Von-Lüninck-Straße
Statistischer Bezirk: Aaseestadt
Entstehung: 1987
Amtsblatt: 16/1987
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Benannt nach Ferdinand Freiherr von Lüninck, (1888-1944), Oberpräsident von Westfalen.
Ferdinand Freiherr von Lüninck, geb. 3.8.1888 in Ostwig, 1933 bis 1939 Oberpräsident von
Westfalen - Amtssitz im Schloss zu Münster - stand ab 1943 in Kontakt mit Dr. Goerdeler und
erklärte sich bereit für die Übernahme politischer Aufgaben nach dem Sturz von Hitler. Nach der
Aufdeckung der Verschwörung wurde er verhaftet und am 14. November 1944 in Plötzensee
hingerichtet.
Quelle: Amtsblatt der Stadt Münster vom 21.8.1987
Der Oberpräsident Ferdinand von Lüninck
war in das Attentat vom 20. Juli 1944 verwickelt
Am 13. November 1944 trat um 9:00 Uhr der Volksgerichtshof unter seinem Vorsitzenden Dr. Roland Freisler zusammen. Verhandelt wurde gegen einen ehemaligen Oberpräsidenten der Provinz Westfalen, Ferdinand Freiherr von Lüninck. Die Anklage lautete auf Hochverrat. Ihm wurde vorgeworfen, in die Umsturzpläne gegen Hitler eingeweiht und bereit gewesen zu sein, sich den erfolgreichen Attentätern zur Verfügung zu stellen. Bereits nach einer Stunde verkündete Freisler, der nach dem Eindruck eines Prozessbeobachters der Parteikanzlei der NSDAP "in bester Form" war, das Todesurteil. Dieser berichtete weiterhin an seinen Chef Martin Bormann, dass Lüninck "nichts zu beschönigen hatte". Die Frage Freislers, "ob er den hochverräterischen Charakter" seines Tuns erkannt habe, habe Lüninck mit einem klaren "Jawohl" beantwortet. "Sicherte sich so einen anständigen Abgang. Nach Dr. Freislers Worten ein Beispiel für die furchtbare Erkenntnis, dass eine Persönlichkeit in einem einzigen Augenblick völlig in Staub zerfallen kann." Einen Tag später wurde Ferdinand von Lüninck wie zahlreiche andere Männer und Frauen des deutschen Widerstandes gegen das NS-Regime in Berlin-Plötzensee durch den Strang hingerichtet.
Lüninck entstammte einer alten westfälischen katholischen Adelsfamilie in Ostwig bei Bestwig. Er wurde am 3. August 1888 als das älteste Kind von acht Geschwistern geboren. Sein Vater Carl von Lüninck hatte eine Tochter des angesehenen Zentrumsführers Hermann von Mallinckrodt geheiratet. Lüninck erhielt eine standesgemäße Ausbildung. Es lag in der Tradition der Familie, dass die Kinder zunächst von Hauslehrern unterrichtet wurden, um dann im Alter von 12 Jahren in ein Internat zu wechseln. So zog Ferdinand im Jahre 1900 zu den Jesuiten nach Feldkirch im östereichischen Vorarlberg. Sechs Jahre später bestand er am humanistischen Gymnasium Petrinum in Brilon das Abitur.
An den Universitäten München, Münster und Göttingen absolvierte Lüninck ein Jurastudium. Im Jahre 1909 machte er das Referendarexamen. Bei der Regierung Düsseldorf durchlief er die üblichen Stationen eines Referendars, diente ein Jahr als Freiwilliger beim Garde-Schützen-Bataillon in Berlin-Lichterfelde und bestand vier Jahre später das Assessorexamen. Alles deutete auf eine kontinuierliche, erfolgreiche Karriere im Preußischen Staatsdienst hin. Aber wenige Monate später brach der Erste Weltkrieg aus, den Ferdinand von Lüninck von Anfang an mitmachte und der ihn u.a. nach Frankreich und nach Mazedonien führte. Noch im Kriege, am 7. November 1918 heiratete er Auguste Freiin von Gaugreben-Schönau.
Die militärische Niederlage, der revolutionäre Umsturz in Deutschland und die Abdankung des Kaiser Wilhelms II. haben ihn zutiefst berührt. Lüninck war von der ersten Stunde an ein Gegner der parlamentarischen Demokratie. Neben grundsätzlichen politischen Einstellungen dürften persönliche Erfahrungen eine wesentliche Rolle gespielt haben. Lüninck erlebte nun landauf, landab die Zeichen des Umsturzes: den Verlust von militärischer Disziplin und öffentlicher Ordnung. Vielleicht waren es gerade diese Beobachtungen, die ihn bewogen haben, sich dem neuen Staatswesen zur Verfügung zu stellen. Jedenfalls übernahm er am 16. August 1919 das Amt des Landrats in Neuß. Aber schon drei Jahre später quittierte er aus politischen Gründen den Staatsdienst. Seine grundsätzlichen Vorbehalte gegen die parlamentarische Verfassung, seine Distanz zu den wechselnden Regierungen und die sie tragenden Parteien von SPD und Zentrum, DDP und DVP, insbesondere aber seine fundamentale Kritik an der Politik der Zentrumspartei, der er allem Anschein nach zu dieser Zeit angehörte, dies alles bewog ihn dazu, dem Staatsdienst den Rücken zu kehren. Schließlich dürfte die Besetzung der rechtsrheinischen Gebiete um Düsseldorf, Duisburg und Ruhrort durch französische und belgische Truppen im Frühjahr 1921 auf seinen Entschluss nicht ohne Einfluss geblieben sein. Konflikte mit der Besatzungsmacht waren an der Tagesordnung. So verurteilte ihn beispielsweise ein belgisches Kriegsgericht zu einer achtwöchigen Gefängnisstrafe, weil er sich geweigert hatte, Bürger seines Landkreises zu denunzieren.
Lüninck zog sich auf das väterliche Gut in Ostwig zurück, das er fortan verwaltete, da sein Vater im Dezember 1921 gestorben war. In den folgenden Jahren bis zu seiner Ernennung zum Oberpräsidenten von Westfalen 1933 entfaltete Lüninck lebhafte politische Aktivitäten. Er stand an der Spitze des nationalistischen Westfalenbundes, einer Nachfolgeorganisation der "Organisation Escherisch" (Orgesch), den er 1924 in den Stahlhelm eingliederte und dessen Landesführer er bis 1928 war. Die Organisation Escherisch war eine Art Dachverband der Einwohnerwehren und musste, weil sie waffentragend war, auf Drängen der Siegermächte aufgelöst werden. In diesen Jahren, der genaue Zeitpunkt ist nicht bekannt, trat Lüninck der Deutschnationalen Volkspartei bei und unterstützte 1929 das Volksbegehren gegen den Young-Plan.
Darüber hinaus spielte er eine maßgebliche Rolle in den agrarischen Standesorganisationen der Provinz Westfalen. Seit 1929 bekleidete der das Amt des 2. Vizepräsidenten des Westfälischen Bauernverbandes; zwei Jahre später wurde er zum Präsidenten der Westfälischen Landwirtschaftskammer gewählt. Die Reden Lünincks als agrarischer Interessenvertreter zeigen deutlich, dass seine Kritik über den verbandspolitischen Rahmen hinausging und auf eine grundlegende Veränderung der wirtschaftlichen, sozialen, gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse abzielte.
Lüninck war ein überzeugter Katholik, der seinen Glauben auch nach außen hin stets bekannte. Mit seinem fünf Jahre jüngeren Bruder Hermann, der in den agrarischen Verbänden in der Rheinprovinz eine maßgebliche Rolle spielte, nahm er innerhalb des politischen Katholizismus eine eigenwillige Sonderstellung ein. Beide waren entschiedene Gegner des Verbandskatholizismus, dem sie vorwarfen, sich als Hilfstruppen des Zentrums missbrauchen zu lassen. Deshalb hat Ferdinand von Lünick stets den Anspruch streitig gemacht, für die Gesamtheit der Katholiken sprechen zu dürfen und allein die Legitimation zu besitzen, die "katholische Sache" zu vertreten.
Die Gründe für diese Gegnerschaft waren vielfältiger Natur. Sie hingen mit der allgemeinen politischen Entwicklung im Deutschen Reich zusammen sowie mit der politischen Neuorientierung des Zentrums. Sie hatte sich u.a. darin ausgedrückt, dass die Partei die Friedensresolution von 1917 unterstützte, einer fortschreitenden Parlamentarisierung das Wort redete und nach den Reichtagswahlen vom 19. Januar 1919 konsequenterweise mit der SPD und der Deutschen Demokratischen Partei eine Regierungskoalition bildete. Schließlich registrierte Lüninck mit großem Missfallen die innerparteilichen Machtverschiebungen im Zentrum zugunsten des linken Flügels. So war beispielsweise bei den Wahlen in Preußen seit 1919 der Arbeiterflügel zahlenmäßig gestärkt hervorgegangen, ohne indes die bürgerliche Mehrheit der Fraktion gefährden zu können. Diese Tatbestände waren für Lüninck so gravierend, dass er das Zentrum nicht mehr als seine politische Heimat verstehen konnte. Mit ähnlich denkenden Gesinnungsgenossen, darunter nicht wenige aus dem westfälischen und rheinischen Adel, arbeitete er deshalb an einer Gegenstrategie. Zunächst wollte man "alle rechtsstehenden Elemente in der Partei" mit "klaren konservativen Zielen" zu einem Block zusammenbinden. Falls dies nicht gelingen sollte, wollte man selbst den Bruch mit der Partei nicht scheuen.
In einem Memorandum vom Juli 1920 propagierte Lüninck ein "christlich-konservatives Programm" . Darin lehnte er die Volkssouveränität und den Parlamentarismus ab und plädierte für eine organisch-ständische Verfassung mit monarchischer Spitze. Dies aber waren Ziele, die in der Zentrumspartei nach den Weichenstellungen von 1918/19 nicht mehr durchsetzbar waren. Lüninck zog seine Konsequenzen und trat der deutsch-nationalen Volkspartei bei. Damit hatte sich Lüninck einer politischen Organisation angeschlossen, die den erbitterten Kampf gegen die Weimarer Republik und gegen ihre politischen und sozialen Errungenschaften auf ihre Fahne geheftet hatte. Es war zugleich die Partei, die für Hitler zu einem wichtigen Bundesgenossen bei der Erringung der Kanzlerschaft werden sollte.
Was Lüninck mit den Nationalsozialisten gemeinsam hatte, war die Ablehnung der Weimarer Demokratie mit ihrem Parlamentarismus. Aber Lüninck ist noch einen Schritt weitergegangen. Zusammen mit anderen Standesgenossen hat er innerhalb des Katholizismus für bestimmte politische Zielvorstellungen der NSDAP geworben. In einer Eingabe an den Paderborner Erzbischof Dr. Kaspar Klein vom 1. Juni 1931 wurde bedauert, "dass gerade auch in dem Erlass der Hochwürdigsten Herren Bischöfe der Paderborner Kirchenprovinz vom 10. März 1931 neben den Hinweisen und Warnungen vor den im Nationalsozialismus liegenden religiösen Gefahren mit keinem Wort das vielfach Gesunde, das in der nationalsozialistischen Bewegung liegt, anerkannt ist. So muss der Eindruck entstehen, als ob nun alles, was vom Nationalsozialismus kommt, in Bausch und Bogen von unseren Oberhirten abgelehnt würde, obwohl doch manches in der Bewegung für den Katholiken nicht nur akzeptabel ist, sondern sogar katholischem Lebensideal entspricht."
Diese Einschätzung des Nationalsozialismus durch Lüninck ist wichtig, wenn man seine exponierte Mitarbeit im Dritten Reich verstehen will. Lüninck glaubte, mit den Nationalsozialisten gemeinsame Sache machen zu können, um eigene Ziele durchzusetzen. Aber es war ein Trugschluss Lünincks und vieler aus der konservativen Elite, wenn sie annahmen, kann könne mit Hilfe der nationalsozialistischen Partei zügig den Parteienstaat überwinden und eine ständestaatliche Ordnung etablieren.
Nachdem Hitler am 30. Januar 1933 zum Kanzler des Deutschen Reiches ernannt worden war, gehörte der seit dem 8. Mai 1922 im Schloss zu Münster als Oberpräsident amtierende Johannes Gronowski von der Zentrumspartei zu den ersten Opfern der politischen Säuberungswelle. Dieser hatte es abgelehnt, ein vom kommissarischen Innenminister Preußens, Hermann Göring, angeordnetes Zeitungsverbot zu vollstrecken, das sich auf den Teil der Zentrumspresse bezog, der am 16. Februar einen Aufruf zum Schutz der Verfassung veröffentlicht hatte. Gronowski wurde am 22. Februar 1933 in den einstweiligen Ruhestand versetzt und später entlassen. Sein Nachfolger als Oberpräsident von Westfalen wurde Ferdinand von Lüninck.
Mit Lüninck kam in gewisser Weise ein Kompromiss-Kandidat zum Zuge, der seine Berufung vornehmlich den besonderen politischen, sozialen und konfessionellen Verhältnissen in Westfalen verdankte. In Westfalen wurde die Entscheidung dadurch kompliziert, dass es hier zwei NS-Gaue gab, deren Gauleiter, Josef Wagner in Bochum und Dr. Alfred Meyer in Münster den Posten des Oberpräsidenten für sich anstrebten. Andererseits wollten Hitler und Göring innerparteiliche Rivalitäten auf diesem Felde und zu diesem Zeitpunkt vermeiden. Ferner war zu bedenken, dass der Katholizismus in Westfalen eine in breiten Teilen der Bevölkerung tief verwurzelte und, wie die Zentrumsergebnisse bei den Wahlen anzeigten, auch politisch eine Größe darstellte, die es zu berücksichtigen galt. Deshalb lag es nahe, dass man - allem Anschein nach - den Anregungen Franz von Papens Gehör schenkte, der Ferdinand von Lüninck ins Spiel brachte. Mit diesem betont katholischen und national gesinnten Mann verbanden Papen nicht nur enge gesellschaftliche Beziehungen, sondern auch politische und soziale Grundanschauungen. Die preußische Staatsregierung ernannte Freiherrn Ferdinand von Lüninck am 22. Februar 1933 kommissarisch, am 16. Juli definitiv zum Oberpräsidenten von Westfalen.
Lüninck war sich der ihm zugedachten Rolle durchaus bewusst. Aber er machte sich auch keine Illusionen über die Skepsis und Distanz, die ihm vorzugsweise von den zentrumstreuen Katholiken entgegengebracht wurde. In öffentlichen Veranstaltungen bemühte er sich daher, Sympathie für das neue Regime zu wecken. Ganz dem erwartungsvoll-nationalistischen Ton der Zeit verhaftet fand Lüninck deutliche Worte vor katholischen Pädagogen am 12. Juli 1933, als er sagte: "Ich glaube, wenn wir die Entwicklung im deutschen Vaterlande uns ansehen und wir wissen, welche Entwicklungsmöglichkeiten im deutschen Vaterlande angeboren sind, dann dürfte niemand im Zweifel sein, dass es für unser Vaterland in der Tat eine göttliche Vorsehung gewesen ist, als sie uns einen Mann wie Hitler sandte, um unser Volk und Vaterland vom Rande des Abgrundes zu retten; und der nun mit aller Energie den Versuch unternimmt, den Weg vom Abgrund wegzuführen. Ich bin überzeugt, daß ihm dies mit Gottes Hilfe auch gelingen wird."
Für die Nationalsozialisten war Lüninck die Renommierfigur, geeignet dazu, die in Distanz stehenden katholischen und agrarischen Kreise zu beeindrucken, aufzuweichen und zur Mitarbeit an der nationalsozialistischen Ordnung zu gewinnen. Lüninck gehörte mit zahlreichen anderen aus Adel und oberem Bürgertum zu denen, die dem Regime mit seinem Unrechtscharakter eine zunächst honorige Fassade verliehen, die also von den Nationalsozialisten missbraucht wurden und sich haben missbrauchen lassen. Doch war Lüninck ein ehrenhafter und rechtlich denkender Mann. Unter den gegebenen politischen Umständen und im Vergleich zu den anderen preußischen Provinzen, wo in der Mehrzahl altgediente Parteigenossen der NSDAP und Gauleiter Oberpräsident wurden, war die Wahl von Lüninck für Westfalen sogar ein Glücksfall. Die nationalsozialistische Regierung verspürte auf die Dauer sein Widerstreben im Amte, welches sich zum Beispiel darin ausdrückt, dass er niemals unqualifizierte NS-Parteileute in den höheren Staatsdienst übernahm. Den zunehmend kirchenfeindlichen Kurs der Regierung hat er mit Sorge und deutlicher Kritik begleitet. In seiner persönlichen Lebensführung ist er seiner Kirche und ihrer Lehre stets treu geblieben. In seinem Heimatort nahm er regelmäßig an der Fronleichnamsprozession teil und trug, der Familientradition folgend, den Himmel. Hier zeigte sich ein Bekennermut, der für einen Mann in Lünincks öffentlicher Stellung Anerkennung verdient. Wie sehr diese Haltung der Partei ein Ärgernis war wird daran erkennbar, dass sich unter dem Belastungsmaterial des Volksgerichtshofs ein Foto befand, das Lüninck als Teilnehmer einer Fronleichnamsprozession zeigt.
Die sich schon in der Machtergreifungsphase abzeichnende Tendenz, Angehörige der traditionellen Eliten von den Oberpräsidentenämtern fernzuhalten und durch Gesinnungsaktivisten zu ersetzen, wurde ab 1935 konsequent fortgeführt. So war es angesichts von Lünincks Amtsführung, die sich durch das Festhalten an Rechtsnormen und staatlicher Regelhaftigkeit auszeichnete, nur eine Frage der Zeit, bis ein neuer Mann an die Spitze des westfälischen Oberpräsidiums berufen wurde. Im Jahre 1938 war es so weit. Auf Drängen Görings legte Frick, der Reichsminister des Inneren, Lüninck den Rücktritt nahe. Am 21. Juli 1938 wurde er in den Wartestand versetzt. Ihm folgte der Gauleiter von Westfalen-Nord, Dr. Alfred Meyer. Die vorzeitige Entlassung hatte für Lüninck auch ihre guten Seiten. Sie bewahrte ihn davor, in die exzessive Gewaltpolitik verstrickt zu werden, die das NS-Regime ab 1941 beispielsweise auch gegen die Geisteskranken in Westfalen praktizierte und in die der Oberpräsident von Amts wegen eingeschaltet war.
Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges erhielt Lüninck das Kommando eines Bataillons in Potsdam. Von einem Einsatz an der Front blieb er verschont. Dagegen verlor Lüninck, der fünf Kinder hatte, seine beiden ältesten Söhne im Krieg. Vermutlich in der zweiten Jahreshälfte 1943 nahm der ehemalige Oberbürgermeister von Leipzig und einer der führenden Köpfe der Widerstandsbewegung, Dr. Carl Friedrich Goerdeler, Kontakt mit Lüninck auf. Dieser erklärte sich bereit, nach einem Umsturz für politische Aufgaben zur Verfügung zu stehen. Er sollte schließlich als politischer Beauftragter im Wehrkreis XX (Westpreußen) eingesetzt werden. An den weitergehenden konspirativen Gesprächen und Vorbereitungen der Gruppe um Generaloberst Beck, Oberst Graf von Stauffenberg und Goerdeler ist Lüninck allem Anschein nach nicht beteiligt worden.
Drei Tage nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 wurde Lüninck auf dem Bahnhof in Bestwig von der Gestapo verhaftet. Man brachte ihn zunächst nach Dortmund, kurz darauf nach Berlin, wo er im Reichssicherheitshauptamt in der Prinz-Albrecht Straße verhört wurde. In dieser Zeit konnte seine Frau ihn einige Male besuchen. Für seine Verhaftung und spätere Hinrichtung genügte es, dass er sich den Verschwörern zu Verfügung gestellt hatte. In den Verhören durch die Gestapo nahm er von seiner Kritik an dem NS-Staat nichts zurück und bekannt sich gegenüber Freisler zu seinem Schritt ohne Einschränkungen. Am 14. November erlitt Ferdinand von Lüninck den Tod in Plötzensee.
Autor:
Prof. Dr. Karl Teppe,
Quelle: Westfälische Nachrichten am 21. November 1984
- Ferdinand von Lüninck entstammt dem rheinisch-westfälischen
Adelsgeschlecht von Lüninck. - Ferdinand von Lüninck (1755-1825) war Fürstbischof von Corvey und Bischof von Münster 1821-1825
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