Seiteninhalt
Friederike Zurhausen erhält Rolf-Abrahamsohn-Medaille
Geschichtsort Villa ten Hompel gratuliert der Polizeipräsidentin im Kreis Recklinghausen zu der besonderen Auszeichnung
Es gibt eine neue Preisträgerin der Rolf-Abrahamsohn-Medaille: Die Polizeipräsidentin der Kreispolizeibehörde Recklinghausen, Friederike Zurhausen. Landrat Bodo Klimpel und der Kreistag im Vest würdigen mit dieser besonderen Auszeichnung das Engagement von Friederike Zurhausen, junge Polizistinnen und Polizisten über die Grausamkeiten der NS-Herrschaft aufzuklären. Das u.a. in enger Zusammenarbeit mit dem Geschichtsort Villa ten Hompel, dessen Seminararbeit Friederike Zurhausen stetig engagiert begleitet als Behördenleiterin. So war es auch bei Zeitzeugengesprächen mit Rolf Abrahamsohn in Kooperation mit dem Team des Geschichtsortes oder dem Jüdischen Museum Westfalen in Dorsten.
„Ihnen ist es besonders wichtig, auch die Rolle der Polizei in dieser Zeit zu thematisieren, die ein verlängerter Arm der Terror-Maschinerie und damit für Angst, Tod und Schrecken verantwortlich war. Umso wichtiger ist es, dass wir Persönlichkeiten wie Sie als starke Vorbilder für junge Menschen im Kampf gegen Hass, Hetze, Diskriminierung und Ausgrenzung haben. Ich bin daher dankbar, dass wir Ihnen heute die Rolf-Abrahamsohn-Medaille verleihen dürfen. Sie sind ein leuchtendes Beispiel in dieser manchmal so dunklen Zeit“, betonte Landrat Bodo Klimpel in seiner Rede.
Judith Neuwald-Tasbach, langjährige Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Gelsenkirchen und enge Vertraute würdigte das Engagement der Polizeipräsidentin in ihrer Laudatio: „Du hast Dich nicht nur mit der traurigen Geschichte beschäftigt, sondern auch mit der Gegenwart jüdischen Lebens. Die jüdische Gemeinde Recklinghausen ist ja in direkter Nachbarschaft zum Polizeipräsidium, da gibt es auch viel Austausch miteinander. Du hast 2023 einmal gesagt: ‚Antisemitismus und Rassismus, Ausgrenzung, Hass und Gewalt müssen wir als Gesellschaft, aber vor allem als Polizei, entschieden entgegentreten. Jüdisches Leben gehört selbstverständlich zu unserem Land und muss hier ohne Angst vor Bedrohung möglich sein.‘ Diese Einstellung lebst Du konsequent und mit Nachdruck! Das ist das, was Dich, liebe Friederike, auszeichnet, und ich bin persönlich sehr dankbar, dass Du die Rolf-Abrahamsohn-Medaille verliehen bekommst!“
Zu den Gratulanten gehörten Stefan Querl als Leiter des Geschichtsortes Villa ten Hompel und André Abrahamsohn, der Sohn von Rolf Abrahamsohn, Künstler Heinrich Brockmeier, der die Medaille entworfen hat, Gerrit Weber als Leiter der Polizeiabteilung im Innenministerium sowie viele Vertreter aus Politik- und Polizeikreisen.
Friederike Zurhausen nahm die Auszeichnung gerührt, aber auch zurückhaltend entgegen: „Ich nehme diese Medaille auch für die Kolleginnen und Kollegen der Kreispolizeibehörde Recklinghausen an, die tagtäglich für den Rechtsstaat und ein demokratisches Miteinander eintreten, die Haltung zeigen und sich gegen rechtsextremes, rassistisches, antisemitisches und menschenverachtendes Handeln stellen“, betonte sie, und berichtete von ihren Begegnungen mit Rolf Abrahamsohn: „Er war ein Menschenfänger im positiven Sinne. Und so hat er mich gefangengenommen und ich wurde zur Zweitzeugin seiner Geschichte. Er hat uns bewusst gemacht hat, wie wichtig ein Wertekompass auch für Polizistinnen und Polizisten ist. Welches Gift in antisemitischen Äußerungen und Gedanken steckt und wie vernichtend Menschenfeindlichkeit sein kann.“
Wie sehr sie die Treffen und Telefonate mit dem Zeitzeugen geprägt haben, zeigten dann auch ihre abschließenden Worte: „Es darf nie wieder dazu kommen, dass die Polizei von Feinden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung unterwandert wird; es darf nie wieder einem Machtapparat gelingen, die Polizei für seine menschenverachtenden Ziele zu missbrauchen.“
Hintergrund:
Die Rolf-Abrahamsohn-Medaille ist dem 2021 im Alter von 96 Jahren verstorbenen Vestischen Ehrenbürger Rolf Abrahamsohn gewidmet. Sein Wirken war stets darauf ausgerichtet, die Erinnerung aufrechtzuerhalten. Unermüdlich suchte der Überlebende des Holocaust den Kontakt besonders zu Schülerinnen und Schülern, um ihnen aus der nationalsozialistischen Zeit zu berichten, in der seine gesamte Familie ermordet worden war. Im November 2018 hatte der Kreistag beschlossen: „Zur Würdigung herausragender Verdienste von Bürgerinnen und Bürgern, die sich für das Gemeinwohl und das Ansehen des Kreises Recklinghausen in besonderer Weise eingesetzt haben, wird eine Ehrenmedaille verliehen, die Rolf-Abrahamsohn-Medaille“. Die Entscheidung über die Verleihung obliegt dem Kreistag. Neben der Medaille ist die Auszeichnung auch mit einem Geldbetrag in Höhe von 1.000 Euro dotiert. Dieser kommt einer wohltätigen Initiative zu, das Vorschlagsrecht hat die jeweilige Preisträgerin bzw. der Preisträger. Friederike Zurhausen hat den Freundeskreis des Kinderpalliativzentrums Datteln als Spendenempfänger ausgewählt.