Uppenkampstiege
Benannt nach Felix Uppenkamp, (1881-1960), Propst. Seit 27.12.1933 Pfarrer an der Stadt- und Marktkirche St. Lamberti.
Propst Felix Uppenkamp von St. Lamberti
Felix Uppenkamp wurde am 25. April 1881 in Nienborg, Kreis Ahaus geboren. Sein Urgroßvater
Bernhard Josef Uppenkamp hatte im Jahre 1836 die erste mechanische Weberei und Spinnerei im
nördlichen Münsterland gegründet. Von den fünf Kindern seiner Eltern Theodor und Elisabeth,
geb. Schmitz, war Felix der Jüngste. Nach dem Besuch der Dorfschule in Nienborg und
anschließend der Rektoratsschule in Ochtrup wurde er zu Ostern 1896 Schüler des Paulinums in
Münster. Sein Abiturzeugnis trägt das Datum vom 1. März 1901. Nach vierjährigem Studium von
Philosophie und Theologie in Münster erhielt Felix Uppenkamp am 17. Juni 1905 durch Bischof
Hermann Dingelstad die Priesterweihe. Seine erste Kaplanstelle trat er im gleichen Jahr in der
Pfarrei St. Viktor in Dülmen an, danach wurde er 1911 als Kaplan nach St. Dionysius in Rheine
versetzt.
Zu Beginn des Ersten Weltkrieges meldete er sich freiwillig zur Krankenpflege und wurde im
November 1914 Lazarettpfarrer, bald darauf schon Referent für Militärseelsorge. Bei Kriegsende
1918 war er Divisionspfarrer in Berlin. Nach seiner Entlassung aus dem Militärdienst arbeitete
er einige Monate als Seelsorger an der Pfarrei St. Matthias in Berlin-Schönefeld mit einer
Pfarrei, die traditionell vom Bistum Münster betreut wird. Dort traf er Clemens August Graf von
Galen wieder, der ein Jahr vor ihm in Münster die Priesterweihe erhalten hatte.
Am 1. Oktober 1919 übertrug ihm Bischof Johannes Poggenburg das Rektorat St. Joseph in der
damals rasch wachsenden Industriestadt Bottrop. Der größte Teil seiner Pfarrangehörigen waren
polnischsprachige Bergleute, die aus den Ostgebieten angeworben worden waren. Neben dem
inneren, seelsorgerischen Aufbau der Pfarrei baute Rektor Uppenkamp in den 15 Jahren seiner
Tätigkeit in Bottrop die Kirche, das Pfarrhaus, die Kaplanei und ein Schwesternhaus.
Nach dem Tode von Bischof Poggenburg wurde am 5. September 1933 Clemens August Graf von Galen
Bischof von Münster. Dieser machte Felix Uppenkamp zu seinem Nachfolger als Pfarrer von St.
Lamberti. Eine der ersten Unternehmungen des neuen Pfarrers waren die innere und äußere
Renovierung der Kirche; die letzte lag inzwischen 60 Jahre zurück. Nach der Ausmalung des
Inneren durch Ernst Bahn wurde 1935 auch die gründliche Renovierung der Außenfassaden in
Angriff genommen. In der Karwoche des Jahres 1939 war das Werk abgeschlossen.
Sehr bald wurden dem neuen Pfarrer von der politischen Führung Schwierigkeiten gemacht. Ein
erstes Verfahren wurde angestrengt wegen Nichtbeflaggung anlässlich der Beisetzung von
Reichsstatthalter Wilhelm Loeper am 26.10.1935. Im Jahre 1937 folgte eine Untersuchung der
Gestapo wegen Verstoßes gegen das Heimtückegesetz. Es ging um angeblich staatsfeindliche
Aussagen, die er im Brautunterricht gemacht habe, ähnlich auch 1939.
Sechs Jahre nach Pfarrer Uppenkamps Amtsantritt in St. Lamberti begann im Jahre 1939 der Krieg.
Weil der Dom schon im Juli 1941 durch Bombenangriffe unbenutzbar geworden war, stellte Pfarrer
Uppenkamp Bischof von Galen die Kanzel der Lambertikirche zur Verfügung.
Aus dem Pfarramt von St. Lamberti nahmen die heimlichen Vervielfältigungen dieser Predigten
ihren Weg in alle Welt. Neue Verhöre bei der Gestapo waren die Folge. Ich hatte keine Angst
vor diesen brauen Leuten, hat er später oft erzählt, was wollten sie mir denn? Mit dem
Einzelnen wurde ich schon fertig, bloß wenn diese Gesellschaft in Massen auftrat, musste man
sich in acht nehmen. Und so zeigte der Pfarrer auch Mut, als aufgrund einer Denunziation
sein Kaplan Aloys Schmäing am 8. August 1944 von der Gestapo verhaftet wurde. Von der
Polizeidienststelle wurde ihm bedeutet, dass die Angelegenheit höheren Ortes
entschieden würde. In vollem Bewusstsein seiner eigenen Gefährdung fuhr Pfarrer Uppenkamp
nach Berlin und sprach persönlich beim Sicherheitshauptamt vor. Kaplan Schmäing wurde nach
sechs Wochen aus der Haft entlassen.
In dem schweren Bombenangriff vom 10. Oktober 1943 wurde die Lambertikirche sehr stark
beschädigt. Kaum waren die Schäden notdürftig repariert, wurde St. Lambert am 28. Oktober 1944
bis auf Turm und Außenwände fast gänzlich zerstört.
Nach dem trostlosen Winter 1944/45, in dem die Fliegeralarme nicht mehr abbrachen, auch sein
Pfarrhaus zerbombt war und der größte Teil der Bevölkerung Münsters die Stadt verlassen hatte,
bedeutete der Einmarsch amerikanischer Soldaten am 2. April 1945 für Münster das Ende des
Krieges. Sobald er konnte, machte sich Pfarrer Uppenkamp, den schweren Zeiten und allen
Widerständen zum Trotz, an den Wiederaufbau. In dem relativ gut erhaltenen Krameramtshaus
richtete er mit geretteten Ausstattungsstücken eine erste Notkirche ein. Mutig ging er schon
bald an den Wiederaufbau der Lambertikirche. Eine große Schwierigkeit bedeutete die Beschaffung
von Baumaterial.
Am 19. Oktober 1949 konnte wieder der erste Gottesdienst in der Lambertikirche gehalten werden.
Für seine Verdienst um den Wiederaufbau verlieh ihm Bischof Michael Keller zu Pfingsten 1953
den Titel eines Propstes ehrenhalber.
Am 12. Juli 1955 erhielt er von Bundespräsident Heuss anlässlich der Feier seines goldenen
Priesterjubiläums das Bundesverdienstkreuz. Fünf Jahre später konnte endlich am 31. Januar 1960
mit einem feierlichen Hochamt der Abschluss der Gesamtwiederherstellung der Lambertikirche
gefeiert werden. Aber es schien, dass nun auch die Kräfte von Propst Uppenkamp aufgezehrt
waren. Nur ein halbes Jahr später starb er. Seine Devise Alle Ehre Gott, aller Nutzen dem
Nächsten, mir alle Arbeit, unter die er am 31. Januar 1934 in seiner Einführungspredigt
als neuer Pfarrer seine zukünftige Tätigkeit gestellt sehen wollte, hatte er in 26 Jahren unter
Beweis gestellt.
Als im Jahre 1962 ein größeres Grundstück im Winkel von Cheruskerring und Langemarckstraße aus
Kirchenbesitz von St. Lamberti als neues Baugebiet erschlossen wurde, wurde die von der
Langemarckstraße nach Westen abzweigende Stichstraße ihm zu Ehren Uppenkampstiege
benannt.
Quelle: Auf Roter Erde, Heimatblätter für Münster und das Münsterland Nr. 10/2005,
erschienen Samstag, 22.10.2005
Felix Uppenkamp, *25.4.1881 9.8.1960, Pfarrer von St. Lamberti, Propst, setzte sich besonders
für den Wiederaufbau des Zentralfriedhofs nach dessen Zerstörung im 2. Weltkrieg ein. Sein Grab
befindet sich auf dem Zentralfriedhof, Bereich Lamberti, Alter Teil, Pfarrgeistliches
Feld.
Quelle:
Bernhard Müller-Cleve, Vom Central-Kirchhof 1887 zum Zentralfriedhof 1987,
Münster 1987
Gehört zum Thema:
Was ist eine Stiege?
Der Flurname "Stiege" ist vor allem im Münsterland und auch im östlichen Westfalen
weit verbreitet, kann aber Ortsfremde in die Irre führen. Denn gewöhnlich weist dieses Wort ja
bergauf: Es meint einen Anstieg, einen Bergpfad oder auch eine Treppe. Auch in Westfalen war
das so: Das alte plattdeutsche Wort "Stiege" bezeichnete etwa die Treppe zur Upkammer, aber
auch die Hühnerleiter im Stall. "Stiege" nannten die Bauern auch den Querbalken, auf
dem sie einen Zaun oder eine Hecke übersteigen konnten.
Im Münsterland aber setzte sich eine weitere Bedeutung durch, denn "Stiege" sagten die
Bauersleute bald auch zu kleineren Flußwegen. Stiegen dienten als
Zufahrt zum Hof: Hülskotters Stegge (Gronau), Enxkers Stegge (Ammeloe), Berings Stiege
(Weseke), Hackmanns Stiege (Neuenkirchen), An der Nordorper Stiege (Borken), oder als
Weg zur Mühle: An der Mühlenstiege (Epe, Münster, Höster), Möllenstegge (Coesfeld), an de
Muhlenstegge (Neuenkirchen), als
Weg zur Kirche oder zum Friedhof: Kerkstegge (Coesfeld, Nateln bei Soest), Kierkstege
(Münster); Laichenstiege (Altenberge), Liekstegge (Groß Reken), Lickstegenkamp (Billerbeck)
oder als
Weg ins Nachbardorf: An de Wessumer Stiege, an der Wüllner Stegge (beide in Ahaus),
Himmighäuser Fußstiege (Snadebeck bei Höxter).
Die Stiege hat aber ihre ursprüngliche Bedeutung des Steigens und Kletterns nicht verloren. Das
klingt vor allem im Namen des Sauerlandes an wie etwa "Auf der Bergsteige" in Saalhausen oder
"Steigenberg" in Drolshagen. (...)
Quelle: Gisbert Strotdrees in Landwirtschaftliches Wochenblatt Westfalen-Lippe,
Münster, Ausgabe 15/2014
Im Stadtgebiet Münster gibt es 41 Straßennamen mit dem Grundwort Stiege. Nur ein Teil davon
sind historische Bezeichnungen wie Gasselstiege, Meesenstiege oder Woortstiege. Andere
'Stiege'-Namen sind leider Neuschöpfungen, die historisch klingen sollen.
Es sind:
Appelbreistiege,
Beelertstiege,
Bernsmeyerstiege,
Boeckmannstiege,
Brinkmannstiege,
Brüggstiege,
Coerdestiege,
Derßenbrockstiege,
Dingstiege,
Doris-Wortmann-Stiege,
Eckernstiege,
Feldstiege,
Feldstiegenkamp,
Feuerstiege,
Gartenstiege,
Gasselstiege,
Hagelbachstiege,
Haselstiege,
Jungfer-Willemin-Stiege,
Langenhorster
Stiege, Laustiege, Linnebornstiege,
Lühnstiege,
Luntenstiege,
Marks-Haindorf-Stiege,
Meesenstiege,
Mersmannsstiege,
Niedenstiege,
Ossenkampstiege,
Papenstiege,
Paula-Wilken-Stiege,
Pieperstiege,
Potstiege,
Schelmenstiege,
Schildstiege,
Schlautstiege,
Schlikötterstiege,
Sendener
Stiege, Uppenkampstiege,
Wittoverstiege
und Woortstiege.