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„Eine Stimme zurückgeben“
Vollständig überarbeitete und neu erschienene didaktische Mappe zu Maria Reefke
"Es gibt nur ein einziges Foto von ihr, kein einziges von den Kindern. Es ist, als ob sie nie existiert hätte." Das sagt die Lehrerin Kim Keen über die Telgter Sintiza Maria Reefke, 1907 geboren als Maria Unger. Die Nationalsozialisten verfolgten sie und ihre Familie, nahmen ihr ihre Kinder ab und ermordeten sie in Auschwitz. Sie selbst überlebte das Konzentrationslager Ravensbrück, erholte sich aber nie mehr von den dort erlittenen körperlichen Schäden. Von ihrem Leben wissen wir vor allem über behördliche Unterlagen, die oft Teil der Diskriminierung und Verfolgung waren. "Unser Anliegen war es, ihr – soweit möglich – eine Stimme zurückzugeben", so Keen über die nun vollständig überarbeitete und neu erschienene didaktische Mappe zum Leben von Maria Reefke.
Schon 2006 gab es eine erste Mappe zu Reefkes Leben als Handreichung für den Unterricht, doch seitdem hat sich in Forschung und der Didaktik viel getan. Dort setzten Kim Keen mit ihrer Kollegin Bettina Röwe bei der Überarbeitung an: Sie modernisierten nicht nur die Aufgaben, sondern verfassten einen ganz neuen Teil zu den historischen Kontexten. So einen hätten sie sich für die Vorbereitung für Unterrichtseinheiten selbst gewünscht, so Keen. Das bedeutete Recherchen in Archiven, Auflösen von Widersprüchen in der Forschungsliteratur und das altersgerechte Kontextualisierung auch von Verwaltungsakten, unterstützt von der Historikerin Julia Volmer-Naumann und dem Landesverband der Sinti und Roma.
"Nun ist ein methodisches Gesamtpaket für Lehrer*innen herausgekommen", so Bettina Röwe. Die Mappe enthält Archivquellen und Fotos, historisches und gegenwärtiges Kontextwissen und Aufgabenvorschläge, mit dem Lehrer*innen für Sekundarstufe I und II fünf Unterrichtseinheiten zur NS-Zeit mit einem biographischen und lokalgeschichtlichen Ansatz gestalten können. Zu finden ist die Mappe ab jetzt auch online auf der Website des Fördervereins der Villa ten Hompel.
Lehrer*innen, die noch mehr erfahren möchten, können sich schon einmal den 7. Februar 2024 vormerken: Dann wird es in einer Yad Vashem Lecture um den Umgang mit Antiziganismus und auch um die Arbeit mit der didaktischen Mappe zu Maria Reefke gehen.