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Freundeskreis
Empfehlung im März 2024 von Dr. Doris Hess-Diebäcker
Grit Lemke
Kinder von Hoy
Freiheit, Glück und Terror
Hoyerswerda in Sachsen wurde in den 60er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts als Musterstadt in der DDR konzipiert und war schon Thema in Brigitte Reimanns 1974 erschienenem Roman „Franziska Linkerhand“. 1991, nach der Vereinigung beider deutscher Staaten, wurde die Stadt weltweit traurig bekannt durch die ersten rassistischen Angriffe auf dort lebende Vertragsarbeiter.
Grit Lemke hat als Kind und junge Erwachsene in Hoyerswerda gelebt und war Teil der kritischen Kunst- und Kulturszene um den Liedermacher Gerhard Gundermann. In ihrem dokumentarischen Roman lässt sie ihre Generation, die „Kinder von Hoy“, aufgewachsen in einem großen Kollektiv, zu Wort kommen. Sie zeichnet deren Erleben, Grenzüberschreitungen, Träume und Traumata in einer „oral history“ lebendig nach - bis zur Vereinigung beider deutscher Staaten, die für die „Hoyerswerdschen“ zu Massenentlassungen und zum „Rückbau“ der Errungenschaften der einstigen Musterstadt führten.
Mir gefällt, dass Grit Lemke eine vielstimmige Dokumentation zu wichtigen Jahren (ost-)deutscher Geschichte gelingt, die dazu geeignet ist, einseitige Urteile und Stereotypisierungen infrage zu stellen – besonders aktuell für uns 2024 mit Landtagswahlen in mehreren ostdeutschen Bundesländern.
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