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Literaturline
Lesung Juni 2016
»Abrisse im Viertel« - J. Monika Walther liest aus ihrem neuen Gedichtband
Foto: Barbara Dietl
In »Abrisse im Viertel« (2015 im Geest Verlag erschienen, mit Fotografien von Henning Berkefeld) gibt J. Monika Walther Einblicke in ihre Lyrik von 2010 bis heute.
»J. Monika Walthers Gedichte sind eine Einladung zu Wachsamkeit, zu Liebe, zum reisenden Blick auf Gewohntes, Eigenes, Fremdes. Sie sind eine Einladung. Beim Lesen bin ich plötzlich zu Hause im Unbehausten, lehne mich zurück und fühle. Was war, was ist, was mag noch kommen. Da ist nichts geradliniges, weder im weiß, grau, schwarz und schon gar nicht im bunt. Das ist nichts Einfaches. - Eines überlagert das Andere und das wird wieder überlagert von etwas Neuem, aus dem Alten geboren. Geradlinig ist bei dieser Autorin nur der Schmerz, der alte und der neue und der geht Hand in Hand mit gelebter Lebenswachheit. Mit ihren Gedichten klopft die Autorin ans Eingemachte und weckt damit die schlafende Neugier und die verborgene Leidenschaft fürs Sein.« (Sylvia Tornau)
»Lebenszimmer // Kein Menschenalter/ lebe ich hier / sechs Birken wuchsen ein Apfelbaum / zwei Pflaumenbäume / zählbar die Amseln kennen mich // Was in mir denkt ist ohne Heimat/ Wer fragt nach dem Ort/ Wenn Fluchten und Mauern / Die Wege versperren / Die eigenen Dielen verbrannt / Die Pässe beschlagnahmt sind // Eingeschlossen im Fliehen / Koffer packen / Fluchttasche an der Tür / Acht geben / Blicke senken / Am Zug nicht winken // Mein halbes Alter / lebe ich hier / nicht in Leipzig, / nicht in Hamburg, / nicht da und nicht dort. // Berge See Sand Wald / Immer Sehnsucht nach - // Ein halbes Alter in den nassen Wiesen / gewachsen im Traum - // Zuhause im Drosteland / Zwischen den Blicken / Zwischen Berg und See / Zuhause dazwischen - / Die Amseln kennen mich.«
J. Monika Walther, geb. 1945 in Leipzig, stammt aus einer jüdisch-protestantischen Familie, ist aufgewachsen in Leipzig und Berlin – und kreuz und quer in der ganzen Westrepublik. Sie studierte in Münster und Berlin. Nach einem Diplom in Pädagogik und Geschichte und einem Magister in Psychologie promovierte sie in Publizistik. Seit 1966 lebt J. Monika Walther im Münsterland und den Niederlanden/Fryslan. Sie arbeitete als Taxifahrerin, Kinokassiererin, Lektorin, Literaturkritikerin, Lehrerin für Schüler und Erwachsene und seit 1976 als Schriftstellerin: Lyrik, Hörspiel und Prosa. Und immer wieder schreibt sie erfolgreiche Kriminalgeschichten. Sie gründete zwei Verlage (zusammen mit A.V. Uhlending), war viele Jahre als Jurorin (wie im Künstlerdorf Schöppingen) tätig und organisierte mehrere bundesweite Hörspielseminare. Zusammen mit Elisabeth Roters-Ullrich begründete sie 1995 das Autorinnenforum Rheinsberg-Berlin und 2006 in NRW die Veranstaltungsreihe »Das Land der Dichterinnen und Denkerinnen – Poesie und Radikalität«.
J. Monika Walther ist heute eine der bekanntesten deutschsprachigen Hörspielautorinnen und ihre Arbeitsliste enthält u.a. mehr als hundert Hörspiele, Hörcollagen, Bearbeitungen und Features.
Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, Preise und Stipendien, zuletzt: Kulturpreis der Stadt Leeuwarden (2006), Stipendium des International writers and translators house in Ventspils/Lettland (2010), Arbeitsstipendium des Landes NRW (2011), Literaturstipendium 1. Friedrichskooger Koogschreiberin (2012), in Residence der Franz-Edelmaier-Residenz für Literatur und Menschenrechte in Meran (2016).
Ausführliche Informationen über J. Monika Walther auf ihrer Homepage
www.jmonikawalther.de
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J. Monika Walther »Abrisse im Viertel«