Wibbeltstraße
Augustin Wibbelt, (1862-1947), Priester und Mundartdichter
Augustin Wibbelt wurde am 19. September 1862 auf dem Wibbelthof in Vorhelm
(heute Ortsteil von Ahlen, Kreis Warendorf) als siebtes von zehn Kindern geboren. Schon als
Zwölfjährigen schickte ihn sein Vater für drei Jahre auf die Lateinschule des Vikars im
benachbarten Enniger. 1878 trat er in die Obertertia des Gymnasiums Carolinum in Osnabrück ein.
Da dort seit langer Zeit keine so guten Abiturarbeiten mehr angefertigt worden waren wie seine,
wurde ihm die mündliche Prüfung erlassen. Er durfte die Abiturrede halten, von der auch in der
Zeitung berichtet wurde: Wibbelt solle seine Aussprache verbessern, da man ihm noch allzusehr
die münsterländische Herkunft anhöre.
Im Jahr 1883 nahm Wibbelt das Studium der Philologie in Münster auf. Doch im zweiten Semester
fühlte er sich dazu berufen, Priester zu werden. Sein Vater erlaubte ihm dies nur unter der
Bedingung, dass Augustin zuvor ein Jahr Militärdienst leiste. Im Herbst 1884 meldete dieser
sich dazu in Freiburg im Breisgau, wo er, angeregt durch die Alemannischen Gedichte
Johann Peter Hebels, begann, plattdeutsche Verse zu schreiben.
Zurück in Münster setzte Wibbelt sein Theologiestudium fort und trat Ostern 1887 in das dortige
Priesterseminar ein. Nach der Priesterweihe am 26. Mai 1888 wurde ihm eine Kaplanstelle in
Moers am Niederrhein zugewiesen. Ende 1890 wurde der junge Priester wieder nach Münster
versetzt. Hier arbeitete er als Redakteur der katholischen Zeitschrift Ludgerus-Blatt
und war Vikar in St. Martini. In dieser Zeit begann Wibbelt, plattdeutsche Beiträge zu
publizieren: Für das Ludgerus-Blatt verfasste er nämlich neben zahlreichen Artikeln zu
weltanschaulichen Themen in hochdeutscher Sprache amüsante Dialoge und Erzählungen in seinem
Dialekt. Hier wurden so bekannte Figuren wie die Drüke-Möhne oder Vader Klüngelkamp zum Leben
erweckt.
Augustin Wibbelt wurde Ende 1896 nach Oedt am Niederrhein versetzt. Zwei Jahre später war er
Kaplan in der Gemeinde St. Joseph in Duisburg. In dieser Zeit veröffentlichte er die ersten
seiner Erzählungen in Buchform und promovierte in Tübingen mit dem Thema Joseph von Görres
als Literaturhistoriker zum Dr. phil.
Auf eigenen Wunsch erhielt Wibbelt die Leitung der kleinen Kirchengemeinde Mehr bei Kleve, in
die er am 7. November 1906 eingeführt wurde. Hier wirkte er fast dreißig Jahre lang, bis er im
Mai 1935 in den Ruhestand trat und auf den elterlichen Hof nach Vorhelm zurückkehrte. Wibbelt,
der für sein dichterisches Werk 1946 den Annette von Droste-Preis der Provinz Westfalen
erhielt, starb am 14. September 1947.
Quelle: Die Internetseite der Augustin-Wibbelt-Gesellschaft.
Er kannte das Herz der Menschen
Eine Würdigung von Rainer Schepper
Meist sind es äußere Daten, die den Anlass geben, Leben und Werk eines bedeutenden Menschen
wieder in das Blickfeld der Öffentlichkeit zu rücken. So gibt der 19. September 2012
Gelegenheit, an Augustin Wibbelt zu erinnern, den vor 150 Jahren in Vorhelm geborenen Dichter,
Priester und westfälischen Volksschriftsteller, der vor 65 Jahren gestorben und in der Kapelle
auf dem elterlichen Hof beigesetzt worden ist.
Von 1906 bis 1935 war Augustin Wibbelt Pfarrer in Mehr bei Kleve. In dieser Zeit sind seine
reifsten und seine besten Werke entstanden. Noch heute lebt sein Andenken am Niederrhein wegen
seiner Plaudereien in der "Christlichen Familie" und seiner zahlreichen hochdeutschen
Essaybücher, der 'Bücher der Freude'. Dr. Augustin Wibbelt gehört mit Fritz Reuter zu
den Großen der niederdeutschen, der plattdeutschen Dichtung und ist neben diesem sicher der
beste Erzähler und zudem der größte niederdeutsche Lyriker.
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- Lexikon Westfälischer Autorinnen und Autoren Augustin Wibbelt
Es gibt in Münster 14 Straßen, die nach Dichtern der niederdeutschen Mundart benannt
sind:
Anton-Aulke-Straße, Brockmannstraße, Castelleweg,
Eli-Marcus-Weg, Falgerstraße, Fritz-Reuter-Straße, Josef-Beckmann-Straße, Mehringweg, Natz-Thier-Weg, Paula-Wilken-Stiege,
10
Rinscheweg, Vollmerweg, Wibbeltstraße und Zumbroockstraße.
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