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Literaturline
Lesung Januar 2024
Julius Noack
Der beunruhigend normale Alltag, die Grausamkeit im Angenehmen, die Innenwelt im Außen und die Außenwelt, die immer tiefer ins Innere drängt: In den zwei Kurzgeschichten und dem Textauszug, die Julius Noack in diesem Monat für die Literaturline gelesen hat, werden vermeintlich banale Szenen zu Auslotungen menschlicher Untiefen. Julius Noack erzählt von Menschen, die sich ausdrücken wollen, die irgendwie versuchen, das, was in ihnen geschieht, nach außen zu tragen. Die Worte finden wollen, finden müssen, es nur selten richtig können. Die in der Krise zu sich selbst finden – auf eine beängstigende, nahegehende Art und Weise. Die in Krisen das Miteinander verlieren und stattdessen eine Leerstelle finden, die sie fortan mit sich herumtragen. Die Kontakt suchen – trotz allem.
Die Kurzgeschichte "Patientenakte" liest sich wie die Dokumentation einer Therapiesitzung. Der Erzähler ist wahrscheinlich der Psychiater von P. So oder so steht fest: Der Erzähler nimmt P. auseinander. Seine Aussagen, die Gestik - alles wird genau dokumentiert und vermerkt.
Julius Noack hat Komparatistik und Kulturpoetik an der Universität Münster studiert, an der er derzeit auch arbeitet. Bei Kurzgeschichtenwettbewerben der Universität Münster hat er 2019 und 2020 den ersten Preis gewonnen. Die Gewinnertexte wurden vom Kulturbüro der Universität herausgegeben. In der Literaturline stellt er unter anderem diese beiden Texte und einen Abschnitt einer umfangreicheren Arbeit vor.
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