Ricarda-Huch-Straße
Benannt nach Ricarda Huch, (1864-1947) deutsche Dichterin der Neuromantik.
Ricarda Oktavia Huch
Konservativ und rebellisch-anarchistisch und national, so kennzeichnete Helge Krüger Day die
Dichterin Ricarda Huch anlässlich einer Tagung zu ihrem 50. Todestag 1997. Eine Frau, die in
kein Schema passt.
Ricarda Huch wurde in Braunschweig geboren. Dort besuchte sie eine Privatschule. Nach dem Tod
ihrer Eltern zog sie 1887 mit ihrem zwei Jahre älteren Bruder Rudolf nach Zürich. Unter dem
Pseudonym R. I. Carda veröffentlichte sie in einer Berner Zeitung ihre ersten Gedichte. Im
April 1888 schrieb sie sich an der Universität Zürich in den Fächern Geschichte, Philosophie
und Philologie ein und schloss das Studium mit Diplom und Promotion ab. Zunächst arbeitete sie
als Deutschlehrerin an einer privaten Mädchenschule und widmete sich weiter der
Schriftstellerei. Die ersten Werke erscheinen noch unter dem Pseudonym Richard Hugo (Der
Bundesschwur 1890, Gedichte 1891, Evoe 1892). Die berühmtesten Werke entstanden nach Blütezeit
der Romantik (1899) bis 1916, in denen sie Zeitgeschichte aus der Sicht aller am historischen
Prozess Beteiligten schrieb.
Ihr Privatleben verlief nicht sehr glücklich. Der Versuch, der Beziehung zu ihrem Vetter und
Schwager Richard Huch zu entfliehen, scheiterte ebenso wie die Ehe mit dem Zahnarzt Ermando
Ceconi, aus der die Tochter Marietta hervorging, und die spätere Ehe mit Richard. Aber Ricarda
Huch konnte ihre Lebenskrisen mit Hilfe ihrer Dichtkunst bewältigen. Nach den Lebensstationen
in Bremen, Triest und Braunschweig zog sie nach Berlin zu ihrer Tochter.
1926 wurde sie als erste Frau in die neu gegründete preußische Dichter-Akademie berufen, aus
der sie 1933 als Protest gegen die repressiven Maßnahmen gegenüber ihren jüdischen Kollegen
austrat. Mit Mut und Standhaftigkeit verweigerte sie sich dem Nationalsozialismus und
unterstützte den Widerstand auch nach dem gescheiterten Attentat vom 20.7.1944.
Ricarda Huch sah die Chance der Niederlage, die zu einem demokratischen Neubeginn in
Deutschland führen könne. In diesem Sinne formulierte sie als Alterspräsidentin in der
Eröffnungsrede des Thüringischen Landtages am 24.1.1946 das Programm einer demokratischen
Erneuerung: Demokratie ist eine Sache der Gesinnung. Sie mag noch so sorgsam formal
ausgewogen sein, sie wird sich nie als Volksfreiheit - und das soll sie ja sein- ausprägen,
wenn nicht das Rechtsgefühl und das Verantwortungsbewusstsein im Volke lebendig ist, damit
verbunden ein Selbstbewusstsein, das jedem einen festen Stand gibt und ihn verhindert, mitunter
Willkür und totalitären Staatsansprüchen zu folgen. 83-jährig starb die hochgeachtete
Dichterin nach ihrer Flucht in den Westen.
Quelle: Liselotte
Funcke (Hrsg), Hagener Straßen erzählen Geschichte(n), Hagen 2001
- Eintrag in der Neuen Deutschen Biographie Ricarda Huch
In Roxel gibt es ein Gebiet mit Straßennamen aus dem Themenbereich Dichter. Es sind die
Straßennamen
Bertolt-Brecht-Straße, Carossastraße, Geibelstraße,
Goethestraße, Holteistraße,
Lessingstraße, Ludwig-Thoma-Straße, Ludwig-Tieck-Straße, Nicolaistraße, Paul-Gerhardt-Straße, Ricarda-Huch-Straße, Uhlandstraße und Wilhelm-Raabe-Straße.