Wegesende
Spätestens im 12. Jahrhundert wurde diese Straße durch Verlegung des Aabettes und durch die
Anlegung der Bergstraße zur Sackgasse. Nach dem im Jahre 1592 gestifteten dort gelegenen
Waisenhaus wurde sie auch Waisenstraße genannt.
Quelle: Wilhelm Kohl in: Münstersche
Zeitung, 14.9.1956
(...) In den Plan der Befestigung der civitas gehört auch die Begradigung bzw. die Verlegung
der Aa, deren Bett von der Ecke des Hospitalsgartens nördlich der steinernen Brücke am
Spiekerhof geradlinig nach Nordosten verlegt wurde, so dass der Bach die Nordwestflanke der
civitas schützte. Dabei ist dann der alte Weg, der vom Horsteberg am domkapitularischen
Speicher vorbei nach Nordwesten führte (...) zugeschlagen worden. Der Rest blieb als
Wegesende liegen.
Quelle: Joseph
Prinz, Mimigernaford - Münster , Münster 1981, Seite 182
Arme-Kinder-Waisenhaus
Die Eheleute Johan Verendorp und Margaretha Plate stifteten im Jahre 1592 ein Waisenhaus für
zwölf ehelich geborene Bürgerkinder. Bis zu diesem Zeitpunkt verfügte die Stadt Münster zwar
über diverse Häuser zur Beherbergung und Verpflegung bedürftiger und kranker Erwachsener, hatte
aber keine vergleichbare Einrichtung für elternlose Kinder. Um diesem Missstand abzuhelfen,
hinterließ das Ehepaar Verendorp den armen wesekens und kindere ihr Vermögen. Die
Testamentsvollstrecker und der Rat wurden beauftragt, die Stiftung zu verwirklichen und zu
verwalten. Der Rat wies bereits am Tage der Testamentseröffnung (6. April 1592) ein
Haus in der Wegesende im Kirchspiel Martini als zukünftiges Waisenhaus aus.
Die aufgenommenen Waisen sollten von einem Ehepaar versorgt und betreut werden. Es war ihnen
erlaubt, zu bestimmten Tageszeiten in der Stadt um Almosen zu bitten. Um ihnen den späteren
Broterwerb durch Arbeit zu ermöglichen und Bettlerkarrieren zu vermeiden, sollten sie
Unterricht im Lesen und Schreiben erhalten.
Nachdem 1644 die Frauen aus dem benachbarten Armenhaus Wegesende im Armenhaus zur Aa
untergebracht worden waren, konnte das Waisenhaus durch die Übernahme des freigewordenen
Gebäudes vergrößert werden. Nach 1800 ging die Verwaltung der von nun an auch als
Bürgerwaisenhaus bezeichneten Institution auf die städtische Armenkommission über. 1886 zog das
Bürgerwaisenhaus in die Schulstraße und 1922 gab die Stiftung Bürgerwaisenhaus die Einrichtung
in der Schulstraße auf. Neun Kinder wurden danach im 1842 gegründeten Kinderheim St. Mauritz
aufgenommen.
Quelle: Stadt Münster, Stadtarchiv, Dokumentation: Armut, Not und gute Werke - Soziale
Stiftungen in Münster, Januar 2001
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