Seiteninhalt
Literaturline
Lesung August/September 2021
Walter Göddens Hörspiel »Nowack«
Wolfgang Körners gleichnamiger Roman von 1969, der die Vorlage der szenischen Collage bildet, bietet ein schillerndes Porträt der wilden 1960er-Jahre. Er greift das Lebensgefühl der Zeit auf, wirft aber auch einen Blick auf den politischen Alltag, auf Strukturwandel und Zechensterben, amateurhaften politischen Aktionismus, sexuelle Befreiung und eine durch die Wirtschaftswunderzeit ausgelöste politische Apathie.
Im Mittelpunkt der Handlung steht mit Harry Nowack ein typischer Ruhrgebiets-Schluffi, der sich am liebsten treiben lässt, in Bistros abhängt und auf Drogentrips geht. Arbeit ist für ihn ein Fremdwort. Seinem Job als Fotograf geht er nur dann nach, wenn mal wieder absolute Ebbe in der Kasse ist. So könnte es ewig weitergehen, wenn sich nicht die Sechszwölfteljungfrau in den hippen Womanizer verguckt hätte und bei ihm einziehen will ...
Aus dem Roman hat Walter Gödden eine Szenenfolge gestaltet, mit kurzen Monologen, Spielszenen, Rückblicken, Geräusch- und Musikcollagen, die unter der Regie von Thomas Strauch mit Stefan Cordes, Carolin Wirth, Christiane Hagemann, Thomas Thieme u.v.a. produziert wurde und 2018 als Hörbuch im Schweizer Hörkultur Verlag erschienen ist.
„Es gelingt in nur 47 Minuten mittels sich überlappender Szenen - oder besser Bilder - einen einprägsamen Blick auf eine besondere Facette des Ruhrgebiets in den wilden endsechziger Jahren zu werfen. Dies gelingt gänzlich und zwar ohne die typischen Pott-Klischees. Nowack treibt sich in Kneipen herum, arbeitet nur, wenn er wirklich muss und hat einen deutlichen Schlag bei Frauen - er erliegt nicht nur einer …“ (Olaf von der Heydt, hoerspieltipps.net)
Verfasser der szenischen Collage: Walter Gödden, 1955 in Beckum geboren, Geschäftsführer der Literaturkommission für Westfalen, Literaturwissenschaftler, Museumsleiter, Autor, Literaturredakteur und Hochschullehrer, lebt in der Nähe von Münster.
Verfasser der Romanvorlage: Wolfgang Körner, 1937 in Breslau geboren, wuchs in Zwickau auf und besuchte dort das Gymnasium. 1952 floh seine Familie aus der DDR in die Bundesrepublik. Körner arbeitete als städtischer Beamter im Dortmunder Sozialamt, später dann als Geschäftsführer der Werkkunstschule Dortmund und der städtischen Volkshochschule. Zuletzt leitete er die Literatur- und Kunstförderung im Dortmunder Kulturamt. Bis zu seinem Tod 2019 lebt er als freier Schriftsteller in Dortmund.
Wolfgang Körner war in den 1960er-Jahren Mitglied der Dortmunder Gruppe 61, gemeinsam mit Günter Wallraff, Max von der Grün und Erika Junge. Er schrieb Romane, Drehbücher, Aufsätze, Stories, Glossen, Ratgeber und Sachbücher. 1966 erschien sein erster Roman „Die Vergeltung“, der zwei Jahre später verfilmt wurde. 1968 folgte sein Pop-Roman „Nowack“. Weiterhin sind zu nennen: „Ich gehe nach München“ (1977), „Die Zeit mit Michael“ (1978), „Drogenreader“ (1980), das Drehbuch für die Kultserie „Büro, Büro“ (1983), „Der einzig wahre Opernführer“ (1985), „Willkommen in der Wirklichkeit“ (1987), „Ein langer warmer Sommer“ (1989). Er wurde unter anderem mit dem Annette-von-Droste-Hülshoff-Preis ausgezeichnet.
Weitere Informationen im „Lexikon Westfälischer Autorinnen und Autoren“:
In der Literaturline zu hören: Die ersten 10 Tracks des Hörspiels
Track 1
Track 2
Track 3
Track 4
Track 5
Track 6
Track 7
Track 8
Track 9
Track 10