Philippsweg
Statistischer Bezirk: Wolbeck
Entstehung: 2018
Amtsblatt: 22/2018
im Stadtplan anzeigen
Benannt nach der jüdischen Familie Philipps.
- Position des Stolpersteins im Stadtplan
In den 1880er Jahren zog Gustav Philipps, Metzgergeselle aus Oberhausen, nach Wolbeck, wohnte und arbeitete beim Metzger Michel Baumgarten, Neustraße 5. Im November 1891 heiratete er die Tochter Fanny Baumgarten. Nach Fannys frühem Tod heiratete Gustav deren Schwester Johanna Baumgarten. Die Familie hatte später fünf Kinder. Die Kinder gingen in Wolbeck zur Schule, nahmen am örtlichen Leben in Wolbeck teil und pflegten auch die Traditionen ihrer jüdischen Religion. Gustav übernahm die Metzgerei seines Schwiegervaters. Als mit Beginn der NS-Zeit die Bedrohungen auch in Wolbeck zunahmen, verließen die drei Töchter Jenny, Helene und Clara Wolbeck. Jenny emigrierte in die Niederlande. Dort heiratete sie Ari Cohen. Das Paar emigrierte 1937 nach Schweden. 1947 kehrten sie mit ihren Kindern nach Deutschland zurück und engagierten sich auch politisch für den Aufbau der DDR. Die Tochter Lene Philipps zog es nach Köln. Dort lernte sie Artur Salm kennen. Nach den Zerstörungen der Pogromnacht emigrierte das Paar nach Argentinien. Die Mutter Johanna Philipps (geb. Baumgarten) konnte erst 1939, 74 Jahre alt zu ihrer Tochter Clara Haase nach Amsterdam emigrieren. Nach der Besetzung der Niederlande durch deutsche Truppen im Mai 1940 wurden Clara Haase und ihr Mann Samuel Haase sowie Johanna Philipps von Westerbork aus in verschiedene Konzentrationslager deportiert und kamen dort um. Hermann Philipps wurde vom Sammellager Drancy (bei Paris) nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Quelle: Peter Schilling, Gudrun Beckmann-Kircher, Monika Simonsmeier, Spuren der Erinnerung an jüdische Familien in Wolbeck, Lebensgeschichten zu Stolpersteinen, Münster 2016, Seiten 130 bis 160
-
Als
das jüdische Leben in Münster erlosch
weiterer Bericht von Gisela Möllenhoff in Westfälische Nachrichten, Auf Roter Erde
Dunkles Kapitel auch in Wolbeck
Bereits im 16. Jahrhundert lebten jüdische Familien in Wolbeck [...]. Beispielsweise Jacob von
Korbach, der Leibarzt des Bischofs Franz von Waldeck war. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts nahm
die Zahl der ansässigen Familien zu. Es wurde ein Betraum eingerichtet, den 1824 der Bau einer
Synagoge an der Wallstraße ersetzte. Bald konnte dort auch regelmäßiger Schulunterricht erteilt
werden. Auffällig war allerdings ein häufiger Lehrerwechsel, der wahrscheinlich auf schlechte
Arbeitsbedingungen und Bezahlung zurückzuführen war. Die Gemeinde blieb klein und schloss sich
daher mit Havixbeck, Telgte und Nottuln 1857 zu einer Synagogengemeinschaft zusammen.
[...]
Die 34 jüdischen Einwohner, die noch vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Wolbeck
gezählt wurden, waren wohlhabende und beliebte Mitbürger, vornehmlich als Viehhändler und
Metzger tätig. Bereits Anfang 1938 wurde die kleine Synagoge nach Aufenzeugen von fanatischen
NS-Anhängern verwüstet. Es entschlossen sich nur wenige der älteren Juden, rechtzeitig
Deutschland zu verlassen. Sie wurden 1941/42 in die Konzentrationslager Riga, Auschwitz,
Buchenwald, Stutthof und Theresienstadt deportiert. [...]
Quelle: Westfälische Nachrichten Jg. 1998, gekennzeichnet mit "-sis-"
Auf dem ehemaligen jüdischen Friedhof am Helmut-Pins-Weg
erinnert ein Gedenkstein an das Schicksal der Juden in Wolbeck mit dem Text:
ZUM GEDENKEN UNSERER JÜDISCHEN MITBÜRGER,
DIE HIER IHRE RUHESTÄTTE FANDEN UND DERER, DIE
DURCH DIE VERFOLGUNG IN DEN JAHREN 1933-1945
IHR LEBEN LASSEN MUSSTEN.
Sechs jüdische Familien in Wolbeck
In dem Baugebiet zwischen den Straßen Petersheide, Petersdamm und Am Steintor wurden die
Straßen nach früheren jüdischen Familien in Wolbeck benannt. Diese Namen stehen beispielhaft
für die jüdische Geschichte des Ortes. Jacob von Korbach war der erste nachweisbare Jude in
Wolbeck. Die anderen Namen sind ebenfalls schon früh erwähnt. Die Familien waren über
Generationen in Wolbeck ansässig oder Mitglieder der Familien haben sich um den Ort verdient
gemacht. Die zeitliche Spanne reicht von der ersten Erwähnung bis in die NS-Zeit. Es sind die
Straßennamen Baumgartenweg, Heilbronnweg, Hoffmannweg,
Jacob-von-Korbach-Weg, Philippsweg und Weinbergweg
Im Stadtgebiet Münster gibt es 31 Straßen, die nach Menschen mit jüdischer Abstammung benannt
sind:
Alfred-Flechtheim-Platz, Baumgartenweg, Edith-Miltenberg-Weg, Edith-Stein-Straße, Einsteinstraße, Elfriede-Meyer-Weg, Eli-Marcus-Weg, Else-Scheuer-Weg, Goldenbergstraße, Gumprichstraße,
10
Hedwig-Feibes-Weg, Heilbronnweg, Helmut-Pins-Weg, Henny-Uhlmann-Weg, Henny-Waldeck-Weg, Henriette-Hertz-Weg, Henriette-Son-Straße, Hoffmannweg, Jacob-von-Korbach-Weg, Julius-Voos-Gasse,
20
Luise-Rappoport-Weg, Marks-Haindorf-Stiege, Meta-Seelig-Weg, Nanny-Katz-Weg, Philippsweg,
Reha-Mathel-Falk-Weg, Simonsplatz, Sonja-Kutner-Weg, Sophie-Heimbach-Weg, Weinbergweg und
30
Zwi-Schulmann-Weg.
Gehört zum Thema: