Tiergarten
Der so genannte Tiergarten in Wolbeck ist weder ein Tierpark, noch ein Garten. In
früheren Jahrhunderten war das ausgedehnte Waldgebiet südöstlich von Wolbeck ein beliebtes
Jagdrevier der münsterschen Fürstbischöfe. In dem eingezäunten Gebiet hielt man zu diesem Zweck
zeitweise 500 Hirsche, 100 Wildschweine und einen Fasanengarten. Viel Wild, wenn man bedenkt,
dass das miteingezäunte Niederwild nie gezählt wurde. Im 18. Jahrhundert änderte sich der
Bedarf und eine intensive Forstbewirtschaftung setzte ein. Die Tierhaltung wurde auf Grund von
Forstschäden aufgegeben. Der Tiergarten lädt heute zu ausgedehnten stillen Wanderungen ein. Der
Baumbestand ist zum Teil mehr als 300 Jahre alt und von beeindruckender Schönheit. Ein Teil des
Tiergartens, Teppes Viertel steht seit 1911 unter Naturschutz.
Quelle: Detlef Fischer, Münster von A bis Z, Münster 2000
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Der Tiergarten in Wolbeck
(...) Was macht den besonderen Wert des Wolbecker Tiergartens aus? Bereits seit 1911 werden
einige Bereiche des Waldes nicht mehr bewirtschaftet. Dort konnten sich naturnahe Bestände mit
teilweise sehr alten Bäumen entwickeln, die auch seltenen Tier- und Pflanzenarten eine Heimat
geben. Feuersalamander, Fledermäuse, Wespenbussard, Schwarzspecht und Hohltaube finden im
Tiergarten einen natürlichen Lebensraum. Der hohe Anteil an stehenden und liegendem Todholz
bietet vielen Tieren und Mikroorganismen Lebensraum, ergänzt Paschke.
Der Wolbecker Tiergarten mit seinem 1712 errichteten Jagdschlösschen diente vor langer Zeit den
Fürstbischöfen für höfische Jagden. Das geometrische Wegenetz schuf Schneisen, um das Wild zu
sehen und systematisch jagen zu können. Eine Wallhecke und ein Wassergraben hinderten das Rot-
und Schwarzwild an der Flucht. Mit der Säkularisation 1806 ging der Tiergarten in preußischen
Besitz über und ist noch heute Staatswald, der im Eigentum des Landes Nordrhein-Westfalen steht
und vom Forstamt Münster verwaltet wird. der Tiergarten bildet heute auf knapp 300 Hektar
Fläche ein zusammenhängendes Waldgebiet. Jenseits der Landstraße nach Albersloh liegt die 70
Hektar große Tiergartenheide.
1975 wurde eine 6,3 Hektar große Naturwaldzelle eingezäunt. Ein Kernbereich von etwa einem
Hektar Größe ist mit einem so hohen Maschendrahtzaun umgeben, dass selbst Wild nicht hinein
kann. Wir beobachten hier, wie sich der Wald ohne den Einfluss von Mensch und Wild
entwickelt, legt Paschke dar. Alle Bäume sind katalogisiert. Regelmäßig prüfen Forscher
die Waldentwicklung. 1991 haben Käferkundler hier einige Exemplare gefunden, die seit mehr
als 50 Jahren in Nordrhein-Westfalen nicht mehr nachweisbar waren. Von den landesweit über
100 Naturwaldzellen zählt die Wolbecker zu den interessantesten. (...)
Quelle: Westfälische Nachrichten am Donnerstag, 25.10.2001