A bis Z

Ausschnitt eines alten Stadtplans von Münster aus dem Jahre 1862
 
Straßenschild Ringoldgasse
 
 
A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W Y Z 

Suche

Windthorststraße

Stadtbezirk:Münster-Mitte
Statistischer Bezirk: Bahnhof
Entstehung: 1896
im Stadtplan anzeigen
Foto

Das Straßennamenschild

Karl Windthorst, (1836-1900), Oberregierungsrat und Oberbürgermeister in Münster.

Karl Windthorst war am 6. Februar 1836 in Halle/Westfalen geboren, wurde später der erste Oberbürgermeister, der nicht Münsteraner war. Nach Besuch des Paulinums hatte er Rechtswissenschaft studiert, war in verschiedenen Eisenbahndirektionen tätig gewesen, seit 1880 in Magdeburg.
Sechs Jahre später wurde in Münster die Stelle des Oberbürgermeisters öffentlich ausgeschrieben. Unter 20 eingegangenen Bewerbungen wählte das Stadtverordnetenkollegium am 25.11.1886 den Oberregierungsrat Karl Windthorst.
Während seiner Amtszeit wurde besonders das Bauwesen gefördert, die Kanalisation angelegt, die städtische Gasanstalt erweitert, ein Sparkassengebäude hinter dem Rathaus gebaut. Vor allem aber wurden die Eisenbahnen in Münster geordnet. Die getrennt voneinander liegenden Westfälische Landeseisenbahn wurde mit der Köln-Mindener-Eisenbahn zusammengelegt. Die Gleiskörper, die bis dahin zu ebener Erde lagen und beim Zugverkehr oder Rangieren durch Schranken geschlossen wurden, wurden auf Bahndämme hoch gelegt.
Mit Windthorsts Erfahrungen aus den Eisenbahndirektionen wurde während seiner Amtszeit Münsters Bahnhof modernisiert und als der modernste deutsche Bahnhof auf einer Ausstellung in Berlin gezeigt.
Mit dem 1. Oktober 1897 trat Windthorst in den Ruhestand. Er starb am 22. August 1900.
Quelle: Westfälische Nachrichten vom 01. Juli 1952, Text gekürzt.


Carl Windthorst *6.2.1836, †22.8.1900, Oberregierungsrat und Oberbürgermeister von 1887 - 1897. Sein Grab befindet sich auf dem Zentralfriedhof, Bereich Kirchengemeinde St. Lamberti, Alter Teil, an der Mauer.
Quelle: Bernhard Müller-Cleve, Vom Central-Kirchhof 1887 zum Zentralfriedhof 1987, Münster 1987

Windthorsts Bierkrieg
Als 1885 im Zuge einer statistischen Erhebung bekannt wurde, dass Münster die drittgrößte Kneipendichte des Landes aufwies, entschloss sich die Stadtverwaltung, gegen diesen Missstand vorzugehen und die münstersche Bevölkerung zu Anstand und Sitte zurückzuführen. Ergebnis der städtischen Beratungen war im Februar 1887 ein Erlass, der die Öffnungszeiten der münsterschen Wirtshäuser auf 23 Uhr begrenzte. Sieben Jahre bestand diese Verordnung und blieb ohne Wirkung, weil sich unzählige Ausnahmeregelungen eingebürgert hatten.
Am 21. September 1895 wurde die Verordnung von Oberbürgermeister Karl Windthorst den Bürgern und besonders den Wirten nochmals aufs Schärfste ins Gewissen gerufen. Alle Ausnahmen fielen fort. Wer sich noch nach 23 Uhr in einem Wirtshaus aufhielt, machte sich strafbar. Deshalb brach vom 1. bis zum 8. Oktober in der Stadt der so genannte Bierkrieg aus. Bürger und Studenten versammelten sich ab 23 Uhr auf dem Prinzipalmarkt, tranken Bier und sangen Lieder. Es kam zu Handgreiflichkeiten, Beschimpfungen und vereinzelten Steinwürfen. Anführer wurden von den Ordnungshütern verhaftet und ins Höffken, das kleine Polizeigewahrsam hinter dem Rathaus, gebracht. Hauptwaffe der Bürger und Studenten waren die so genannten Bullenköppe, Sechs-Liter-Bierkrüge aus Steingut, aus denen in diesen sieben Nächten heftig gesoffen wurde. Der zivile Ungehorsam endete am 8. Oktober 1895 mit der Aufhebung der Sperrstunde.
Quelle: Münstersche Zeitung vom 30.10.2002

Die Karl-und-Josefa-Windthorst-Stiftung von 1897
Der Jurist Karl Windthorst (1836-1900) war von 1887 bis 1897 Oberbürgermeister in Münster. Er übte zudem auch Ämter innerhalb der städtischen Armenkommission und Mitglied des Vinzenzvereins aus.
In ihrem gemeinsamen Testament vom 20. Januar 1897 bestimmten die angesehenen und bekannten münsterischen Eheleute Karl Windthorst und Josefa, geb. Coppenrath: Der hiesigen städtischen Armenkommission vermachen wir ein Kapital von 25.000,-- RM zu beliebiger Verwendung für wohltätige Zwecke, jedoch mit dem Wunsche, aus Zinsen tunlichst Zuwendungen über die gesetzliche Armenpflicht hinaus zu machen und unter der Bedingung, dass die Armenkommission sich verpflichtet, die dauernde Unterhaltung und Pflege unserer Grabstätten zu übernehmen.
Die Karl und Josefa Windthorst Stiftung diente also ausdrücklich als Ergänzung der staatlichen Fürsorge. Eine genaue Zuteilung wird in die Hände der Armenkommission gelegt. Diese hatte sich Ende des 19. Jahrhunderts endgültig als die örtliche Institution etabliert, welche den Willen der privaten Stifterinnen und Stifter mit den amtlichen Zuteilungen koordinierte. An der Schwelle zum 20. Jahrhundert ließen sich Karl und Josefa Windthorst nicht mehr durch die mittelalterliche Sorge um das eigene Seelenheil zum Stiften anregen. Ihr Handeln entsprang eher einem modernen Verantwortungsbewusstsein und einem Gemeinsinn für ihre Stadt Münster.
An Karl Windthorst erinnert heute noch die nach ihm benannte Straße, die vom Bahnhof ins Zentrum führt.
Quelle: Stadt Münster, Stadtarchiv, Dokumentation: Armut, Not und gute Werke - Soziale Stiftungen in Münster, Januar 2001

Die Windthorststraße führte von der Bahnhofstraße bis zur Promenade und wurde erst 1931 durch die damalige Hagedornstraße und den Durchbruch am Magdalenenhospital bis zur Ludgeristraße verlängert.


Nicht zu Lebzeiten!

Straßenbenennungen nach Personen werden grundsätzlich erst dann beschlossen, wenn die Person verstorben ist. Bei insgesamt etwa 600 Straßen in Münster, die nach Personen benannt sind, hat es allerdings mehr als ein Dutzend Ausnahmen gegeben.
Es sind:

Gehört zum Thema: