Skagerrakstraße
Benannt nach der Seeschlacht am Skagerrak.
Im Skagerrak fand am 31.5.1916 bis 1.6.1916 die größte Seeschlacht des Ersten Weltkriegs statt.
Trotz bedeutender britischer und deutscher Verluste wurde die Schlacht von beiden Seiten als
Sieg gefeiert und von deutscher Seite als taktischer Erfolg gewertet. Die Schlacht stellte
jedoch die britische Seeüberlegenheit nicht in Frage und war ohne strategische Auswirkung auf
den Krieg. In diesem Kampf verlor die britische Seite u. a. drei Schlachtkreuzer, die deutsche
Seite u. a. den Schlachtkreuzer Lützow. Die Zahl der Toten belief sich bei den Briten
auf 6.094, bei den Deutschen auf 2.551 Mann, unter ihnen der Schriftsteller Gorch Fock.
Die Briten hatten aber den Nachweis erbracht, dass sie die deutsche Hochseeflotte in der
südlichen Nordsee zu isolieren vermochten.
Aus dem Gutachten der Bezirksvertretung Münster-Mitte 2021:
Das Skagerrak ist ein Teil der Nordsee, gelegen zwischen Norwegen, Schweden und Dänemark und
benannt nach dem Ort Skagen am nördlichsten Ende Jütlands (Dänemark). In diesem Gebiet fand vom
31. Mai bis 1. Juni 1916 die sog. Skagerrakschlacht (englisch: Battle of Jutland) zwischen der
Hochseeflotte der Kaiserlichen Marine unter dem Kommando von Vizeadmiral Reinhard Scheer und
der britischen Grand Fleet statt, an der insgesamt rund 250 Schiffe beteiligt waren.
Nachdem Anfang Mai 1916 der Kampfeinsatz von U-Booten gegen Handelsschiffe auf US-amerikanischen Druck von der deutschen Regierung eingestellt worden war, befürchtete die Marineführung einen einschneidenden Bedeutungsverlust. Dem wollte der Flottenchef, Vizeadmiral Reinhard Scheer, durch einen Achtungserfolg gegen die britische Flotte entgegenwirken und plante zu diesem Zweck einen Vorstoß Richtung Skagerrak. Infolge eines abgehörten Funkspruchs waren die deutschen Pläne der britischen Admiralität bekannt, die ein Auslaufen der Grand Fleet unter Admiral Sir John Jellicoe veranlasste. Es kam zu mehreren Gefechten, in deren Folge ca. 3000 deutsche und ca. 6800 britische Soldaten starben und insgesamt 25 Schiffe versenkt wurden, wobei auch hier die britische Seite die größeren Verluste zu verzeichnen hatte. Für den weiteren Kriegsverlauf war die Schlacht nicht ausschlaggebend, aufgrund der höheren Verluste der britischen Seite erklärte indes Kaiser Wilhelm II. Anfang Juni 1916 den Ausgang der Schlacht für die Öffentlichkeit als großartigen Sieg über die englische Flotte. Diese Bewertung wurde vor allem von der Marine so weiter tradiert und bildete die Grundlage des Mythos, dass das Reich „auf See unbesiegt“ geblieben sei, wie der Titel eines 1921 veröffentlichten Sammelbands mit Erinnerungen von Marineangehörigen lautete.
Allerdings blieb die deutsche Hochseeflotte nach ihrer Rückkehr mehrere Monate nicht operationsfähig, während die Grand Fleet weiterhin gefechtsbereit war. Eine Änderung der strategischen Ausgangslage konnte nicht erreicht werden. Der Mythos von der gewonnenen Schlacht wurde auch nach dem Ersten Weltkrieg aufrechterhalten und fand sogar Eingang in Meyers Lexikon: Die Schlacht im Skagerrak wurde zur „größte(n) Seeschlacht der Geschichte“ erklärt, die mit einem „unzweifelhafte[r](n) taktische[r](n) deutsche[r](n) Sieg” geendet habe. Die Schlacht im Skagerrak wurde zu einem maritimen Pendant der an Land geführten Schlachten bei Tannenberg und Langemarck und bekräftigte für nationalistische Kreise während der Weimarer Republik die Dolchstoßlegende, wonach die deutsche Armee im Felde – und auf dem Wasser – unbesiegt geblieben sei.
Die Erinnerung an die Schlacht wurde zunächst aus Eigeninteresse der Kriegsmarine lebendig gehalten, gewann jedoch auch öffentliche Resonanz. Der Skagerrak-Tag etablierte sich als nationaler Gedenktag. Unter NS-Herrschaft wurden mehrere Filme zum Gedenken an die Skagerrakschlacht gedreht, die einerseits an die Tradition der großen Kaiserlichen Marine anschlossen, andererseits auf die Hochrüstung der deutschen Kriegsflotte unter NS-Herrschaft verwiesen und zunehmend für eine „Umwandlung des Skagerrak-Tages vom Erinnerungs- zum Mobilisierungsritual“ sorgten. Einher ging damit die Betonung der typischen Heldentugenden von Opferbereitschaft und Heldentod.
Nach dem Beschluss des Ausschusses zur Umbenennung von Straßen in Münster vom August 1947 hätte die Skagerrakstraße gemäß der Kontrollratsdirektive Nr. 30 vom 13. Mai 1946 über die Beseitigung deutscher Denkmäler und Museen militärischen und nationalsozialistischen Charakters zusammen mit der Admiral-Scheer-Straße, der Admiral-Spee-Straße, dem Alfred- Krupp-Weg, dem Fehrbellinweg, der Langemarckstraße, der Manfred-von-Richthofen-Straße, der Otto-Weddigen-Straße, der Ostmarkstraße und der Tannenbergstraße umbenannt werden sollen.
Ihre Umbenennung wird derzeit z.B. von der Amnesty International Hochschulgruppe Münster gefordert. „Es ist fraglich, ob eine Straße, welche nach einem solch schrecklichen Ereignis benannt ist, an welchem in quasi industriellem Ausmaß getötet wurde, wirklich noch zu unserem Stadtbild gehören soll. Eine Straße, welche dem Ereignis nicht nur gedenkt, sondern den kriegerischen Einsatz der deutschen Flotte geradezu verherrlicht.“
Der Umgang mit dem Straßennamen in anderen Städten ist unterschiedlich. In Westfalen wurden die zwischen 1933 und 1945 nach dem Skagerrak benannten Straßen mit Ausnahme von Münster alle nach dem Zweiten Weltkrieg umbenannt (so in Bad Salzuflen, Bottrop, Dortmund, Emsdetten, Lünen, Plettenberg und Recklinghausen). Der Straßenname hat sich hingegen in Essen, Gelsenkirchen und Oberhausen erhalten. Die Stadt Fürth hat die Straße 1949 in Kieler Straße umbenannt, in Freiburg blieb sie erhalten: „Die Kommission zur Überprüfung der Straßennamen schlägt für das sogenannte ‚Heldenviertel‘ eine gesonderte Regelung vor. Bis auf die Gallwitzstraße sollen keine Umbenennungen vorgenommen werden, sondern die Heroisierung des Ersten Weltkrieges auf Zusatztafeln in ein Gedenken an die Opfer umgewidmet werden, z.B. ‚Skagerrakstraße, Größte Seeschlacht im Ersten Weltkrieg, bei der britische und deutsche Soldaten den Tod fanden.‘“
Weitere Informationen zum Thema:
- Prüfbericht zu Straßen aus der NS-Zeit im Bereich der BV Münster Mitte (von A. Schwitanski, 2021)
- Aktuell diskutierte Straßennamen
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