Zum Rieselfeld
Benannt nach der Lage an den Rieselfeldern.
Das Europareservat Rieselfelder Münster liegt ca. 6 Km nördlich des
Stadtzentrums. Auf dem Gelände der alten Rieselfelder, dort, wo früher die Abwasser der Stadt
geklärt wurden, ist im Laufe der letzten Jahrzehnte ein einzigartiges Naturreservat entstanden.
Die Rieselfelder sind mit einer Fläche von 225 Hektar zu einem der wichtigsten Rast- und
Mauserplätze für Wat- und Wasservögel in Europa geworden. Das Reservat besteht aus über 130
Einzelteichen, die in ein netzartiges Wegesystem eingegliedert sind. Fast jeder dieser
Einzelteich ist von einem mehr oder weniger dichten Verlandungsgürtel umgeben, der den Vögeln
sowohl Schutz als auch ideale Brutmöglichkeiten bietet. Auf Grund seiner herausragenden
ökologischen Bedeutung erhielten die Rieselfelder den in NRW einmalig vergebenen Titel
Europareservat. Inmitten des Geländes befindet sich eine Biologische Station, von der
aus das Gebiet fachkundig verwaltet und betreut wird.
-----
Streik in den Rieselfeldern
Im Sommer 1928 beschäftigte die Stadt Münster erstmals Pflichtarbeiter in den
Rieselfeldern. Die Rieselfelder wurden damals noch zur Klärung der Abwässer benutzt. Die
Arbeiter sollten die Abwasserkanäle säubern.
Pflichtarbeiter waren Arbeitslose, die als Gegenleistung für ihre Unterstützung arbeiten
mussten. Ihnen wurde zwar annähernd der gleiche Stundenlohn wie regulären Arbeitern ausgezahlt.
Sie verdienten aber insgesamt deutlich weniger, da ihre Wochenarbeitszeit verkürzt war. Ein
Pflichtarbeiter erwarb keinen neuen Anspruch auf Arbeitslosenunterstützung und hatte kaum
Aussicht, in ein reguläres Arbeitsverhältnis übernommen zu werden.
Die schwierige Lage der Pflichtarbeiter verschlechterte sich im Winter 1928/29 noch weiter. Die
Stadt hatte ihnen die Winterbeihilfe (Kartoffeln und Kohlen) und die kostenlose Arbeitskleidung
gestrichen. Die Pflichtarbeiter schlossen sich daraufhin zusammen und protestierten. Da die
Stadt sich beharrlich weigerte, die gewählten Vertreter der Pflichtarbeiter an Beratungen
teilnehmen zu lassen, kam es im Februar 1929 erneut zu Protesten. Diesmal drohten die Arbeiter
außerdem mit Arbeitsniederlegung.
Die KPD veröffentlichte zeitgleich die erste Ausgabe der Zeitschrift Der Rote
Rieselfelder. In diesem Kampforgan erhoben die Arbeiter Proteste gegen ihre
Arbeitssituation und forderten die Gleichstellung mit regulären Tarifarbeitern. Die Stadt ließ
sich von den Protesten und der Streikandrohung nicht beeindrucken. Sie stellte die Arbeit an
den Rieselfeldern ein. Die ehemaligen Pflichtarbeiter waren danach wieder arbeitslos und auf
die Hilfe der allgemeinen Fürsorge angewiesen.
Quelle: Stadtarchiv Münster, Im Wandel der Zeit - 1200 Jahre Münster, Zwolle 2000,
Seite 241
Als die Rieselfelder in der Gelmerheide und Coerheide noch der Abwasserreinigung dienten,
drückten die Pumpen in dem alten Pumpenhaus an der Gartenstraße, Ecke Niedersachsenring, die
städtischen Abwässer durch eine große Rohrleitung auf das Rieselgelände im Norden.
Nachdem die alte Anlage aus dem Jahr 1901 dem Anwachsen von Bevölkerung nicht mehr gewachsen
war, wurde eine neue Großkläranlage gebaut, die 1975 ihren Betrieb aufnahm. Das alte
Pumpenhaus, das dadurch frei wurde, wird als Theater genutzt und avancierte zu einem Treffpunkt
münsterscher Künstler.
Quelle: Detlef Fischer, Münster von A bis Z, Münster 2000