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Literaturline
Lesung November 2020
Martin Brambach und Christine Sommer erinnern an den Schriftsteller und Satiriker Michael Klaus
Michael Klaus (1952-2008) zählt zu den wichtigsten deutschen Satirikern. Mit ihm erhielt das Ruhrgebiet eine markante Stimme. Er verfasste Romane, Erzählungen, Hörspiele, Libretti für Musicals und Drehbücher, unter anderem für den Schimanski-Tatort. Der geborene Erzähler und geniale Dramatiker sog seine Stoffe förmlich in sich auf. Er war beständig auf der Suche nach neuen, aufregenden Themen. Er fand sie dort, wo andere sie nicht suchen, beispielsweise in Cafés und Kneipen seiner Heimatstadt Gelsenkirchen. Seine Texte sind urkomisch, subversiv und immer »am Limit«.
Das 17. Hörbuch der Reihe »Live! auf dem Kulturgut« des Kulturguts Nottbeck, Museum für westfälische Literatur, in Oelde-Stromberg ist Michael Klaus gewidmet (Aisthesis Verlag 2019). Der bekannte Film- und TV-Schauspieler Martin Brambach (u.a. Deutscher Fernseh- und Deutscher Schauspielpreis, Rollen im »Tatort« und Rollen in über 100 Produktionen) hat die Erinnerung an den viel zu früh Verstorbenen gemeinsam mit seiner Frau, der Schauspielerin Christine Sommer, in mehreren Bühnenprogrammen lebendig erhalten. Für ihre Lesung im Museum für westfälische Literatur haben sie gemeinsam mit dem New Yorker Vibraphonisten Stefan Bauer die Texte von Michael Klaus neu entdeckt und auf ganz eigene Weise interpretiert.
»Michael Klaus war ein Meister der Beobachtung. Er war unentwegt auf der Suche nach Geschichten. Und fand sie an der Straßenecke, in den Hinterhöfen, beim Gespräch in der Eckkneipe, auf dem Wochenmarkt, vor dem Fischrestaurant. Tragikomisches Potenzial lauert überall – Michael Klaus spürte es geradezu hellsichtig auf. … Seine Hauptdarsteller waren bevorzugt Typen mit liebenswerten Macken, wie sie das Ruhrgebiet, scheint’s, in Serie hervorbringt. Es sind die kleinen Helden des Alltags, die aber groß sind in ihrem Wollen und manchmal hilflosen Streben. Klaus schlug sich ganz auf ihre Seite. Ohne jede Häme oder Herablassung. Dafür nahm er die Menschen zu ernst und hatte zu großen Respekt davor, wie sie ihr Leben zu meistern versuchen. Im manchmal so unsentimentalen Alltag ist Durchhaltewille gefragt und kein Verdammungswort. Und wenn das Leben wieder einmal regelrecht krankmacht, hilft eine Prise Satire als Überlebensmittel.« (Walter Gödden)
Michael Klaus, geboren 1952 in Brilon, aufgewachsen in Gelsenkirchen, starb nach Krankheit am 1. Juni 2008. Studium der Germanistik und Kunst. Er lebte und arbeitete in Gelsenkirchen-Buer und veröffentlichte Gedicht- und Erzählbände, Satiren, Romane sowie Hörspiele. Er schrieb zudem Drehbücher zu Fernsehspielen und zur Verfilmung seines Romans Nordkurve und veröffentlichte Buchbesprechungen, Glossen und Kurzgeschichten. Er war Mitglied im Verband deutscher Schriftsteller VS, hielt Gastdozenturen an der Universität Essen und an der Internationalen Filmhochschule Köln und wurde 2003 Vizepräsident des deutschen P.E.N. und Writers-in-Exile-Beauftragter.
Martin Brambach, geboren 1967 in Dresden. Bekannt durch zahllose Kino- und Fernsehproduktionen. Unter anderem Deutscher Fernsehpreis, Deutscher Schauspielpreis und Bayerischer Fernsehpreis. Sondernominierung für den »Adolf-Grimme-Preis«. Er lebt mit der Schauspielerin Christine Sommer, ihren Töchtern und einem gemeinsamen Sohn in Recklinghausen.
Christine Sommer, geboren 1970 in Wien. Schauspielausbildung in Wien. Diverse Theater-Engagements, unter anderem Ruhrfestspiele Recklinghausen. Zahlreiche Rollen in TV-Filmen und -Serien.
Auch für das LiteraturTelefon und später die LiteraturLine der Stadt Münster hat Michael Klaus mehrere Male gelesen. So können hier neben den Interpretationen zwei seiner eigenen Lesungen vorgestellt werden.
Jetzt anhören:
»Jetzt ist Josef ja tot« - Martin Brambach und Christine Sommer, Vibraphon: Stefan Bauer
»Vom mönchischen Leben« - Martin Brambach, Vibraphon: Stefan Bauer
»Tage auf dem Balkon« - Martin Brambach, Vibraphon: Stefan Bauer
»Hin- und Hergerissen zwischen Gelsenkirchen und Hollywood« - Martin Brambach, Vibraphon: Stefan Bauer
»Schlaflose Nacht« - Michael Klaus, LiteraturTelefon Münster 1997
»B 1« - Michael Klaus, Klarinette: Theo Jörgensmann, LiteraturLine Münster 2002