bezeichnungen wie Gasselstiege, Meesenstiege oder Woortstiege. Andere
'Stiege'-Namen sind leider Neuschöpfungen, die historisch klingen sollen.
Es sind:
Appelbreistiege,
Beelertstiege,
Bernsmeyerstiege,
Boeckmannstiege,
Brinkmannstiege,
Brüggstiege,
Coerdestiege,
Derßenbrockstiege,
Dingstiege,
Doris-Wortmann-Stiege,
Eckernstiege,
Feldstiege,
Feldstiegenkamp,
Feuerstiege,
Gartenstiege,
Gasselstiege,
Hagelbachstiege,
Haselstiege,
Jungfer-Willemin-Stiege,
Langenhorster
Stiege, Laustiege, Linnebornstiege,
Lühnstiege,
Luntenstiege,
Marks-Haindorf-Stiege,
Meesenstiege,
Mersmannsstiege,
Niedenstiege,
Ossenkampstiege,
Papenstiege,
Paula-Wilken-Stiege,
Pieperstiege,
Potstiege,
Schelmenstiege,
Schildstiege,
Schlautstiege,
Schlikötterstiege,
Sendener
Stiege, Uppenkampstiege,
Wittoverstiege
und Woortstiege.
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