Spiegelturm
Benannt nach dem Wachturm am damaligen Tor zur Domburg.
Der Spiegelturm
Man könnte meinen, der Spiegelturm trage seinen Namen von einem Turm, der sich im Wasser der Aa
widerspiegele. Mitnichten! Es steckt in dem Namen das lateinische Wort speculare =
anschauen, spähen oder specula = Warte. Der Turm, der hier früher stand, ist einer der
Warttürme, die die vier Zugänge zur Domburg sicherten. Der Sitz des Bischofs musste in
frühester Zeit von Mauer und Graben umgeben sein. Die Burgmauer deckte sich zum größten Teil
mit der Mauer der Immunität, d. h. des Bezirkes, der von jedem Eingriff des königlichen Grafen
in gerichtlicher und finanzieller Hinsicht unter Verleihung eigener Gerichtsbarkeit befreit
war. Daher Domimmunität oder Domfreiheit. . . .
Die kurze Straße vom Domhügel hinab zur Aabrücke heißt Spiegelturm. Es handelt sich aber bei
dem Aa-Übergang nicht um die alte Aa-Furt, nach der unsere Stadt anfangs Mimigerneford genannt
wurde. Diese Furt ist gut 40 m südlich der Spiegelturmbrücke hinter dem heutigen Bischöflichen
Hofe zu suchen. Die Brücke, die 1316 als Smalenbrugge bezeichnet wird, ist bis in das 19.
Jahrhundert immer eine Holzbrücke geblieben. Erst 1842 erfolgte der Neubau und zugleich die
Erweiterung der Aabrücke. Durch den Wartturm führte ein gewölbter Gang. Darüber war im
Obergeschoss die Georgskapelle, die von Bischof Burchard stammte. Schon 1784 hatte die
fürstbischöfliche Regierung geplant, zwecks Anlage eines offenen Fahrweges den
Spiegelturm zu beseitigen. Doch erst vor 150 Jahren, 1818, ist der Abbruch erfolgt. An der
Nordwand des Bischofpalais lässt ein schmaler Streifen in etwas helleren Farben der Backsteine
erkennen, wo der Turm gestanden hat. Im Jahre 1876 setzte die preußische Regierung gegen den
Willen des Domkapitels die Freigabe der Spiegelturm-Straße für Reiter und
Personenfuhrwerke durch, und kurz darauf, im Jahre 1882, wurde das Aa-Ufer neu
reguliert.
Quelle: Ludwig
Humborg, Historischer Bummel durch Münsters Altstadt-Straßen, Münster 1973
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