Seiteninhalt
Veranstaltungen
Der schwierige Weg zur Versöhnung: Deutschlands Verantwortung mehr als 100 Jahre nach dem Völkermord an den Herero und Nama im heutigen Namibia
Mittwoch, 27. Oktober, 19 Uhr
Allzu lange fehlte eine Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte und eine kritische Beleuchtung der deutschen Kolonialherrschaft in Afrika und der Südsee. Erst in diesem Jahr bekannte sich die Bundesregierung zu dem Völkermord an den Herero und Nama und schlug eine Versöhnungsvereinbarung und Entwicklungshilfe vor.
In einem Mittwochsgespräch mit Prof. Ulrike Lindner, Professorin für Geschichte Europas und des europäischen Kolonialismus an der Universität zu Köln, und Ruprecht Polenz, Sondergesandter des Auswärtigen Amtes, werfen wir einen Blick mehr als 100 Jahre zurück in der Geschichte:
Einen historischen Blick: Welche Charakteristika sind kennzeichnend für die deutsche Kolonialherrschaft und wie kam es in ihrem Rahmen zur genozidalen Gewalt?
Einen Blick auf die diplomatischen Verhandlungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Namibia: Wie gestaltete sich nach dieser Vergangenheit der lange und schwierige Weg zu einem Versöhnungsabkommen zwischen beiden Staaten?
Auch der geschichtskulturelle Blick soll im Fokus des Gesprächs stehen: Wie kann eine zukunftsweisende Erinnerungskultur in Museen, in der Gedenkstättenarbeit und insgesamt gesellschaftlich in Deutschland gelingen? Wie sollten wir mit Objekten kolonialer Geschichte, die oft als Raubkunst nach Deutschland gebracht wurden, umgehen? Welche Bedeutung haben Provenienzforschung und Restitution dieser „Attraktionen“ in deutschen und europäischen Museen? Welche transnationalen Verflechtungen zwischen Deutschland, Namibia und anderen ehemaligen Kolonien sind denkbar und wünschenswert?
Das Gespräch moderiert Thomas Köhler, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Geschichtsort.
Veranstaltungsort ist der Plenarsaal des LWL-Landeshauses (Freiherr-vom-Stein-Platz 1, Münster). Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Eine Teilnahme ist mit 3G-Nachweis möglich.
Ulrike Lindner studierte in München und Oxford und wurde 2001 an der LMU München mit einer vergleichenden Studie zur Geschichte der Gesundheitspolitik in Großbritannien und der Bundesrepublik promoviert. Ihre Habilitationsschrift „Koloniale Begegnungen. Deutschland und Großbritannien als Imperialmächte in Afrika“ (Campus 2011) untersucht britische und deutschen Kolonien in Süd- und Ostafrika. Sie nahm diverse Forschungsstipendien wahr, leitet Forschungsgruppen zu Migrations- und Wissensgeschichte in kolonialen Kontexten und hat in den letzten Jahren zu diesen Themen sowie zu kolonialer Herrschaft, Kolonialkriegen, postkolonialen Ansätzen, Gender and Empire und zum Umgang mit kolonialem Unrecht publiziert.
Ruprecht Polenz ist ehemaliger Kommunalpolitiker, Bundestagsabgeordneter aus Münster und Generalsekretär (CDU). Der studierte Rechtswissenschaftler setzt sich seit 2015 als Sondergesandter der Bundesrepublik im Dialog um den Völkermord an den Herero und Nama für eine Versöhnung mit Namibia und eine Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte ein.
In Kooperation mit dem Evangelischen Forum Münster e. V., Gegen Vergessen – Für Demokratie Regionalgruppe Münsterland e. V., der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Münster e. V. und dem LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte