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Literaturline
Lesung August 2024
Dilara Yüksek: "Vater Morgana" und Gedichte
"[…] zerfall ständig in hundert neue Anagramme / setz mich selbst wieder zusammen / denn ich bin kein fertiges Wort, das Sinn impliziert / bin ein Buchstabengemenge, das Sinn konstruiert / und während dein Schweigen sich unendlich potenziert / bleibt mein Anagrammpotential, das sich selbst generiert."
Eine Täuschung ist sie, die Fata Morgana, eine falsche Sinneswahrnehmung, die etwas verspricht, was nicht da ist. Um eine solche Leerstelle, die alles andere als leer ist, kreist Dilara Yükseks Text "Vater Morgana". Schreibend werden hier die Ent-Täuschung und das Wunder, das sich aus einer solchen Suche ergibt, verhandelt.
Die nachfolgenden Gedichte sind sprachbewusste Auseinandersetzungen mit zwischenmenschlichen Erfahrungen, mit Unsicherheit und Scham, mit dem Fließen der Zeit und der Frage danach, wie wir uns und die Welt erfassen können. Es geht um die Macht der Sprache, ihr Gewaltpotential und ihre schöpferische Kraft. In den kurzen Texten werden Naturmotive, künstlerische Verfahren und intertextuelle Anspielungen zum Träger einer sprachlichen Verständigungsarbeit des Individuums mit sich und der Welt.
Dilara Yüksek (*1997 in Achim-Baden bei Bremen) schreibt seit sie klein ist. Zum Poetry Slam kam sie allerdings erst 2016 – und hat seitdem schon eine Menge Bühnen gesehen und viele Menschen mit ihren Texten begeistert, berührt und unterhalten. Bei den U20- Landesmeisterschaften 2017 in Celle belegte sie den dritten Platz. Sie studiert Kulturpoetik, Germanistik und Chemie an der Universität Münster, arbeitet dort als studentische Hilfskraft und ist nebenher für beinahe alles auf dem Event-Schiff "MS Günther" mitverantwortlich. Für die Literaturline liest sie einen längeren Slam-Text mit dem Titel "Vater Morgana", der in diesem Jahr im Magazin "Luftruinen" in Münster veröffentlicht werden soll, sowie eine Auswahl ihrer Gedichte. Diese erscheinen nach und nach auf ihrem Instagram-Account @dilarayueksek
Die Titel der Gedichte (in dieser Reihenfolge): Im Juni brennen die Meere // Das Schweigen belichten // Playing Koi // Please mind the gap // Eine wie Gretta (In Erinnerung an James Joyce’s Die Toten) // Eine Stunde deines Glückes (Für C. Baron) // Akt III // Rote Collage // Rosinen // Painting // Von Herzen und Köpfen (Für Jojo) // neon words // Wespennest // In die Fremde // Regiefehler // Muttersprache // als wäre er nicht auch mein Zuhause // mein Panzer (oder: du hast mich gezeichnet und jetzt wunder dich nicht, dass ich Kunst bin) // Bleib Zauber // Blindes Mädchen (In Erinnerung an Heinrich Schirmbecks Ärgert dich dein rechtes Auge)
Jetzt anhören:
"Vater Morgana"
Gedichte