Windthorststraße
Karl Windthorst, (1836-1900), Oberregierungsrat und Oberbürgermeister in Münster.
Karl Windthorst war am 6. Februar 1836 in Halle/Westfalen geboren, wurde
später der erste Oberbürgermeister, der nicht Münsteraner war. Nach Besuch des Paulinums hatte
er Rechtswissenschaft studiert, war in verschiedenen Eisenbahndirektionen tätig gewesen, seit
1880 in Magdeburg.
Sechs Jahre später wurde in Münster die Stelle des Oberbürgermeisters öffentlich
ausgeschrieben. Unter 20 eingegangenen Bewerbungen wählte das Stadtverordnetenkollegium am
25.11.1886 den Oberregierungsrat Karl Windthorst.
Während seiner Amtszeit wurde besonders das Bauwesen gefördert, die Kanalisation angelegt, die
städtische Gasanstalt erweitert, ein Sparkassengebäude hinter dem Rathaus gebaut. Vor allem
aber wurden die Eisenbahnen in Münster geordnet. Die getrennt voneinander liegenden
Westfälische Landeseisenbahn wurde mit der Köln-Mindener-Eisenbahn zusammengelegt. Die
Gleiskörper, die bis dahin zu ebener Erde lagen und beim Zugverkehr oder Rangieren durch
Schranken geschlossen wurden, wurden auf Bahndämme hoch gelegt.
Mit Windthorsts Erfahrungen aus den Eisenbahndirektionen wurde während seiner Amtszeit Münsters
Bahnhof modernisiert und als der modernste deutsche Bahnhof auf einer Ausstellung in Berlin
gezeigt.
Mit dem 1. Oktober 1897 trat Windthorst in den Ruhestand. Er starb am 22. August 1900.
Quelle: Westfälische Nachrichten vom 01. Juli 1952, Text gekürzt.
Carl Windthorst *6.2.1836, 22.8.1900, Oberregierungsrat und Oberbürgermeister von 1887 - 1897.
Sein Grab befindet sich auf dem Zentralfriedhof, Bereich Kirchengemeinde St. Lamberti, Alter
Teil, an der Mauer.
Quelle:
Bernhard Müller-Cleve, Vom Central-Kirchhof 1887 zum Zentralfriedhof 1987,
Münster 1987
Windthorsts Bierkrieg
Als 1885 im Zuge einer statistischen Erhebung bekannt wurde, dass Münster die drittgrößte
Kneipendichte des Landes aufwies, entschloss sich die Stadtverwaltung, gegen diesen
Missstand vorzugehen und die münstersche Bevölkerung zu Anstand und Sitte
zurückzuführen. Ergebnis der städtischen Beratungen war im Februar 1887 ein Erlass, der die
Öffnungszeiten der münsterschen Wirtshäuser auf 23 Uhr begrenzte. Sieben Jahre bestand diese
Verordnung und blieb ohne Wirkung, weil sich unzählige Ausnahmeregelungen eingebürgert
hatten.
Am 21. September 1895 wurde die Verordnung von Oberbürgermeister Karl Windthorst den Bürgern
und besonders den Wirten nochmals aufs Schärfste ins Gewissen gerufen. Alle Ausnahmen fielen
fort. Wer sich noch nach 23 Uhr in einem Wirtshaus aufhielt, machte sich strafbar. Deshalb
brach vom 1. bis zum 8. Oktober in der Stadt der so genannte
Bierkrieg aus. Bürger und Studenten versammelten sich ab 23 Uhr auf
dem Prinzipalmarkt, tranken Bier und sangen Lieder. Es kam zu Handgreiflichkeiten,
Beschimpfungen und vereinzelten Steinwürfen. Anführer wurden von den Ordnungshütern
verhaftet und ins Höffken, das kleine Polizeigewahrsam hinter dem Rathaus, gebracht.
Hauptwaffe der Bürger und Studenten waren die so genannten Bullenköppe,
Sechs-Liter-Bierkrüge aus Steingut, aus denen in diesen sieben Nächten heftig gesoffen wurde.
Der zivile Ungehorsam endete am 8. Oktober 1895 mit der Aufhebung der Sperrstunde.
Quelle: Münstersche Zeitung vom 30.10.2002
Die Karl-und-Josefa-Windthorst-Stiftung von 1897
Der Jurist Karl Windthorst (1836-1900) war von 1887 bis 1897 Oberbürgermeister in Münster. Er
übte zudem auch Ämter innerhalb der städtischen Armenkommission und Mitglied des Vinzenzvereins
aus.
In ihrem gemeinsamen Testament vom 20. Januar 1897 bestimmten die angesehenen und bekannten
münsterischen Eheleute Karl Windthorst und Josefa, geb. Coppenrath: Der hiesigen
städtischen Armenkommission vermachen wir ein Kapital von 25.000,-- RM zu beliebiger Verwendung
für wohltätige Zwecke, jedoch mit dem Wunsche, aus Zinsen tunlichst Zuwendungen über die
gesetzliche Armenpflicht hinaus zu machen und unter der Bedingung, dass die Armenkommission
sich verpflichtet, die dauernde Unterhaltung und Pflege unserer Grabstätten zu
übernehmen.
Die Karl und Josefa Windthorst Stiftung diente also ausdrücklich als Ergänzung der
staatlichen Fürsorge. Eine genaue Zuteilung wird in die Hände der Armenkommission gelegt. Diese
hatte sich Ende des 19. Jahrhunderts endgültig als die örtliche Institution etabliert, welche
den Willen der privaten Stifterinnen und Stifter mit den amtlichen Zuteilungen koordinierte. An
der Schwelle zum 20. Jahrhundert ließen sich Karl und Josefa Windthorst nicht mehr durch die
mittelalterliche Sorge um das eigene Seelenheil zum Stiften anregen. Ihr Handeln entsprang eher
einem modernen Verantwortungsbewusstsein und einem Gemeinsinn für ihre Stadt
Münster.
An Karl Windthorst erinnert heute noch die nach ihm benannte Straße, die vom Bahnhof ins
Zentrum führt.
Quelle: Stadt Münster, Stadtarchiv, Dokumentation: Armut, Not und gute Werke - Soziale
Stiftungen in Münster, Januar 2001
Die Windthorststraße führte von der Bahnhofstraße bis zur Promenade und wurde erst 1931 durch die damalige Hagedornstraße und den Durchbruch am Magdalenenhospital bis zur Ludgeristraße verlängert.
Nicht zu Lebzeiten!
Straßenbenennungen nach Personen werden grundsätzlich erst dann beschlossen, wenn die Person
verstorben ist. Bei insgesamt etwa 600 Straßen in Münster, die nach Personen benannt sind, hat
es allerdings mehr als ein Dutzend Ausnahmen gegeben.
Es sind:
- 1871 Wilhelmstraße nach Kaiser Wilhelm I., †1888
- 1876 Piusallee nach Papst Pius IX., †1878
- 1896 Windthorststraße †1900
- 1900 Kaiser-Wilhelm-Ring nach Kaiser Wilhelm II., †1941
- 1900 Averkampstraße, nach Stadtrat Hermann Averkamp, †1907
- 1905 Ulrichstraße, †1930
- 1912 Peter-Büscher-Straße, †1919
- 1914 Studtstraße, †1919
- 1928 Althoffstraße, †1948
- 1931 Ludwig-Dürr-Straße, †1956
- 1934 Elsa-Brändström-Weg, †1948
- 1958 Richard-Schirrmann-Weg, †1961
- 1960 Agnes-Miegel-Straße, †1964
- 1965 Heinrich-Brüning-Straße, †1970
- 1970 Anton-Aulke-Straße, †1974
- 1974 Heideggerstraße, †1976
- 1974 Ernst-Schenke-Straße, †1982
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