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Mahnung zu mehr Achtung der Menschenwürde

Naftali Fürst stand als Überlebender des KZ Buchenwald den studentischen Teamerinnen und Teamern der Villa ten Hompel Rede und Antwort in einem Workshop in Yad Vashem 2012. Foto: Stefan Querl
Zum 80. Jahrestag der Befreiung von Buchenwald
Mit Gesten des Gedenkens und hoher persönlicher Wertschätzung für die hochbetagten Zeitzeuginnen und Zeitzeugen ist am Sonntag, 6. April, an die Befreiung der Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau-Dora erinnert worden. Vor dem eigentlichen 80. Jahrestag am 11. April 2025 trafen sich die Überlebenden, Zeithistorikerinnen, Vermittler, staatlichen Repräsentanten und geladenen Gäste in Weimar, wie es in einer Pressemeldung heißt. Unter ihnen Stefan Querl als Leiter des Geschichtsortes Villa ten Hompel der Stadt Münster, den Ministerpräsident Mario Voigt herzlich in Thüringen begrüßte. Gemeinsam geehrt wurde der slowakisch-jüdische Überlebende Naftali Fürst, der den Verdienstorden des Freistaates erhielt als 92-jähriger Israeli und Präsident des „Internationalen Komitees Buchenwald-Dora und Kommandos“. Schon im Jahre 2012 hatte Fürst einer Gruppe von Guides aus der Villa ten Hompel um Stefan Querl in der Jerusalemer Gedenkstätte Yad Vashem Rede und Antwort gestanden zu seiner Biographie und zu der Geschichte seines Verstecks als Kind im berüchtigten „Bordell“, das die Wachmannschaften zur sexuellen Ausbeutung und zynischen Hebung der Arbeitsmoral unter den KZ-Häftlingen eingerichtet hatte.
Heftige moralische und diplomatische Debatten hatte es angesichts eines zunächst im Gedenkakt geplanten Beitrags des israelisch-deutschen Philosophen Prof. Dr. Omri Boehm gegeben. Auf Drängen der Botschaft Israels war das Programm abgeändert worden: Durch Ausladung des in Haifa geborenen Sohns von Holocaust-Überlebenden, der als Kritiker der Regierung in Jerusalem und vor allem der laufenden Militäreinsätze im Gaza-Streifen gilt. Altbundespräsident Christian Wulff bemühte sich in seiner Ansprache in Weimar um einen Ausgleich und um Verständnis für alle Seiten in diesem Konflikt. Er warnte zudem vor einer Demontage der Demokratie und dem Rechtsruck in Europa und der Welt. Beides besonders durch sein Betonen der mahnenden Worte zur Achtung der Menschenwürde von Margot Friedländer, die am Freitag, 4. April, in der 2. Friedenskonferenz von Münster von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit dem Sonderpreis der Wirtschaftlichen Gesellschaft für Westfalen und Lippe gewürdigt worden war. Buchenwald sei 1945 „von innen und außen“ befreit worden, machte Steinmeiers Vorvorgänger Christian Wulff in Weimar deutlich. Er betonte, wie sehr das Vermächtnis der mindestens 56.000 Toten die Gesellschaft bis heute mahne.
Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora