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Literaturline
Lesung März 2024
Alexandra Jordan und Heide Franck lesen aus "Babel"
Wir befinden uns in China, im Jahr 1828. Robin Swift wird durch einen Cholera-Ausbruch zum Waisen. Professor Lovell, ein Brite, nimmt ihn mit nach England und unterrichtet ihn fortan in Latein, Altgriechisch und auch in der Perfektionierung seiner Muttersprache Mandarin. All das, um ihn, so erfährt der junge Robin später, auf den Tag vorzubereiten, an dem er in das Königliche Institut für Übersetzung der Universität Oxford - auch bekannt als Babel - aufgenommen werden soll. Ein Traum wird wahr für den jungen Gelehrten. Er lernt ein neues Leben kennen: Freiheit, Anerkennung – und Freunde. Und mit der Aufnahme an dem prestigeträchtigen Institut wird er zunehmend in dessen Geheimnisse eingeweiht.
In Oxford lernt er zu verstehen und anzuwenden, was Sprachmagie bedeutet: Am Institut werden nicht nur Übersetzungen angefertigt, sondern auch das Silberwerk geschaffen: Verzauberte Silberbarren, mit denen Bedeutungsnuancen, die in der Übersetzung eines Terms in einen anderen verlorengegangen sind, manifestiert und damit zur Wirkung gebracht werden. Die Silberbarren halten das ganze britische Weltreich in Gang, sie bringen Fortschritt, Wohlstand – und Macht.
Im Laufe seiner Zeit in Oxford lernt Robin, welche Rolle das Silber in der Kolonialisierung nicht nur seines Mutterlandes, sondern auch der anderen Kolonien des Empires spielt. Wie mit ihm die Macht des britischen Weltreiches aufgebaut, erhalten und ausgebaut wird. Durch Zufall gerät er in Kontakt mit dem Hermes-Bund, einer Geheimorganisation, die sich auf die Fahnen geschrieben hat, das Imperium zu stoppen. Zwischen seiner Arbeit für Babel und seiner Arbeit für Hermes wird Robins Leben zunehmend zu einem Balanceakt. Bis Großbritannien schließlich in einen ungerechten Krieg um Silber und Opium gegen China ziehen will. Und Robin vor der schwierigsten Entscheidung seines Lebens steht…
"Babel" ist ein Roman über die Magie der Sprache, die Gewalt des Kolonialismus und die Opfer des Widerstands (erschienen bei Eichborn, 2023). Und ein Roman über Freundschaft, Verrat und die Frage, wie weit jemand im Kampf gegen Unterdrückung bereit ist zu gehen. Geschrieben hat ihn Rebecca F. Kuang, New-York-Times-Bestsellerautorin. Sie hat für "Babel" den Nebula Award für den besten Roman, den British Book Award in der Kategorie Fiction sowie den Locus Award gewonnen. Sie ist Marshall-Stipendiatin, Übersetzerin und hat einen Philologie-Master in Chinastudien der Universität Cambridge und einen Soziologie-Master in zeitgenössischen Chinastudien der Universität Oxford. Zurzeit promoviert sie in Yale in ostasiatischen Sprachen und Literatur.
Ins Deutsche übersetzt wurde der Roman von Alexandra Jordan und Heide Franck. "Überaus gelungen", urteilt Literaturkritiker Denis Scheck über die "heimtückisch schwere" deutsche Übersetzung von "Babel".
Alexandra Jordan lebt in Münster und übersetzt Literatur und Videospiele. Neben Englisch und Italienisch, ihren Arbeitssprachen, beschäftigt sie sich noch mit Koreanisch und Estnisch. Sie hat einen Bachelorabschluss in Sprache, Kultur, Translation der Universität Mainz und einen Masterabschluss in Literaturübersetzen der Heinrich Heine Universität Düsseldorf. Mehr unter www.jordan-translations.de.
Heide Franck hat Europastudien, Angewandte Literaturwissenschaft und Skandinavistik in Eichstätt, Malmö, Berlin und Göteborg studiert. Seit 2010 arbeitet sie als freiberufliche Übersetzerin und Lektorin für Englisch und Schwedisch, komplementiert von verschiedenen Verlagstätigkeiten in den Bereichen Pressearbeit, Lektorat und Webredaktion. Seit 2022 forscht sie im Leitungsteam von »Kollektive Intelligenz« zu den Auswirkungen von KI auf das Literaturübersetzen. Mehr unter www.heidefranck.de.
Alexandra Jordan und Heide Franck lesen für die Literaturline aus dem 6. und 26. Kapitel des Romans.
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