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Literaturline
Lesung Februar 2017
Flucht und Asyl in der iranischen Literatur - »Sprache ohne Wiederkehr«
Auf vielfältige Weise spiegelt die iranische Literatur Ursachen wie Folgen von Flucht, Ächtung, Exil und Verbannung unter zwei autoritären Regimen. Für viele Autorinnen und Autoren, die unter dem letzten, prowestlichen Schah von Persien vertrieben oder zum Schweigen gebracht worden waren, setzten sich Repression und Entfremdung von der Heimat in der nachfolgenden Islamischen Republik Iran fort. Daran erinnerte eine Veranstaltung im Rahmen der zweisprachigen Lesereihe zu »Flucht und Asyl« der VHS Münster.
Neben einer Auswahl von Gedichten, Erzählungen und Kurzfilmen zum Thema wurden einführende Infos zur Geschichte Irans und zu Werk und Lebensläufen der Autoren gegeben.
In der LiteraturLine zu hören sind drei Beispiele, gelesen von Abdo Abboud, Professor für Komparatistik, Uni Damaskus und Münster, Georg-D. Schaaf, freier Lektor aus Münster und Fereshte Hedjazi, Übersetzerin, Autorin und Lehrbeauftragte am Institut für Arabistik der Universität Münster:
- Ali Abdolrezaei - Gedicht »Verbannt« - übersetzt von Christina Ehlers
- Djavade Modjabi - Gedicht »Tschitschi hudschu« - übersetzt von Elke Erb
- Fereshte Hedjazi - Kurzgeschichte »Die Farbe des Himmels«
Ali Abdolrezaei, geb. 1969 in Langrud, Nordiran, absolvierte Schule und erstes Studium in seiner Geburtsstadt und ging nach seinem Mathematikdiplom nach Teheran. Dort schloss er an der Technischen Universität Teheran ein Masterstudium in Maschinenbau ab. Als Lyriker tritt er seit 1986 in Erscheinung. Er brachte zahlreiche Lyrikbände heraus, seine Gedichte sind in zahlreiche Sprachen übersetzt. Im September 2002 verließ er Iran. Nach einigen Monaten in Deutschland und zwei Jahren in Frankreich, lebt er seit einigen Jahren in London.
Weitere Informationen: www.lyrikline.org/de/gedichte/6912#
Fereshte Hedjazi, in Teheran geboren und aufgewachsen. Nach dem Studium der Fächer Philosophie, Erziehungswissenschaften und Islamwissenschaften in Deutschland wurde sie mit einer Arbeit über Intertextualität in der persischen Literatur promoviert. Fereshte Hedjazi lehrt am Institut für Arabistik der Universität Münster und arbeitet seit 1988 als vereidigte und ermächtigte Dolmetscherin unter anderem für das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Sie gehört der religiösen Minderheit der Bahâ’i an. Veröffentlichungen auf Farsi unter anderem: Die Geschichten der verbotenen Stadt (Forough Verlag, Köln), Sichel am Hals der Jasminblumen (London 2005).
Ein Porträt Fereshte Hedjazis: vimeo.com/50551047
Djavade Modjabi, geb. 1939 in Qaswin. Kritiker, Autor, Dichter und Forscher. Studierte Jura und Ökonomie an der Universität von Teheran, wo er auch promovierte. Danach 19 Jahre lang Angestellter im Justizministerium, anschließend Sachverständiger für kulturelle Angelegenheiten im Kulturministerium. Von 1968-1979 war er für das Kulturressort der Tageszeitung Ettelaat zuständig. Später arbeitete er mit verschiedenen Literaturzeitschriften wie Ferdousi, Djahan-e Nou, Khusche, Adineh und Donya-ye Sokhan zusammen. In seiner rund 40-jährigen literarischen Tätigkeit entstanden rund 50 Bände, darunter neun Romane, vier Kurzgeschichtensammlungen neun Gedichtbände und viele Theaterstücke, Drehbücher, Kinderbücher, Satiren, Studien zu Literatur und moderner Kunst und einige literarische Biographien über iranische Schriftsteller und Poeten.
Weitere Informationen: www.lyrikline.org/en/poems/4167#
Jetzt anhören:
Abdo Aboud und Fereshte Hedjazi lesen Ali Abdolrezaei »Verbannt«.
Georg Schaaf und Fereshte Hedjazi lesen Djavade Modjabi »Tschitschi hudschu«.
Fereshte Hedjazi liest »Die Farbe des Himmels«.