Sertürnerstraße
Benannt nach Friedrich Wilhelm Sertürner (1783-1841), Entdecker des Morphins
Sertürner arbeitete als Apothekergehilfe in Paderborn, wo übrigens die Pharmacopoea
Wirtenbergica das amtliche Arzneibuch war, als ihm die bahnbrechende Isolierung des wirksamen
Prinzips im Opium gelang. Sertürner charakterisierte die neue kristallisierbare Reinsubstanz,
die er Morphium nannte, und führte mit ihr pharmakologische Untersuchungen an einem
Hund durch. 1805 veröffentlichte er seine Entdeckung in Trommsdorffs Journal der Pharmacie und
behauptete darin, dass das Morphin eine Base sei. Weil damals nur Säuren als pflanzliche
Wirkstoffe bekannt waren, wurde Sertürner von der Fachwelt zunächst nicht ernst genommen.
Erst gut zehn Jahre später erkannte man, dass Sertürner mit dem Morphin den ersten Vertreter
einer ganzen Klasse von pflanzlichen Sekundärstoffen, nämlich der Alkaloide, entdeckt hatte.
Von diesen Alkaloiden war das Chinin anfangs bei weitem das wichtigste. Morphin wurde zwar auch
in einigen Arzneibüchern monographiert, spielte aber wegen seines emetischen Potenzials in der
medizinischen Praxis vorerst keine große Rolle. Erst nachdem der französische Chirurg
Charles-Gabriel Pravaz eine neue Injektionsspritze erfunden hatte, mit der Morphin parenteral
verabreicht werden konnte, setzte sich Morphin als wichtiges, oft unentbehrliches Analgetikum
durch.
Auf seinem weiteren Berufsweg ließ sich Sertürner zunächst in Einbeck, dann in Hameln als
Apotheker nieder. Er befasste sich weiterhin mit wissenschaftlichen Problemen, z.B. mit der
Entstehung der Cholera, doch blieben ihm weitere epochale Entdeckungen versagt.
Autor: Dr. Klaus Meyer, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie
- Eintrag in der Neuen Deutschen Biographie Friedrich Wilhelm Sertürner