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Westfälischer Frieden
Dialoge zum Frieden 2014
Münster hält seine Tradition als Stadt des Westfälischen Friedens lebendig. Mit wechselnden Schwerpunkten stellt "Münster 1648: Dialoge zum Frieden" alljährlich aktuelle Bezüge zu Gegenwarts- und Zukunftsfragen her.
Die diesjährige Veranstaltungsreihe "Dialoge zum Frieden" stimmt ab dem 23. Oktober auf die Verleihung des Preises des Westfälischen Friedens der Wirtschaftlichen Gesellschaft für Westfalen und Lippe (WWL) an die Besatzungen der International Space Station (ISS) und die Jugendarbeit des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge ein.
Die Veranstaltungen im Einzelnen:
Donnerstag, 23. Oktober – Freitag, 24. Oktober
Schülerakademie: Exkursion nach Ysselsteyn (NL)
2014 wird die Jugendorganisation des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. für ihre Bemühungen um eine "Versöhnung über den Gräbern" mit dem Westfälischen Friedenspreis ausgezeichnet. Deshalb findet – in Zusammenarbeit der Akademie Franz Hitze Haus mit dem Volksbund und der Stadt Münster – die sechste Schülerakademie in diesem Jahr im Jugendbegegnungshaus Ysselsteyn statt, das in der Nähe der größten deutschen Kriegsgräberstätte in den Niederlanden liegt.
Unter dem Motto "Was heißt hier Frieden? Erinnern für die Zukunft" wird mit Schülerinnen und Schülern in die Geschichte zurückgeschaut und zugleich der Blick auf Krisenfelder der Gegenwart gerichtet: Wie gestaltet sich friedenspolitische Verantwortung heute? Welche Rolle spielt das Erinnern an die Opfer von Krieg und Faschismus für das 21. Jahrhundert?
Als Referenten stehen zur Verfügung:Winfried Nachtwei MdB a.D. (Experte für Friedens- und Sicherheitspolitik, Münster)Markus Baron (Dipl. Päd. und Jugendoffizier der Bundeswehr, Münster)Bernhard Liemann M.A. (Historiker, promoviert über "Die zivilgesellschaftliche Öffentlichkeit im Ersten Weltkrieg. Grenznahe deutsche, belgische und niederländische Kleinstädte im Vergleich.")
Freitag, 24. Oktober, 18 Uhr, Apostelkirche
Ökumenische Friedensvesper
Die Friedensvesper – jährlich abwechselnd in der (katholischen) Lambertikirche und der (evangelischen) Apostelkirche abgehalten – wird liturgisch geleitet von Superintendentin Meike Friedrich und Stadtdechant Jörg Hagemann unter Mitwirkung von Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) Münster. Sie steht unter dem Leitsatz "Und richte unsere Füße auf den Weg des Friedens", die Predigt hält Stadtdechant Jörg Hagemann. Es singt der Kirchenchor St. Martini unter Leitung von Ralf Junghöfer, an der Orgel: Klaus Vetter.
Samstag, 25. Oktober, 11 Uhr, Rathaus-Festsaal
Verleihung des Preises des Westfälischen Frieden 2014 an die Besatzungen der International Space Station (ISS) und die Jugendarbeit des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge
In der ISS, dem "Außenposten der Menscheit im All", leben und arbeiten Männer und Frauen, die einst in verfeindeten Blöcken lebten, heute ganz selbstverständlich auf engstem Raum zusammen. Das belegt: Eine friedliche Zusammenarbeit von Partnern unterschiedlichster Kulturen ist möglich. Überreicht wird der Preis an eine internationale Gruppe von Astro- bzw. Kosmonauten, die gemeinsam zu den Besatzungen der ISS gehörten.
Als einziger Kriegsgräberdienst auf der Welt betreibt der Volksbund eine eigene Jugendarbeit, mit Jugendbegegnungsstätten in vier verschiedenen Ländern, in denen jährlich Tausende junger Menschen aus ganz Europa zusammenkommen. Diese Zusammenkünfte tragen dazu bei, Verständnis über nationale Grenzen hinweg zu entwickeln und überkommene Vorurteile abzubauen.
Die Festansprachen zur Preisverleihung halten Bundesaußenminister Frank Walter Steinmeier und WDR-Intendant Tom Buhrow.
Samstag, 25. Oktober, 16.48 Uhr, Platz des Westfälischen Friedens
Historienspiel: Verkündung des Friedensschlusses 1648 mit Aussendung der Friedensreiter
Das Historienspiel erinnert an die Verkündung des Westfälischen Friedens und mahnt zugleich das friedliche Miteinander von Völkern, Nationen, Staaten und Religionen an. Nach einem Glockenspiel vom Stadthausturm ziehen die Akteure vom Domplatz zum Platz des Westfälischen Friedens (Rathausinnenhof). Die Vorführung endet mit der Entsendung der „Friedensreiter“, der Eilboten auf ihren Pferden, und dem Geläut der Glocken der Kirchen der Altstadt.
Dienstag, 28. Oktober, 18 Uhr, Friedenssaal
Treffen der Religionsgemeinschaften und Konfessionen
Das Treffen gehört mittlerweile zur guten Tradition – und steht symbolisch für die münsterschen "Dialoge zum Frieden": Der Oberbürgermeister lädt die Repräsentanten der in Münster vertretenen Religionsgemeinschaften, Konfessionen und Konfessionsfamilien in den Friedenssaal ein. Das dem Empfang folgende informelle Zusammensein soll den Gästenvielfältige Gelegenheiten bieten zu einem regen Austausch über Themen von gemeinsamem Interesse.
Einlass für geladene Gäste!
Mittwoch, 29. Oktober, 20 Uhr, Rathaus-Festsaal
Podiumsgespräch: Große Geschichte – kleines Leben? Generationen im Dialog
Berliner Mauer
Kriege, Konflikte, Krisen – wie prägen dramatische Umbrüche unser eigenes Leben? Wie leben wir mit unseren Erinnerungen, wie verarbeiten wir historische Erfahrungen? Und wie geben wir sie an andere weiter – nicht zuletzt an Menschen, die diese Erfahrungen nicht selbst machen konnten? Fragen, zu denen sich Angehörige dreier unterschiedlicher Generationen miteinander austauschen, die historische Umbrüche wie Krieg, Nachkriegszeit, Ost-West Konflikt oder Wiedervereinigung erlebt haben. Ihr Austausch findet statt in einem innovativen und spannenden Gesprächsformat: Die subjektiven Erinnerungen der Generationen werden begleitet von fachlichen Kommentierungen einer Entwicklungspsychologin und eines Generationenforschers.
Eintritt frei
Moderation: Sven Felix Kellerhoff (DIE WELT)
Der Historiker und Autor zeichnet als Redakteur dafür verantwortlich, dass die Tageszeitung DIE WELT durch die Vielzahl und die Qualität ihrer historischen Beiträge derzeit unter den überregionalen Zeitungen Deutschlands als besonders profiliert wahrgenommen wird. Er beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Themen der Geschichte des 20. Jahrhunderts, als Autor verfasste er vielbeachtete Sachbücher, u.a. zu "Berlin im Zweiten und zur Heimatfront im Ersten Weltkrieg" sowie aktuell zur "Friedlichen Revolution in der DDR".
Auf dem Podium:
Ludwig Poullain – * 1919
Der prominente Bankier i.R. war in seiner aktiven Zeit dafür bekannt, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Vor zehn Jahren sorgte seine scharfe Abrechnung mit dem heutigen Finanzgewerbe in der FAZ für Aufsehen. Am 2. Weltkrieg war er als Soldat beteiligt.
Katja Lange-Müller – * 1951
Die Tochter einer hohen SED-Funktionärin wurde mit 16 Jahren wegen "unsozialistischem Verhalten" von der Schule verwiesen. Nach Stationen als Schriftsetzerin, Requisiteurin und Hilfskrankenschwester sowie einem Literaturstudium reiste sie 1984 nach Westberlin aus. Als Autorin wurde sie vielfach ausgezeichnet, zuletzt 2013 mit dem Kleist-Preis.
Stefan Querl – * 1974
Bei Gedenkstättenbesuchen in Buchenwald, Bergen-Belsen, Auschwitz oder in Yad Vashem in Jerusalem arbeitet der stellvertretende Leiter des Geschichtsortes Villa ten Hompel intensiv mit Jugendlichen und Erwachsenen zum Thema Erinnerungskultur. Der Protestant ist aktiv in der überparteilichen Vereinigung "Gegen Vergessen – Für Demokratie" und im Maximilian-Kolbe-Werk, der katholischen Hilfsorganisation für ehemalige KZ-Häftlinge.
Prof. Dr. Insa Fooken – Psychologin
Seit 1992 Professur für Psychologie mit Schwerpunkt Entwicklungspsychologie an der Universtät Siegen, 2014 Seniorprofessur Interdisziplinäre Alternswissenschaft Universität Frankfurt; Forschungsschwerpunkte u.a. familiale Generationenbeziehungen und Kriegskinder im Alter.
Prof. em. Dr. Jürgen Reulecke – HistorikerVon 1984-2003 Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Gesamthochschule Siegen, ab 2003 Lehrstuhl an der Universität Gießen, Schwerpunkt Generationenforschung, Sprecher des Sonderforschungsbereichs "Erinnerungskulturen".