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Literaturline
Lesung März 2022
J. Monika Walther liest aus "Nachtzüge. Gedichte und gefundene Zettel"
Im Schlaf duften die Zitronen
die reifen Aprikosen
ich grüße die fremden Nachbarn
sammle am Strand der Insel Utopia
Sandkörner und folge den Spuren.
Im Schlaf höre ich die Grenzer nicht
Pass Passeport Pasaporte Pass
Deutsche Demokratische Republik
Bundesrepublik Deutschland
Wer bin ich wo?
Ich decke das Bett zu.
Die Lebensmühe wartet nicht.
Über J. Monika Walthers neuesten Gedichtband "Nachtzüge. Gedichte und gefundene Zettel" (mit zahlreichen Fotos, Ende 2021 im Geest Verlag erschienen) schreibt Claudia Marcy:
"Leichtes Gepäck sollte derjenige mitnehmen, der sich in die "Nachtzüge" der in Hiddingsel lebenden Autorin und Lyrikerin J. Monika Walther setzt. Also keine randvoll mit Erwartungen vollgepackten Koffer. Nicht mal eine Handtasche. Vielleicht nur einen Schal, so wie das namenlose Ich im Gedicht "Mein Leben". Dann können die Expeditionen wohl am besten gelingen, ... denn wer sich auf die Reisen in den "Nachtzügen" einlässt, auf Gedanken- und Wortspiele, auf die manchmal nur mit einzelnen Begriffen skizzierten Impressionen aus dem Abteil, von Bahnhöfen, von Landschaften, auf die flüchtigen Begegnungen mit anderen Menschen oder Lebensentwürfen, der wird am Ende mit einem ansehnlichen Bündel an Eindrücken, Gedanken und Anregungen aus dem Abteil klettern und wieder auf dem Bahnsteig stehen."
J. Monika Walther, geb. 1945 in Leipzig, stammt aus einer jüdisch-protestantischen Familie, ist aufgewachsen in Leipzig und Berlin – und kreuz und quer in der ganzen Westrepublik. Sie studierte in Münster und Berlin. Nach einem Diplom in Pädagogik und Geschichte und einem Magister in Psychologie promovierte sie in Publizistik. Seit 1966 lebt J. Monika Walther im Münsterland und den Niederlanden/Fryslân. Sie arbeitete als Taxifahrerin, Kinokassiererin, Lektorin, Literaturkritikerin, Lehrerin für Schüler und Erwachsene und seit 1976 als Schriftstellerin: Lyrik, Hörspiel und Prosa. Und immer wieder schreibt sie erfolgreiche Kriminalgeschichten. Sie gründete zwei Verlage (zusammen mit A.V. Uhlending), war viele Jahre als Jurorin (wie im Künstlerdorf Schöppingen) tätig und organisierte mehrere bundesweite Hörspielseminare. Zusammen mit Elisabeth Roters-Ullrich begründete sie 1995 das Autorinnenforum Rheinsberg-Berlin und 2006 in NRW die Veranstaltungsreihe "Das Land der Dichterinnen und Denkerinnen – Poesie und Radikalität". J. Monika Walther ist heute eine der bekanntesten deutschsprachigen Hörspielautorinnen und ihre Arbeitsliste enthält u.a. mehr als hundert Hörspiele, Hörcollagen, Bearbeitungen und Features. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, Preise und Stipendien, zuletzt: Kulturpreis der Stadt Leeuwarden (2006), Stipendium des International writers and translators house in Ventspils/Lettland (2010), Arbeitsstipendium des Landes NRW (2011), Literaturstipendium 1. Friedrichskooger Koogschreiberin (2012), Writer in Residence der Franz-Edelmaier-Residenz für Literatur und Menschenrechte in Meran (2017) – Projektstipendium des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen (2021). Zuletzt erschienen "Nachtzüge. Gedichte und gefundene Zettel" (Geest-Verlag 2021), "Der Mann ohne Hände" (zusammen mit Monika Detering, Geest-Verlag 2020), und "Dorf – Milch und Honig sind fort" (Geest-Verlag 2020).
Ausführliche Informationen über J. Monika Walther:
Für die LiteraturLine liest J. Monika Walther eine Auswahl aus ihrem Gedichtband und gibt Einblicke in ihre Biografie.
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J. Monika Walther liest aus »Nachtzüge. Gedichte und gefundene Zettel«
J. Monika Walther stellt sich vor.