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Literaturline
Lesung September 2016
Einblicke in Heinrich Schürmanns »Pop-Art op Platt«
LWL-Literaturkommission für Westfalen
Die literarischen Texte von Heinrich Schürmann (1940-2008) zählen zu den herausragenden Beispielen der niederdeutschen Dichtung in der zeitgenössischen Literaturlandschaft Westfalens. Schürmann war einer von wenigen Vertretern der neuen niederdeutschen Mundart. »Pop-Art op Platt« – das gab es in dieser Form nicht, bis Heinrich Schürmann es einfach versuchte, dann praktizierte und mithilfe von Computer-Grafikprogrammen perfektionierte. Er fand dabei einen eigenen Ton, eine eigene Farbe. Schürmann ging gern vom Alltag, vom Alltagssprachlichen, von Redewendungen, Formel- und Floskelhaftem aus und dachte dieses Normale, Vertraute literarisch weiter, indem er es verfremdete und in andere Zusammenhänge rückte. Dabei gelangte er zu manchmal heiteren, vornehmlich jedoch nachdenklichen, oft auch existenziellen Antworten. Bei seiner literarischen Arbeit hatte er immer den Menschen vor Augen. Seine Kunst ging nie in der Abstraktion, im reinen Experiment auf, sondern war immer dialogisch angelegt. In dieser Form fand seine Visuelle Poesie bis heute keine Nachahmer, blieb also einzigartig. Die vorgestellte CD "Ick. Jazz und Lyrik niederdeutsch" (Aisthesis 2015) entstand im Kontext einer umfassenden Heinrich-Schürmann-Retrospektive der LWL-Literaturkommission für Westfalen im vergangenen Jahr, die eine Aufarbeitung des schriftstellerischen Nachlasses und eine Ausstellung der bildkünstlerischen Werke Heinrich Schürmanns im Museum für Westfälische Literatur (Oelde-Stromberg) umfasste. Die CD erschien in der Reihe »Live auf dem Kulturgut« (Nr. 16) des Museums. Zu hören sind Kollegen und Weggefährten, der Autor Georg Bühren und der Schauspieler Hannes Demming, die musikalischen Akzente gestaltete das Jazz-Trio "Cru Sauvage" mit Christian Kappe (Trompete, Flügelhorn), Burkhard Jasper (Piano) und Kai Brückner (Gitarre).
Heinrich Schürmann, geb. 1940 in Clarholz bei Gütersloh, erlernte zuerst das Malerhandwerk, besuchte dann die Werkkunstschule in Bielefeld, studiert in Münster Pädagogik, arbeitete als Lehrer in Benteler, Liesborn und Langenberg, wurde Fachleiter für Kunst in Gütersloh und war ab 1980 Rektor einer Grundschule in Clarholz; er starb 2008. 2004 erhielt er den Rottendorf-Preis für Verdienste um die niederdeutsche Sprache.
Weiterführende Informationen auf der Homepage.
Jetzt anhören:
Heinrich Schürmann: »Tohous / Streit / Dreimen / Et Geiht / Ick Gleiwe / Min Hiärwst«
Heinrich Schürmann: »Wat driw mi«
Heinrich Schürmann: »Peter / Päter / Kuffern«