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Westfälischer Frieden
Dialoge zum Frieden 2019
Münster hält seine Tradition als Stadt des Westfälischen Friedens lebendig. Mit wechselnden Schwerpunkten stellt "Münster 1648: Dialoge zum Frieden" alljährlich aktuelle Bezüge zu Gegenwarts- und Zukunftsfragen her.
Am 24. Oktober 1648 wurde in Münster der Dreißigjährige Krieg beendet. Fünf Jahre lang verhandelten die europäischen Mächte in Münster und Osnabrück unter schwierigsten Bedingungen, bis sie den Dreißigjährigen Krieg in Europa beenden konnten. Die Verhandlungen auf dem Weg zum Friedensschluss gelten als wichtige Meilensteine auf dem Weg zu einer europäischen Friedensordnung und zur Entwicklung des heutigen Völkerrechtes. Bis heute ist Münster als Stadt des Westfälischen Friedens untrennbar mit diesem Ereignis verbunden. In diesem Jahr wollen wir genau hinschauen und uns die Frage stellen, in welcher Verfassung unsere Gesellschaft aktuell ist. Wir fragen uns, welche Auswirkungen gut gemeinte Abgrenzungen nach links und rechts, zuweilen auch öffentliche Denkverbote auf die Diskursfähigkeit unserer Gesellschaft haben können. Wir suchen mit Hilfe von Wissenschaftlern und Praktikern auch durch einen genauen Blick zurück auf das 20. Jahrhundert nach Erklärungen für unsere derzeitige Verfasstheit, und wir diskutieren über Strategien, um den Zusammenhalt und die offene Diskursbereitschaft der Gesellschaft (wieder) herzustellen.
Die Veranstaltungen im Einzelnen:
Als der Wagen nicht kam
Eine wahre Geschichte aus dem Widerstand: Paulus van Husen, der Kreisauer Kreis und das Hitler-Attentat am 20. Juli 1944
Lesung von Dr. Manfred Lütz mit anschließender Diskussion
Mittwoch, 4. September 2019, 19 Uhr
WWU Münster, Vortragssaal 10, Schlossplatz 2
Mehr als ein halbes Jahrhundert nach dem 20. Juli 1944 entdeckt Manfred Lütz die Autobiografie seines Großonkels und Zeitzeugen Paulus van Husen. Der Bericht zieht ihn in seinen Bann. So schreibt er die Geschichte nieder: Nichts deutete darauf hin, dass der in Münster geborene Paulus van Husen einmal zum Verschwörer werden würde. Doch mit dem Ersten Weltkrieg nahm sein Leben eine Wendung. Mit den Nazis gerät er aneinander, Goebbels, Keitel und dem SS-Mörder Heydrich widersteht er Auge in Auge. Als Mitglied des Kreisauer Kreises hat er einen entscheidenden Moment mit dem Hitler-Attentäter Stauffenberg. Am Ende überlebt er nur mit viel Glück. Nach dem Krieg wird er von Adenauer umworben und beschließt seine Karriere als erster Verfassungsgerichtspräsident Nordrhein-Westfalens. Veranstalter: Geschichtsort Villa ten Hompel in Kooperation mit dem Evangelischen Forum Münster e.V., Gegen Vergessen – Für Demokratie Regionalgruppe Münsterland e.V., der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Münster e.V., dem LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte und Münster Marketing
"VIVAT PAX!"
Es lebe der Friede! Die Hölle muss leer sein, denn alle Teufel sind in Münster
Spektakel zum Westfälischen Frieden 1648
Samstag, 21. September 2019, 13 Uhr und 16 Uhr
Platz des Westfälischen Friedens
Autor: Hans-Peter Boer | Regie: Markus Kopf
Nicht die Herrschenden, sondern das Volk auf der Straße kommt in diesem Spektakel zu Wort. Der Platz des Westfälischen Friedens verwandelt sich in einen Markt des 17. Jahrhunderts.
Veranstalter: Stadtheimatbund Münster e.V. www.vivat-pax.de/das-spektakel
"In welcher Verfassung sind wir?"
Ein Blick in die "Seele" unseres Landes
Podiumsdiskussion
Montag, 30. September 2019, 20 Uhr
Rathausfestsaal, Eintritt frei
Moderation: Dr. Franziska Augstein
Auf dem Podium sind:
Christian Schüle Literat, Publizist und Essayist
Christian Schüle studierte Philosophie, Soziologie und Politische Theorie an den Universitäten München und Wien. Er war Redakteur im Dossier der Wochenzeitung DIE ZEIT, wurde für seine Reportagen und Feuilletons mehrfach ausgezeichnet und lebt heute als freier Schriftsteller, Essayist und Publizist in Hamburg. Seit 2015 lehrt er Kulturwissenschaft an der Berliner Universität der Künste. Unter seinen Büchern sind der Roman „Das Ende unserer Tage“, die Essays „Vom Ich zum Wir“, „Heimat. Ein Phantomschmerz“ sowie zuletzt „In der Kampfzone“, einer essayistischen Verteidigung der liberalen Demokratie.
Prof. Dr. Ulrich Herbert Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Der Experte für Neuere und Neueste Geschichte wurde 1999 mit dem Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft und 2014 mit dem Bayerischen Buchpreis in der Kategorie „Sachbuch“ für sein Buch „Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert“ ausgezeichnet. 2018 erhielt er den Ruhrpreis für Kunst und Wissenschaft. Herbert hat zahlreiche Publikationen vorgelegt, insbesondere zur Geschichte des Nationalsozialismus, der Migrationsgeschichte im 20. Jahrhundert und der Geschichte der Bundesrepublik.
Prof. Dr. Susanne Schröter Goethe-Universität Frankfurt am Main, Direktorin des "Frankfurter Forschungszentrums Globaler Islam" – Institut für Ethnologie
Die Gründerin des "Frankfurter Forschungszentrums Globaler Islam" ist Vorstandsmitglied des "Deutschen Orient-Instituts", des "Hessischen Forums Religion und Gesellschaft", Mitglied der "Hessischen Integrationskonferenz" und des "Hessischen Präventionsnetzwerk gegen Salafismus" sowie Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des "Instituts für Demokratie und Zivilgesellschaft". Forschungsschwerpunkte sind u.a. Islamismus und Dschihadismus; progressiver und liberaler Islam; Frauenbewegungen in der islamischen Welt; politische, religiöse und ethnische Konflikte.
Prof. Dr. Horst Dreier Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Lehrstuhl für Rechtsphilosophie, Staats- und Verwaltungsrecht
Seit 1995 ist Horst Dreier Ordinarius für Rechtsphilosophie, Staats- und Verwaltungsrecht an der Juristischen Fakultät der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Von 1996-2001 war Prof. Dreier Vertrauensdozent der Studienstiftung des deutschen Volkes und von 2000 – 2004 Fachgutachter der Deutschen Forschungsgemeinschaft für das Gebiet "Rechts- und Staatsphilosophie". Der Bayerische Staatsminister für Wissenschaft hat ihm den "Preis für gute Lehre 1999" verliehen. Durch Beschluss des Bundeskabinetts wurde er bis 2007 in den Nationalen Ethikrat berufen. Gemeinsam mit Christian Waldhoff ist er Herausgeber des Bandes "Das Wagnis der Demokratie – Eine Anatomie der Weimarer Reichsverfassung" (2018) – Geschichte der Bundesrepublik.
Anmeldung erforderlich unter: dialoge-zum-frieden@stadt-muenster.de
"Der Ordner" Gegen das Vergessen
Theater FreiFrau mit anschließender Diskussion über Geschichte, Verantwortung und die Diskursfähigkeit unserer Gesellschaft
Montag, 7. Oktober 2019, 20 Uhr
Rathausfestsaal
Walter Pohl war Opa.
Walter Pohl war ein Liebhaber von Wilhelm Busch.
Walter Pohl hat für seine Enkel mit den Ohren gewackelt.
Walter Pohl war SS-Obersturmführer.
Walter Pohl war Kommandoführer des Einsatzkommando 6 in Schachty.
Walter Pohl wurde wegen Beihilfe zum Mord angeklagt.
Walter Pohl wurde freigesprochen.
Seine Enkelin Stephanie bekommt von ihrer Großmutter einen Ordner mit Prozessunterlagen ihres Großvaters in die Hand mit den Worten: "Mach damit nach meinen Tod, was Du willst". So erzählt sie ihre Geschichte und trifft dabei auf den sehr lebendigen "Geist" ihres Großvaters und konfrontiert ihn mit nie gestellten Fragen. Eine vermeintlich private Geschichte wird zur Allgemeinen und wirft viel zu Denken auf. Inwiefern prägen uns die Taten oder Untaten unserer Großväter? Beeinflussen sie uns noch heute und machen uns schuldig? Dürfen wir diese "Ordner" jemals schließen?
Spiel: Stephanie Borgert, Hannes Demming, Cornelia Kupferschmid
Regie / Textfassung auf Grundlage des Originaldokuments: Carola von Seckendorff
Moderation: Gisela Steinhauer, WDR
Auf dem Podium sind:
Prof. Dr. Heide Glaesmer Diplompsychologin, psychologische Psychotherapeutin für Verhaltenstherapie, Universitätsklinikum Leipzig
Prof. Heide Glaesmer ist stellvertretende Leiterin der Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie der Universität Leipzig und Leiterin der dortigen Arbeitseinheit »Psychotraumatologie und Migrationsforschung«. Seit 2012 ist sie Gründungsmitglied des Arbeitskreises Psychodiagnostik in der Deutschen Gesellschaft für medizinische Psychologie. Ausgezeichnet wurde sie u.a. mit dem Günter-Jantschek Forschungsstipendium und dem Gert-Sommer-Preis für Friedenspsychologie.
Stephanie Borgert Schauspielerin "Der Ordner" und Enkelin von Herrn Pohl
1969 im Ruhrgebiet geboren, studiert sie in den 1990er Jahren als eine von wenigen Frauen Ingenieur-Informatik. Sie startet eine Karriere in der IT als Beraterin und im internationalen Vertrieb. Im Jahr 2007 wird sie Unternehmerin, berät und coacht Führungskräfte und Projektmanager in zeitgemäßer Führung. Stephanie Borgerts Herzensthema ist „das Meistern der Komplexität“. Dazu hat sie sechs Bücher veröffentlicht, schreibt als Wirtschaftskolumnistin für die Frankfurter Rundschau und spricht als Impulsgeberin auf Veranstaltungen.
Prof. Dr. Sabine Mecking Polizeihistorikerin und Zeithistorikerin, Universität Marburg
Prof. Dr. Sabine Mecking ist Professorin für Landes- und Zeitgeschichte an der Philipps-Universität Marburg. Davor war sie mehrere Jahre als Hochschullehrerin in der Polizeiausbildung in Nordrhein-Westfalentätig. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören u.a. deutscheGeschichte im 20. Jahrhundert, Polizei- und Verwaltungsgeschichte.
Anmeldung erforderlich unter: dialoge-zum-frieden@stadt-muenster.de
Treffen der Religionsgemeinschaften
aus den Friedensstädten Münster und Osnabrück
Dienstag, 29. Oktober 2019
Historisches Rathaus Münster
(nur für geladene Gäste)
Oberbürgermeister Markus Lewe und Oberbürgermeister Wolfgang Griesert aus Osnabrück laden die Religionsgemeinschaften aus beiden Städten zum Austausch in den Friedenssaal im Historischen Rathaus in Münster ein. Mit diesem Zusammentreffen setzen die Vertreterinnen und Vertreter der Religionsgemeinschaften ein Zeichen für Toleranz, Solidarität und das friedliche Miteinander der Religionen in den Friedensstädten und weltweit – ein Anliegen, das angesichts aktueller Konfliktsituationen von hoher Bedeutung ist. Festredner ist in diesem Jahr Prof. Dr. Wolfgang Reinbold, 1. Vorsitzender des Hauses der Religionen – Zentrum für interreligiöse und interkulturelle Bildung e.V., Hannover.
75. Geburtstag Christopher R. Browning
20 Jahre Geschichtsort Villa ten Hompel und 25 Jahre "Ordinary Men"
Mittwoch, 30. Oktober 2019, 19 Uhr
Rathausfestsaal, Öffentliche Festveranstaltung
ohne Anmeldung
Perspektiven der neuen Polizei-Täterforschung und der Holocaust-Vermittlung: Der US-amerikanische Historiker Christopher R. Browning gilt als international renommierter Holocaustforscher. Bedeutende Rezeption erlang sein 1992 erschienenes Buch „Ordinary Men“ zum Reserve- Polizeibataillon 101. Darin ging er der Kernfrage nach, wie aus diesen ganz normalen Männern und Polizisten Massenmörder wurden, und wie der Holocaust so bis in die Mitte der Gesellschaft hineinreichte. Die sich daraus entwickelte Täterforschung wurde zur internationalen Wissenschaftsdisziplin.
Veranstalter: Geschichtsort Villa ten Hompel, Bundeszentrale für politische Bildung, Landeszentrale für politische Bildung Nordrhein-Westfalen in Kooperation mit United States Holocaust Memorial Museum Washington D.C., Yad Vashem – The World Holocaust Remembrance Center Jerusalem (Israel)
www.facingpoliceandholocaust.org
Schülerakademie: "Kein Frieden ohne Gerechtigkeit?"
Justizprozesse im Spiegel von Geschichte und Gegenwart
Donnerstag, 31. Oktober 2019
Akademie Franz Hitze Haus
Für Schülerinnen und Schüler (nicht öffentlich)
Zum Programm gehört die Aufführung des Theaterstücks "Der Ordner". Eine junge Frau bekommt von ihrer Großmutter Prozessunterlagen ihres verstorbenen Großvaters. Er war SS-Obersturmführer, wurde angeklagt und freigesprochen. Die Schülerinnen und Schüler erhalten ebenfalls Ordner, die Prozessakten zu Kriegsverbrechen enthalten. In Anlehnung an das Theaterstück werden sie zu Staatsanwälten, Verteidigern und Richtern und führen ein Planspiel durch. Unterstützt werden sie dabei von der Sozialgeographin Sarah Klosterkamp, WWU Münster, und dem Polizeihauptkommissar Rainer Stoye. In der Diskussion wird es darum gehen, welchen politischen und ethischen Stellenwert historische sowie aktuelle Justizprozesse gegen Kriegsverbrechen einnehmen. Wie laufen solche Verfahren ab? Wie würden wir ganz persönlich entscheiden?
"Münster. Westfälischer Frieden"
Digital erzählt für uns heute. Übergabe der neu eingerichteten Bürgerhalle.
Montag, 25. November 2019, 19 Uhr
Historisches Rathaus, Bürgerhalle
Feierstunde mit Gastvortrag von Dr. Uwe Koch, Deutsches Nationalkomitee für Denkmalschutz
Die Bürgerhalle mit neuer Ausstattung: Besucherinnen und Besucher, Jung und Alt, Einzelpersonen und Besuchergruppen können sich an interaktiven Tablets, Monitoren und mittels der APP "FriedensFragen Münster" über die Verhandlungen zum Westfälischen Frieden, das Alltagsleben im 17. Jahrhundert und den heutigen Umgang mit dem Thema "Frieden" in der Stadt Münster informieren. Die Verantwortlichen erklären das dahinterstehende Konzept und laden dazu ein, die neue Technik "Augmented Reality" selbst auszuprobieren und einen Blick auf die neue Gesamtmöblierung zu werfen. Als Gastredner spricht Dr. Uwe Koch, zuständig für die nationale Koordination des Europäischen Kulturerbejahres 2018, über die Bedeutung und die Bewahrung unseres immateriellen Kulturerbes. Das Vermittlungskonzept ist aus dem Europäischen Kulturerbejahr hervorgegangen. Gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien. Anmeldung erforderlich unter: dialoge-zum-frieden@stadt-muenster.de
Programmheft
- Programmheft zum Download (PDF, 2.41 MB)