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Ausschnitt eines alten Stadtplans von Münster aus dem Jahre 1862
 
Straßenschild Ringoldgasse
 
 
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Raiffeisenstraße

Stadtbezirk:Münster-West
Statistischer Bezirk: Roxel
Entstehung: 1974
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Benannt nach Friedrich Wilhelm Raiffeisen, (1818-1888), Gründer der ländlichen Darlehnskassenvereine.

Friedrich Wilhelm Raiffeisen, Gründer von Genossenschaftsverbänden, 1818-1888
Am 30. März kam Friedrich Wilhelm Raiffeisen als siebtes von insgesamt neun Kindern einer Landwirtsfamilie in Hamm an der Sieg zur Welt, wo sein Vater zeitweilig den Posten des Bürgermeisters einnahm. Mit 17 ging er zum Militär, musste jedoch diese Laufbahn wegen eines Augenleidens aufgeben. Nach einer kurzen Ausbildung übernahm er während der nächsten zwanzig Jahre in mehreren Städten nacheinander Aufgaben als Bürgermeister.
Schon während seiner ersten Amtszeit gründete er den Verein für Selbstbeschaffung von Brot und Früchten. Der äußere Anlass dafür war die Not der armen Bevölkerung im Hungerwinter 1846/47. Dieser ländliche Hilfsverein hatte zunächst rein karitativen Charakter; es war Raiffeisen sogar gelungen, finanzielle Hilfe von Wohlhabenden dafür zu erhalten. Er erkannte aber, dass auf die Unterstützung von außen verzichtet werden sollte; viel wichtiger war Selbsthilfe.
Deshalb änderte er später den ursprünglich gegründeten Heddesdorfer Wohltätigkeitsverein um in den Heddesdorfer Darlehnskassenverein. Damit hatte er die erste ländliche Kreditgenossenschaft errichtet. Typisch war in der Folgezeit, dass sie nicht nur die Geld- sondern auch die Warengeschäfte für die Landwirtschaft und die ländliche Bevölkerung betrieb.
Unzähligen Menschen aus Landwirtschaft, Handwerk und Gewerbe konnte mit diesen Selbsthilfevereinen eine wirtschaftliche Freiheit überhaupt erst ermöglicht werden. Denn die soziale Not war groß. Geprägt war jene Zeit zudem durch Veränderungen wie die Einführung der Gewerbefreiheit, Reformen in der Agrarverfassung und Befreiung der Bauern von den engen Bindungen an die Grundherren.
Seine Ideen fasste Friedrich Wilhelm Raiffeisen in einem 1866 erschienenen Buch mit dem Titel Die Darlehnskassen-Vereine als Mittel zur Abhilfe der Noth der ländlichen Bevölkerung sowie auch der städtischen Handwerker und Arbeiter zusammen. Da er wegen seiner Augenkrankheit früh in den Ruhestand gegangen war, konnte er sich, unterstützt von Schulze-Delitzsch ganz der Genossenschaftsbewegung widmen.
Für einen überregionalen Ausgleich der örtlichen Genossenschaften gründete Raiffeisen ab 1872 Zentralkassen auf Provinzebene. Fünf Jahre später sorgte er für die Beratung und Betreuung der einzelnen Organisationen durch die Gründung des Anwaltschaftsverbandes ländlicher Genossenschaften. Damit hatte er eine überregionale Dachorganisation geschaffen, die der Vorläufer des Deutschen Raiffeisenverbandes werden sollte.
Autorin: Veronika Schmitz
Quelle: Liselotte Funcke (Hrsg), Hagener Straßen erzählen Geschichte(n), Hagen 2001