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Ausschnitt eines alten Stadtplans von Münster aus dem Jahre 1862
 
Straßenschild Ringoldgasse
 
 
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Stühmerweg

Stadtbezirk:Münster-Mitte
Statistischer Bezirk: Schlachthof
Entstehung: 1962
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Benannt nach Prof. Dr. Alfred Stühmer, welcher Hochschullehrer und ab 1926 Direktor der Hautklinik in Münster war.
* 28.02.1885 in Magdeburg
† 02.06.1957 in Freiburg


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Titel einer Rede Stühmers, 1937

"Nationalsozialismus, wie ihn der Führer einmalig verkörpert,
ist für uns alle, die wir zu ihm wollen, nur ein Ziel."
(Alfred Stühmer, 1937)

Empfehlung der Kommission Straßennamen

Die Kommission hat in ihrer abschließenden 4. Sitzung am 15. Juni 2011 zusammengefasst folgende Empfehlungen abgegeben:

"Die Kommission empfiehlt einstimmig (bei 1 Enthaltung) keine Umbenennung des Stühmerweges.
Die Persönlichkeit des Arztes und Hochschullehrers Prof. Dr. Alfred Stühmer zeigt ein ambivalentes Bild. Ausschlaggebend für das Votum der Kommission ist, dass Stühmer als Dekan der Medizinischen Fakultät Freiburg auf die Anfrage der zahnärztlichen Poliklinik zur Behandlung jüdischer Patienten vom 01.06.1938 einen Tag später schriftlich geantwortet hat:

'Der kranke jüdische Mensch bedarf ärztlicher Behandlung. Es besteht somit, wenn er unsere Hilfe in Anspruch nehmen will, nicht nur Behandlungsrecht, sondern Behandlungspflicht. Es ist mir keinen Augenblick zweifelhaft, dass die Verweigerung der ärztlichen Behandlung vom Standpunkt der ärztlichen Berufsethik unzulässig wäre …' (Hellmich, Die Medizinische Fakultät der Universität Freiburg i. Br. 1933-1945, Seite 187)."

Die Bezirksvertretung Mitte fasste in ihrer Sitzung am 22. Mai 2012 den Beschluss keine Umbenennung des Stühmerwegs.

Alfred Stühmer und der Nationalsozialismus

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NSDAP-Mitgliederkarteikarte Stühmers, 1937

Politische Mitgliedschaften
Seit 1933: Mitglied im Nationalsozialistischen deutschen Frontkämpferbund als Nachfolgereinrichtung des Stahlhelm".

1937: Eintritt in die NSDAP

Weitere Mitgliedschaften: NSD-Ärztebund, NS-Altherrenbund, NS-Volkswohlfahrt, NSD-Dozentenbund und Reichsbund Deutsche Familie

Kein aktiver politischer Kämpfer

Stühmer "setzt sich in seiner Art für den Nationalsozialismus ein, er steht politisch wohl der Deutschnationalen Volkspartei nahe. Er ist sicher kein aktiver politischer Kämpfer, doch wird man sich gegebenenfalls auf ihn verlassen können."
So die Beurteilung des Dozentenschaftsführers der Universität Freiburg 1935. Stühmer wurde 1934 Nachfolger des Linksliberalen Prof. Dr. Georg Rost als Leiter der Freiburger Universitätshautklinik, der wegen "politischer Unzuverlässigkeit" entlassen worden war. Auch wenn Stühmer gelegentlich forsch auftrat, galt er offiziell als loyaler und verlässlicher Anhänger der NS-Regierung, wie seine mehrmalige Bestätigung als Dekan und Prodekan zwischen 1937 und 1945 zeigt.

Bekenntnis zum Nationalsozialismus

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Titel der Rede Stühmers 'Vom Werden und Wesen des deutschen Akademikers', 1938

"Nachdem nun aber Lehrkörper und Studentenschaft von volksfremden Elementen gesäubert sind, darf sich heute die Hochschule wie jede andere öffentliche Institution unseres Volkes aufrichtig zum Nationalsozialismus bekennen."
Dies bekundete Alfred Stühmer in einer Rede am 3. Dezember 1937. Als Dekan der Medizinischen Fakultät sprach er vor über 1.000 Erstsemestern in der Aula der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg. Die Rede wurde 1938 in der Reihe 'Freiburger Universitätsreden' publiziert. Sie ließ seine antirepublikanische und völkisch-nationalistische Grundhaltung an mehreren Stellen erkennen und enthält durchaus Bekenntnisse zum Nationalsozialismus.

Entzug Ehrendoktorwürde

"Die Medizinische Fakultät hat die Liste der Ehrendoktoren durchgesehen und hält es für notwendig, dem früheren Staatsrat Ludwig Marum, welcher am 6. November 1926 zum Ehrendoktor ernannt wurde, diesen Titel zu entziehen. Herr Marum hat sicher alles getan, um gegen den Nationalsozialismus und nationalsozialistischen Geist an der Hochschule zu kämpfen. [...] Wir bitten zunächst um Feststellung, wo sich Herr Marum befindet." (Hellmich, 1989, S. 188)
Als Dekan verantwortete Stühmer den Entzug von Doktor- und Ehrendoktorwürden der Medizinischen Fakultät. 1938 forderte er, dem ehemaligen SPD-Landtagsabgeordneten Ludwig Marum die Ehrendoktorwürde zu entziehen. Dieser aber war bereits am 29. März 1934 im KZ Kislau ermordet worden.

Stühmer zur Frage der Behandlung jüdischer Patienten

"Der kranke jüdische Mensch bedarf ärztlicher Behandlung. Es besteht somit, wenn er unsere Hilfe in Anspruch nehmen will, nicht nur Behandlungsrecht, sondern Behandlungspflicht. Es ist mir keinen Augenblick zweifelhaft, daß die Verweigerung der ärztlichen Behandlung vom Standpunkt der ärztlichen Berufsethik unzulässig wäre."
Mit dieser Aussage vom 2. Juni 1938 antwortete Alfred Stühmer schriftlich auf die Anfrage der zahnärztlichen Poliklinik zur Behandlung jüdischer Patienten vom Tag zuvor.(Helmich, 1989, S. 187)

Alfred Stühmer nach 1945

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Nachruf von Georg Rost auf Alfred Stühmer, 1957

Seine Parteizugehörigkeit begründete Stühmer mit familiären, ärztlich-dienstlichen sowie universitären Rücksichten. Seine Mitgliedschaften in NS-Verbänden seien zwangsläufig bedingt gewesen und hätten sich auf die festgesetzten Mitgliedszahlungen beschränkt.
Laut Gutachten der Entnazifizierungskommission habe Stühmer niemals seine Assistenten politisch beeinflusst und sei abgesehen von der Rede im Jahr 1937 öffentlich nicht hervorgetreten. Darüber hinaus soll er in nationalsozialistischen Kreisen unliebsam durch sein öffentliches Lob um die Verdienste zweier jüdischer Ärzte aufgefallen sein.
Stühmer durfte zwar weiter lehren, sein Gehalt wurde jedoch um 20% gekürzt. Auch sollte er für zwei Jahre kein Amt wie Rektor, Senator oder Dekan bekleiden und sich aller politischen Reden in Wort und Schrift in der Öffentlichkeit enthalten.

Georg Rost, Stühmers von den Nationalsozialisten entlassener Vorgänger im Amt, äußerte sich in seinem Nachruf in der 'Münchener Medizinische Wochenschrift" durchweg positiv über seinen "lieben Schüler und Freund".

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Zur Person Alfred Stühmer

Lebenslauf

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Alfred Stühmer, um 1950

1903–1908: Medizinstudium in Jena, München und Breslau

1910: Approbation als Arzt und Promotion zum Dr. med. in Breslau

1908-1918: Militärdienst als Feld- und Truppenarzt

Ab 1910: Assistenzarzt in Magdeburg, Frankfurt a. M. und Breslau; während des Ersten Weltkriegs Truppen- und Stationsarzt

1919: Ernennung zum Oberarzt an der Universitätshautklinik Freiburg

1920: Habilitation

1924: außerordentliche Professur

1925: Berufung an die Universität Münster

1926–1934: Direktor der Universitätshautklinik Münster

1934: Berufung an die Universität Freiburg (Ordinariat und Leitung der Universitätshautklinik)

1937–1940: Dekan der Medizinischen Fakultät in Freiburg

1940–1945: Prodekan der Medizinischen Fakultät in Freiburg

Nach 1945: Hochschullehrer in Freiburg (u. a. 1952/53 erneut als Dekan der Medizinischen Fakultät); bis zu seinem Tode als Hochschullehrer und Klinikleiter aktiv

Ehrungen

1955: Erster Träger der Schaudinn-Hoffmann-Plakette, verliehen durch die Deutsche Dermatologische Gesellschaft


24.09.1962:
Straßenbenennung

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Quellen und Publikationen

Quellen:
Universitätsarchiv Münster, Bestand 5 Nr. 207
Universitätsarchiv Freiburg, Bestand 17 Nr. 996,
Universitätsarchiv Freiburg, Bestand 24 Nr. 3925 u. Nr. 3927
Universitätsarchiv Freiburg, Bestand 34 Nr. 148 u. Nr. 580
Universitätsarchiv Freiburg, Bestand 53 Nr. 81
Bundesarchiv Berlin, Kartei aller Hochschullehrer (R 4901), R 4901/13342, Reichsarztregister (R 9347 Kassenärztliche Vereinigung Deutschlands)
Bundesarchiv Berlin (Ehem. BDC) 3200/W 0071 (NSDAP-Ortskartei)

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