Piusallee
Dieser Straßenzug wurde im Jahre 1876 nach Papst Pius IX., *1846, 1878 Piusstraße
benannt. Auf dem Stadtplan von 1854 war sie als Große Pagenstiege ausgewiesen, später
hieß sie - bis 1876 - Erdstraße. Nach Erweiterung durch den alten Bahndamm der
Hamm-Emdener Eisenbahn, die auf den Damm der Osnabrücker Strecke verlegt wurde, nannte man sie
im Jahre 1904 in Piusallee um.
Quelle: Wilhelm Kohl in: Münstersche
Zeitung, 11.1.1957
Die Straße wurde 1876 nach Papst Pius IX. (1846 - 1878) benannt. Die Benennung fiel in die
hitzigste Phase des Kulturkampfes in Münster.
Quelle: Detlef Fischer, Münster von A bis Z, Münster 2000>
Der Kulturkampf
Die von Bismarck entfesselte Kampagne gegen zur Trennung von Kirche und Staat - die Schulen
standen in kirchlicher Trägerschaft - dauerte von 1872 bis in die 1880er Jahre. Von Seiten der
Katholiken wurde der Kulturkampf im Wesentlichen mit passivem Widerstand beantwortet. In
Münster hatte sich Bischof Brinkmann verschiedenen staatlichen Maßnahmen widersetzt. Man hatte
daraufhin Pfändungen bei ihm vorgenommen und ihn im Jahre 1875 sogar für 40 Tage in Haft
genommen. Aber ehe der Bischof im darauf folgenden Jahr abgesetzt und das Bistum Münster unter
staatliche Zwangsverwaltung gestellt wurde, war Brinkmann in die Niederlande ins Exil gegangen.
In der Stadt und im ganzen Münsterland kam es zunehmend zu antipreußischen Protesten,
Widerstand und Unruhen. Eine gravierende Entfremdung zwischen dem preußischen Staat und dem
Münsterland war die unausweichliche Folge. Die Rückkehr des Bischof Brinkmanns, nach dessen
"Begnadigung" durch den Kaiser im Jahre 1884, geriet zu einem Triumphzug. Mehrere Tage dauerten
die ausgelassenen Feierlichkeiten in der Stadt. Insgesamt hat sich Bismarcks Kulturkampf, von
dem auch andere katholische Regionen betroffen waren, als großer politischer Fehlschlag
erwiesen.
Quelle: Detlef Fischer, Münster von A bis Z, Münster 2000>
Nicht zu Lebzeiten!
Straßenbenennungen nach Personen werden grundsätzlich erst dann beschlossen, wenn die Person
verstorben ist. Bei insgesamt etwa 600 Straßen in Münster, die nach Personen benannt sind, hat
es allerdings mehr als ein Dutzend Ausnahmen gegeben.
Es sind:
- 1871 Wilhelmstraße nach Kaiser Wilhelm I., †1888
- 1876 Piusallee nach Papst Pius IX., †1878
- 1896 Windthorststraße †1900
- 1900 Kaiser-Wilhelm-Ring nach Kaiser Wilhelm II., †1941
- 1900 Averkampstraße, nach Stadtrat Hermann Averkamp, †1907
- 1905 Ulrichstraße, †1930
- 1912 Peter-Büscher-Straße, †1919
- 1914 Studtstraße, †1919
- 1928 Althoffstraße, †1948
- 1931 Ludwig-Dürr-Straße, †1956
- 1934 Elsa-Brändström-Weg, †1948
- 1958 Richard-Schirrmann-Weg, †1961
- 1960 Agnes-Miegel-Straße, †1964
- 1965 Heinrich-Brüning-Straße, †1970
- 1970 Anton-Aulke-Straße, †1974
- 1974 Heideggerstraße, †1976
- 1974 Ernst-Schenke-Straße, †1982
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