Otto-Weddigen-Straße
Benannt nach Otto Weddigen (1882-1915) Admiral, U-Boot-Kommandant im Ersten Weltkrieg.
Otto Weddigen, *15.9.1882 in Herford, 18.3.1915 in Pentland Firth/USA, U-Boot-Kommandant. Der
Sohn eines Großkaufmanns wurde 1901 Seekadett. Im Jahre 1904 zum Leutnant befördert, tat er
bereits 1908 auf U-Booten seinen Dienst. Seit 1911 war er Kommandant des U 9 und wurde im April
1912 zum Kapitänleutnant befördert. Am 22.9.1914 versenkte Weddigen mit U 9 in der Nordsee vor
der niederländischen Küste drei englische Panzerkreuzer. Am 18.3.1915 wurde das von ihm
geführte U 29 bei einem Angriff von einem englischen Schlachtschiff gerammt, die gesamte
Besatzung fand den Tod.
Quelle im Internet: http://www.luise-berlin.de/strassen/
Aus dem Gutachten der Bezirksvertretung Münster-Mitte 2021:
Otto Weddigen, geboren am 15. September 1882 in Herford, gestorben am 18. März 1915 vor Scapa
Flow, Schottland, war ein Berufsoffizier in der Reichsmarine. Er trat 1901 der Kaiserlichen
Marine bei und tat zunächst in Asien Dienst. Nach seiner Rückkehr 1908 wurde er zur
U-Boot-Waffe abkommandiert. Berühmt wurde er, als er als Kommandant des Unterseebootes U9 am
22. September 1914 drei englische Panzerkreuzer vor Hoek van Holland versenkte. Der Erfolg war
angesichts der stockenden Offensive an Land von psychologischer Bedeutung und wurde
entsprechend propagandistisch ausgewertet.
Weddigen und seine Mannschaft wurden als Seehelden gefeiert, Weddigen von Wilhelm II. als erster Marineoffizier mit dem Orden „Pour le Mérite“ geehrt. Die Stadt Herford ernannte Weddigen zum Ehrenbürger. Als Kommandant von U29 führte Weddigen Handelskrieg in der Irischen See. Beim Rückmarsch des Bootes über Schottland griff Weddigen – wahrscheinlich befehlswidrig – Schiffe der vor Scapa Flow liegenden britischen Grand Fleet an. Dabei wurde U29 vom britischen Linienschiff „Dreadnought“ gerammt und versenkt.
Die bereits während des Ersten Weltkriegs angelegte Heroisierung Weddigens wurde während des NS-Regimes aktualisiert und ausgebaut. Er wurde zum Namensgeber der ersten U-Boot- Flotille der neuen Kriegsmarine und zur Blaupause zum Aufbau des U-Bootkommandanten Günter Prien als NS-Held. Die Angriffe Priens auf Schiffe der Royal Navy bei Scapa Flow wurden als Rache für den Untergang Weddigens gewertet, in dessen Geist der völligen Opferbereitschaft wiederum die Selbstversenkung der bei Scapa Flow internierten deutschen Hochseeflotte nach dem Ersten Weltkrieg erfolgt sei.
Ähnlich wie Manfred von Richthofen wurde Weddigen als überragendes militärisches Talent, kameradschaftlicher Offizier und charismatischer Führer gefeiert. Ebenso wie Richthofen galt Weddigen damit als Vorbild, um die „heiße Begeisterungsfähigkeit der Jugend" (Generalleutnant Thomsen, Chef des Generalstabs der Luftstreitkräfte) zu wecken. Die traditionelle Heldenrolle erhielt noch einen besonderen nationalsozialistischen Charakter, wenn diese Offiziere als charismatische Führer in der Gemeinschaft mit ihren Untergebenen ein kleines Abbild des Führer-Volk-Verhältnisses stifteten.
Nach dem Beschluss des Ausschusses zur Umbenennung von Straßen in Münster vom August 1947 hätte die Otto-Weddigen-Straße gemäß der Kontrollratsdirektive Nr. 30 vom 13. Mai 1946 über die Beseitigung deutscher Denkmäler und Museen militärischen und nationalsozialistischen Charakters zusammen mit der Admiral-Scheer-Straße, der Admiral- Spee-Straße, dem Alfred-Krupp-Weg, dem Fehrbellinweg, der Langemarckstraße, der Manfred-von-Richthofen-Straße, der Ostmarkstraße, der Skagerrakstraße und der Tannenbergstraße umbenannt werden sollen.
Außer in Münster wurden in zehn weiteren Städten in Westfalen zwischen 1933 und 1945 Straßen nach Otto Weddigen benannt. In allen diesen Städten wurden die Straßen nach dem Zweiten Weltkrieg umbenannt.
Weitere Informationen zum Thema:
- Prüfbericht zu Straßen aus der NS-Zeit im Bereich der BV Münster Mitte (von A. Schwitanski, 2021)
- Aktuell diskutierte Straßennamen
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