Pleistermühlenweg
Im Jahre 1929 wurde diese Straße nach der Pleistermühle an der Werse benannt. Der Schultenhof
Blesheri (Pleister) mit der zugehörigen Mühle war ein bischöfliches Lebensgut, das im 15.
Jahrhundert die Erbmänner von Schenking inne hatten, später dann die Kerkerings und Borg.
Quelle: Wilhelm Kohl in: Münstersche
Zeitung, 28.6.1957
Die Pleistermühle ist die Wassermühle des Hofes Schulze Pleister, der die heutige Lagebezeichnung Prozessionsweg 24 hat. Der Name des Hofes Schulze Pleister ist in Urkarten belegt.
Der Pleistermühlenweg
Wichtig für den Fernverkehr Münsters mit dem Osten wurde Warendorf erst zu der Zeit, als der
Ostlandhandel nicht mehr ausschließlich über See und über Osnabrück-Bremen-Hamburg, sondern
weitgehend auch über Land durch die Porta Westfalica-Minden nach Lübeck ging, also etwa seit
dem letzten Drittel des 12. Jahrhunderts. Zunächst war der Lauf dieser Straße ein anderer als
in der Neuzeit. Der noch heute bekannte und auf weiten Strecken auf dem Meßtischblatt
verzeichnete alte Münsterweg führte 2 km südlich an Telgte vorbei, überquerte die
Werse bei der Pleistermühle, folgte dann dem Pleistermühlenweg an der Südseite des
Mauritz-Stiftes vorbei und mündete erst bei Linnenbrinks Garten (durch die Oststraße)
in die heutige Warendorfer Straße ein. Erst die sich seit dem frühen 13. Jahrhunderte
entwickelnde Marktsiedlung Telgte an der Ems wird den Verkehr zwischen Münster und Warendorf an
sich gezogen und die alte Straße weitgehend still gelegt haben.
Quelle: Joseph
Prinz, Mimigernaford - Münster, Münster 1981, Seite 21
Die Pleistermühle
Wohl den meisten Münsteranern ist die am Prozessionsweg von Münster nach Telgte liegende
Pleistermühle an der Werse als beliebtes Ausflugsziel bekannt.
Von alters her gehörte die Pleistermühle zum Pleisterhof, der jahrhundertelang Eigentum des
Bischofs von Münster war. Als "curtis Blasheri" wird dieser vermutlich schon aus
karolingischer Zeit stammende Haupthof bereits 1032 urkundlich erwähnt.
Aus einer anderen Urkunde von 1282 wissen wir von den Rittern de Blashere, die das Rittergut
als Ministerielle des Bischofs zu Lehen hatten. 1320 wird in einer Urkunde aufgeführt, dass das
Kapitel von St. Ludgeri zu Münster aus der "molendium quondam Johannis de Blashere" eine Rente
bezog. Damit ist zum ersten Mal die zum Rittergut gehörende Wassermühle bezeugt, obwohl sie
vermutlich wesentlich früher gebaut wurde. Im Laufe der Zeit änderte sich der Name
"Bleshere" in "Bleister" und schließlich in "Pleister".
Im 15. Jahrhundert hatten die Herren von Kerkerinck das "curtis to Bleister" zu Lehen,
das später auf die Herren von Kerkerinck-Borg überging. Der Pleisterhof wurde von da an von
einem Eigenhörigen als Villicus (Schulze) geführt. Das Adelsgeschlecht von Kerkerinck-Borg
blieb jedoch Lehnsnehmer des Bischofs und erhielt den Schulzenhof Pleister mit der Mühle durch
die Säkularisation 1803 zu Eigentum. Im Rahmen der Steinschen Reform übergab von Kerkerick-Borg
gegen eine Ablösesumme den Pleisterhof dem aufsitzenden Schulten.
Die Pleistermühle wurde vom Hof getrennt und vom Freiherrn Kerkerinck-Borg gegen eine
Ablösesumme dem Müller Kaspar Klaas am 23. September 1828 vertraglich übertragen.
Das Müller-Wohnhaus gehörte nicht mehr dazu und war bereits 1790 durch Erbteilung abgetrennt
worden, Hundert Jahre später wurde das ehemalige Müllerhaus in eine Gastwirtschaft umgewandelt.
Als besondere Attraktion für die Gäste verkehrte von 1894 bis 1895 ein Dampfboot auf der
Werse zwischen Pleistermühle und Sudmühle.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der Gutsbesitzer Overesch zu Große-Bracht Eigentümer der Wassermühle. Er ließ die unrentabel gewordene Ölmühle in ein Sägewerk umwandeln und die Antriebsenergie statt von Mühlrädern von einer leistungsfähigen 35-PS-Wasserturbine übernehmen.
In der Kornmühle führte der letzte Müller Meinke noch bis 1964 Lohnmahlungen durch, dann war
aus wirtschaftlich-technischen Gründen das Ende gekommen.
Die Sägemühle ist inzwischen verschwunden; die Kornmühle jedoch ist zu einem Wohnhaus
umgewandelt. Vom Denkmalamt wurde dabei beachtet, dass wenigstens die äußere Form erhalten
blieb.
Das am Mühlenkolk der Mühle gegenüberliegende einstige Müllerwohnhaus kann als Gartenwirtschaft
auf eine hundertjährige Tradition zurückblicken und hat von seiner Anziehungskraft auf
Ausflügler nichts eingebüßt.
Autor: Werner Dobelmann in Münsterische Zeitung, 1936
Quelle: Alois Schwarz, Bernhard Fritsche,
Alte Mühlen im Münsterland, Verlag Aschendorff, Münster 1991
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