Overbergstraße
Benannt nach Bernard Heinrich Overberg, (1754-1826), Reformator des Schulwesens im Bistum Münster.
Bernard Overberg wurde in Voltlage (Münsterland) geboren. Seine Eltern legten
großen Wert auf eine religiöse Erziehung. In den ersten Lebensjahren schien der Junge wenig
begabt zu sein. Mit neun Jahren entwickelte er jedoch große geistige Fähigkeiten, so dass ihm
der Pfarrer Lateinunterricht erteilte. Später durfte Overberg das Franziskanergymnasium in
Rheine besuchen. Bereits nach einem Jahr hatte er seine Mitschüler in allen Fächern
überflügelt.
1774 begann er seine philosophischen und theologischen Studien in Münster. Am 20.12.1779 wurde
er in Rheine zum Priester geweiht. Seine erste Stelle als Kaplan bekam er in dem kleinen Dorf
Everswinkel. Dort begann er, mit viel Engagement und neuen und verbesserten Methoden
Religionsunterricht zu erteilen. Davon erfuhr der Bischof und berief Bernard Overberg an die
sog. Normalschule nach Münster. In dieser wurden jährlich Lehramtsanwärter zwei bis
drei Monate lang in den Grundsätzen der Erziehung, des Unterrichts und der Methodik
unterwiesen. Overberg erkannte, dass die Ausbildung der Lehreramtsanwärter bisher nur sehr
schlecht und nachlässig durchgeführt worden war.
Sein reiches Wissen, sein unermüdliches Schaffen und seine von tiefer Gläubigkeit geprägte
Lebensführung fanden ihre Krönung in der Berufung zum Regens des Priesterseminars in
Münster.
Mit großer Hingabe widmete er sich der verantwortungsvollen Aufgabe. Im Herbst 1826 gab
Overberg noch einen Kursus an der Normalschule. Zwei Tage später starb er mit den Worten:
Dir, o Herr Jesus, sterbe ich. Das ganze Münsterland trauerte um ihn.
Als einer der ersten Pädagogen seiner Zeit wandte Overberg das Unterrichtsprinzip der
Anschauung an, das für jeden Lehrer heute eine Selbstverständlichkeit ist.
Er sagte dazu: Der Unterricht soll vom Konkreten zum Abstrakten vorschreiten, vom Bekannten
zum Unbekannten aufsteigen.
Das bis dahin praktizierte geistlose Eintrichtern verurteilte er. Stattdessen erzählte
er aus der Bibel und gab dazu Erläuterungen mit Beispielen aus dem täglichen Leben; er erklärte
die Gleichnisse des Neuen Testamtens mit einfachen und verständlichen Worten. Sein
Hauptanliegen war nicht die Aneignung von Wissen, sondern die Erziehung. Er wollte den
Willen zum Guten lenken, zu gläubiger Hingabe an Gott führen. Overberg wurde
schon zu seinen Lebzeiten weit bekannt. Im Münsterland nannte man ihn Lehrer der
Lehrer. Er war als Pädagoge Wegbereiter für manches, was heute in unseren Schulen wirksam
ist.
Autor: Johannes Werner Schurgacz
Quelle: Liselotte
Funcke (Hrsg), Hagener Straßen erzählen Geschichte(n), Hagen 2001
- Eintrag in der Neuen Deutschen Biographie Bernard Overberg
- Lexikon Westfälischer Autorinnen und Autoren Bernard Overberg
Der Kreis von Münster
Der Kreis von Münster, der auch familia sacra genannt wird, ist eine eigenständige
kulturelle Bewegung der deutschen Geistesgeschichte. Das katholisch geprägte, fürstbischöfliche
Münster gelangte in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts kurz vor seinem endgültigen
Untergang noch einmal zu einer einzigartigen Blütezeit. Um die Person Franz von Fürstenbergs,
Anton Matthias Sprickmanns, Bernhard Overbergs und schließlich der Fürstin Amalie von Gallitzin
versammelte sich ein Kreis gebildeter, humanistisch orientierter Katholiken. Zeitgleich mit
Goethe und Schiller und der Weimarer Klassik entwickelte sich in Münster eine auf christlichen
Werten beruhende Lebenseinstellung der Nächstenliebe, Humanität und Toleranz. Bemerkenswert
ist, dass eine Frau, Amalie von Gallitzin, zum Mittelpunkt dieses Kreises werden konnte. Zum
Kreis von Münster gehörten Johann Georg Hamann, Graf zu Stolberg und der holländische Philosoph
Franz Hemsterhuis (1721-1790).
Quelle: Detlef Fischer, Münster von A bis Z, Münster 2000
Es gibt in Münster sechs Straßen, die nach Personen aus dem Kreis von Münster benannt wurden. Die Fürstenbergstraße, Gallitzinstraße, Hamannplatz, Overbergstraße, Sprickmannstraße und die Stolbergstraße.
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