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Empfehlung im Juni 2024 von Wilhelm Breitenbach
José Saramago
Kain
"Die Geschichte der Menschheit ist die Geschichte ihrer Uneinigkeiten mit Gott, weder versteht er uns, noch verstehen wir ihn", heißt es in José Saramagos "Kain", und das könnte auch ziemlich genau das Motto des Buches sein. Der portugiesische Nobelpreisträger schickt in seinem letzten Werk "Kain", nachdem der seinen Bruder Abel erschlagen hat, auf eine wilde Reise durch das Alte Testament, durch verschiedene Formen der Gegenwart und unterschiedliche Sprünge in den Zeiten.
Dabei begegnet Kain der verführerischen Lilith, die ihn zu ihrem Liebhaber macht, hindert Abraham daran, seinem Sohn Isaak die Kehle durchzuschneiden, ist entsetzt über die Zerstörung Sodom und Gomorrhas, bei der auch unschuldige Kinder getötet werden und landet nach weiteren Zwischenstationen auf der Arche Noah, wo er durch seine mörderischen Aktivitäten dafür sorgt, dass das Versprechen einer neuen Menschheit nicht erfüllt werden kann. Denn: "Es hat bereits eine existiert, eine andere wird es nicht geben, und niemand wird sie vermissen."
So versucht Kain immer wieder, den Ablauf der Geschichte(n) zu ändern und gleichzeitig die göttliche Vernunft in Frage zu stellen. Und Saramagos Erzähler macht einmal mehr deutlich, "dass göttliches Handeln mit rationalem Denken nicht nachzuvollziehen ist". Insgesamt jedenfalls ein phantasie- und einfallsreiches, ein unterhaltsames und ein auch ein bisschen boshaftes Vermächtnis des portugiesischen Romanciers.
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