Spiekerhof
Dieser Straßenzug gehört zum mittelalterlichen Straßennetz Münsters. Sein Name rührt von dem
Kornspeicher des Domkapitels her, der etwa an der Stelle des heutigen Kiepenkerl-Denkmals,
zwischen Wegesende und Tibusstraße (Bergstraße) stand. Der Speicher wurde im Jahre 1711
abgebrochen.
Quelle: Wilhelm Kohl in: Münstersche
Zeitung, 8.1.1957
Der Spiekerhof hat seinen Namen von dem Kornspeicher der Domherren, der sich auf dem Platz
erhob, auf einem sog. Schild, von dem verschiedene Straßen ausgehen: Bogenstraße, Bergstraße,
Wegesende und die heutige Spiekerhof-Straße. Der Domkornspeicher diente der Herrenbäckerei im
Mittelalter als Lagerraum für das Brotgetreide. Jeder in der Stadt anwesende Domkapitular
erhielt täglich ein Präbendenbrot, deren zehn aus einem Scheffel Weizen gebacken wurden.
Im Jahre 1711 wurde auf Grund eines Vertrages zwischen Domkapitel und Stadt der Speicher
abgebrochen. Der entstandene Platz hieß von 1774 bis 1873 Neuer Fischmarkt. Es ist
schade, dass dieser Name dann amtlich weggefallen ist. Seit 1896 steht hier das
Kiepenkerl-Denkmal, das der Bildhauer August Schmiemann geschaffen hat und das in den
Heimattagen 1953 in Anwesenheit des damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss neu errichtet
wurde.
Quelle: Ludwig
Humborg, Historischer Bummel durch Münsters Altstadt-Straßen, Münster 1973
Der Kiepenkerl
Kürzere Wege in die Gärten und Felder vor den Toren der Stadt oder in das nächste Dorf im
Umland bewältigte man früher zu Fuß. Dabei handelte es sich allerdings nicht um Spaziergänge.
Kleinhändler und Handwerker wie Bäcker, Schuhmacher, Kürschner legten viele Kilometer als
Fußgänger zurück, um Waren an ihre Zielorte zu bringen. Einige benutzten zum Transport ihrer
Produkte einen Handwagen oder einen Frachtkarren. Viele Wanderhändler trugen die Waren in einer
Kiepe. Das war eine Art größerer Weidenkorb mit ledernen Tragriemen, der auf dem Rücken
getragen wurde. Neben der Kiepe wurde die besondere Kleidung zu einem weiteren
Erkennungszeichnen für diese nach wie vor bekannten Händler, die sogenannten Kiepenkerle. Die
modernen Verkehrsmittel entlasteten die Wanderhändler schließlich. Nun konnten sie sich die
Anreise verkürzen, seine Geschäfte erledigte der Kiepenkerl aber bis in die zwanziger Jahre zu
Fuß.
Quelle: Stadtarchiv Münster, Im Wandel der Zeit - 1200 Jahre Münster, Zwolle 2000,
Seite 43
Die Spiekerhofgänse
Der Spiekerhof führt mit einer Brücke über die Aa. An der Südseite der Brücke befand sich noch
im 17. Jahrhundert ein Mühlenkolk und hier teilte sich auch die Aa in einen nördlichen und
einen südlichen Arm. Zu Erinnerung an dieses Gewässer befinden sich auf dem Brückenpfeiler drei
Gänse.
Es ist eine Skulptur des Bildhauers Arnold Schlick, privat gestiftet von
Ludwig Humborg.
Der frühere Humborgweg
Der Fußgängerweg an der Aa, der so genannte Aa-Seitenweg, hatte bis zum 22. Mai 2012
den Straßennamen Humborgweg, benannt nach
Ludwig Humborg.
Ehre, wem Ehre gebührt?!
Als in den Jahren 2011 und 2012 über NS-belastete Straßennamen in Münster diskutiert wurde, hat
die Kommission Straßennamen keine Umbenennung des Humborgweges empfohlen,
sondern die Anbringung einer Erläuterungstafel, die auch an die Tätigkeit von Ludwig Humborg
während der NS-Zeit erinnert. Die Kommission hielt es bei Würdigung der Gesamtpersönlichkeit
Humborgs nicht für zwingend, eine öffentliche Entehrung durch die Umbenennung
vorzunehmen.
Die Bezirksvertretung Münster-Mitte hat in ihrer Sitzung am 22.5.2012 die Aufhebung des
Straßennamens beschlossen.
- Zum Thema: Ludwig Humborg und der Nationalsozialismus.
- Beschluss der Bezirksvertretung zur
Aufhebung des Straßennamens Humborgweg
- Spiekerhof Hs.Nr. 27, 28, 29 und 30: Die Bogengänge sind öffentlich.
Gehört zum Thema: