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Warum kein Schlussstrich?
Ein Gespräch mit Gamze Kubaşık und Semiya Şimşek über den NSU-Komplex am 3. April in der Stadtbücherei Münster
Gamze Kubaşık und Semiya Şimşek verloren durch die Mordserie des rechtsterroristischen NSU ihre Väter. Am 9. September 2000 wurde Enver Şimşek in Nürnberg und am 4. April 2006 Mehmet Kubaşık in Dortmund von dem rechtsterroristischen NSU ermordet. Neben Enver Şimşek und Mehmet Kubaşık ermordete der NSU zwischen 2000 und 2007 Abdurrahim Özüdoğru, Süleyman Taşköprü, Habil Kılıç, Mehmet Turgut, İsmail Yaşar, Theodoros Boulgarides, Halit Yozgat und Michèle Kiesewetter. Zudem verübte die Gruppe rassistisch motivierte Sprengstoffanschläge in der Kölner Keupstraße, in einem Kiosk in der ebenfalls in Köln gelegenen Probsteigasse und in einer Kneipe in Nürnberg, bei denen zahlreiche Menschen verletzt wurden.
In einem Gespräch mit Gamze Kubaşık und Semiya Şimşek am 3. April 2023 um 19 Uhr in der Stadtbücherei Münster geht es um den NSU-Komplex und ihren Kampf um Aufklärung sowie Erinnerung.
Bis zur sogenannten Selbstenttarnung des NSU im November 2011 wurden die Angehörigen der Opfer durch Strafverfolgungsbehörden, Verwaltung und Politik, aber auch von Teilen der Medien nicht ernst genommen, allein gelassen und sogar verdächtigt, selbst in die Mordtaten und Anschläge verwickelt zu sein. Die Ignoranz sowie die falschen Beschuldigungen gegenüber den Opfern und ihren Angehörigen waren vielfach von rassistischen Haltungen geprägt. Deren Forderungen nach lückenloser Aufklärung der Taten des NSU und des dahinterstehenden neonazistischen Netzwerks wurden in den folgenden Jahren nicht erfüllt –bis heute ungeklärt ist nicht zuletzt die Rolle, die Inlandsgeheimdienste und Strafverfolgungsbehörden im NSU-Komplex spielten.
Gamze Kubaşık und Semiya Şimşek lernten sich bei dem Schweigemarsch in Kassel im Mai 2006 kennen, den die Familie Yozgat, deren Sohn Halit am 6. April 2006 in seinem Internetcafé ermordet worden war, unter dem Motto „Kein zehntes Opfer!“ organisiert hatte. Seither kämpfen sie gemeinsam um Aufklärung, Erinnerung und Konsequenzen. Sie werden u.a. über den NSU-Komplex, ihre Erfahrungen nach dem Tod ihrer Väter, über den Umgang der Sicherheitsbehörden mit den Angehörigen und über Erinnerung heute sprechen.
Moderiert wird die Veranstaltung von Ali Şirin vom Bündnis Tag der Solidarität / Kein Schlussstrich Dortmund.
Eine Veranstaltung von Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus. Für Demokratie im Regierungsbezirk Münster (mobim) Bündnis Tag der Solidarität/Kein Schlussstrich Dortmund und der Stadtbücherei Münster.