15. Mai: Tag der Niederlande
Am 15. Mai 1648 wurde im Friedenssaal zu Münster mit dem spanisch-niederländischen Friedensvertrag der erste Teil des Westfälischen Friedens ratifiziert. Seitdem gelten Münster und Westfalen als Symbol für den Versuch, in einer Welt von Einzelstaaten dauerhaft Frieden zu schaffen. Aus diesem Grund organisierte das Zentrum für Niederlande-Studien (ZNS), in Kooperation mit der Stadt Münster und der Universiteit Utrecht (Niederlande), einen Tag der deutsch-niederländischen Begegnungen. So reisten u. a. 60 niederländische Studierende von der Universität Utrecht nach Münster, um die Friedensstadt und ihre deutsch-niederländische Geschichte gemeinsam mit deutschen Studierenden aus dem Haus der Niederlande zu erkunden. Das Programm des Tages bestand aus mehreren Punkten, begonnen mit einem Gedichtwettbewerb im Haus der Niederlande über ein Glockenspiel, die Ankunft des Friedensfeuers bis hin zu einem Symposion und der Antrittsvorlesung des neuen Leiters des ZNS, Herrn Prof. Dr. Jacco Pekkelder.
Friedensgedichte
Im Haus der Niederlande wurden die Klasse 4 b der Clemens-Dülmer-Schule in Bocholt und die der Euregio-Gesamtschule Epe in Gronau ausgezeichnet. Beide hatten gegen große Konkurrenz den vom ZNS und der Bezirksregierung Münster ausgelobten niederländischen Gedichtwettbewerb zum Thema „Frieden“ gewonnen. Die Siegerurkunden wurden von Generalkonsul des Königreichs der Niederlande, Peter Schuurman, und Abteilungsdirektor der Schulabteilung der Bezirksregierung Münster, Matthias Schmied, überreicht.
Glockenspiel
Der Ehrenglockenspieler James Schäfer gab zum „Vrede van Munster“ ein Konzert auf dem Glockenspiel im Stadthausturm: Ab 14 Uhr spielte er Melodien wie „Mijn Nederland“, „Midden in het leven“ und die Europahymne.
Ankunft des Friedens-Feuers
Danach traf das Friedens-Feuer, getragen von zwei Läufern aus Coesfeld, hinter dem historischen Rathaus ein und wurde durch den Kommissar des Königs der Provinz Overijssel, Andries Heidema, an Münsters Bürgermeisterin Angela Stähler übergeben. Der Hintergrund des Feuers reicht zum 5. Mai zurück, an dem die Niederlande traditionell den „Bevrijdingsdag“ anlässlich des Endes der deutschen Besatzung nach dem 2. Weltkrieg begehen. In der Nacht vom 4. auf den 5. Mai wird ein Feuer entzündet, das von Läuferinnen und Läufern in den gesamten Niederlanden verteilt wird und diverse Befreiungsfestivals eröffnet. Als Zeichen der Völkerverständigung und des europäischen Zusammenhaltes kam das Feuer im Rahmen des Jubiläumsjahres erstmals nach Deutschland. Bevor es nach Münster kam, hatte es die Stationen Zwolle, Enschede, Gronau und Coesfeld durchlaufen und so den „Bevrijdingsdag“ mit dem 375-jährigen Bestehen des spanisch-niederländischen Friedens verbunden. Das Feuer als Symbol für Frieden, Freiheit und Demokratie brannte danach im Historischen Rathaus in Form einer Kerze weiter.
Symposion: Die Niederlande, Deutschland und Europa in Zeiten des abnehmenden Friedens. Begegnung – Dialoge 1648 – 2023
Im Anschluss fand unter der Beteiligung von mehr als 300 internationale Gästen das Symposium „Die Niederlande, Deutschland und Europa in Zeiten des abnehmenden Friedens“ im Rathausfestsaal statt. Der Direktor des ZNS, Prof. Dr. Jacco Pekelder, diskutierte zunächst mit dem deutschen Botschafter aus Den Haag, Dr. Cyrill Jean Nunn, und dem niederländischen Botschafter aus Berlin, Ronald van Roeden, über die Bedeutung des Westfälischen Friedens und die aktuelle Situation in Europa. Im Anschluss skizzierten Historikerinnen und Historiker aus Deutschland (Dr. Justus Nipperdey, Saarbrücken), den Niederlanden (Prof. Dr. Beatrice de Graaf und Dr. Jorrit Steehouder, Utrecht) und den USA (Prof. Dr. Bruce Schulman, Boston) unterschiedliche Perspektiven auf den Westfälischen Frieden und seine anhaltende Bedeutung für die europäischen Beziehungen.
"Die Niederlande, Europa und die Macht in der Mitte: 1648 – 1848 – 2048": Antrittsvorlesung Prof. Dr. Jacco Pekelder, Professor für Neuere und Neueste Geschichte der Niederlande
Der Tag kulminierte schließlich in der Antrittsvorlesung von Herrn Prof. Dr. Pekkelder zum Thema „Die Niederlande, Europa und die Macht in der Mitte: 1648 – 1848 – 2048“. Dabei hob er hervor, wie exogene Entwicklungen und intern-niederländische kulturelle Prozesse das Verhältnis zu Deutschland mitunter genauso stark lenkten, wie es die direkten Berührungen taten. Dass diese äußeren Einflüsse die Nachbarschaft in unerwartete Richtungen lenken könnten, zeigte ein Blick in das Zukunftsjahr 2048.
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