Seiteninhalt
#DeportationenSichtbarMachen
Aktion zum Gedenken an die Deportationen aus Münster und dem Münsterland
Warum beginnt #DeportationenSichtbarMachen am 10. Dezember?
Vor 80 Jahren, am 10. Dezember 1941, wurden in Münsters Gastwirtschaft "Gertrudenhof" an der Warendorfer Straße etwa 400 Menschen gegen ihren Willen festgehalten: Polizei konzentrierte als Juden markierte Deutsche u.a. im Tanzsaal. Erst drei Tage später, am 13. Dezember 1941, erfolgte ihre Deportation vom Güterbahnhof nach Riga, ins Ghetto, zur Zwangsarbeit, zur Massenerschießung. Weitere Deportationen nach Riga und in das Ghetto Theresienstadt folgten im Jahr 1942. Nur wenige der Verfolgten überlebten.
Was bald ein Massenmord im Osten Europas wurde, war amtlich in kleinen Schritten im Vorfeld vorbereitet worden; auch hier in Münster, dem "Schreibtisch Westfalens". Verschleppt wurden diese Bürgerinnen und Bürger helllichten Tag. Es gab viele Augenzeugen, kaum Protest. Die Juden seien "unbekannt verzogen", wurde in Akten vermerkt.
Seit 80 Jahren fehlen im Münsterland diese Menschen und Familien. Wir wollen diesen Verlust temporär sichtbar machen: Mit Hilfe von Schablonen wurden am Vormittag des 10. Dezember 2021 mit Kreide viele Kreise auf Fußgänger- und Radwege im Umfeld der "Getrudenhofs" gesprüht. Diese symbolisierten die "Standfläche" je eines Menschen, der deportiert worden ist. Fußabdrücke zum Güterbahnhof markierten symbolisch den Deportationsweg.
Vor Ort erzählten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Villa ten Hompel vom historischen Geschehen und über das, was wir über die Deportierten biografisch heute noch wissen – und was wir (noch) nicht wissen.
Doch die Aktion ist noch nicht beendet: Wir möchten auch zu weiteren Terminen Zeichen setzen und laden alle ein, sich - mit gebotenem Abstand und Maske - an der Irritation im öffentlichen Raum zu beteiligen, Fragen zu stellen und nach Antworten zu suchen.
Es geht um Antisemitismus, Diskriminierung und Verfolgung, es geht um Geschichte in der Gegenwart, es geht um Geschichte, die nicht abschließbar ist und uns auch darum etwas angeht. Wir freuen uns daher auf alle, die mitgestalten, sich austauschen über die Geschichte der Deportationen und warum sie uns auch 80 Jahre danach beschäftigen. Beiträge auf Instagram und Twitter sind unter #DeportationenSichtbarMachen sehr willkommen.