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Literaturline
Lesung Februar 2021
"Songs of Life and Death"
Eine Hommage an Anne Sexton von kolberg+stern
"Your music is moving and evocative and I am certain Mom is looking down with approval." (Linda Gray Sexton)
Ende 2019 veröffentlichten kolberg+stern (Anna Stern und Michael Kolberg) im Bielefelder Aisthesis-Verlag eine Aufnahme ihrer musikalischen Hommage an die amerikanische Dichterin Anne Sexton. Die LiteraturLine präsentiert Auszüge aus dieser musikalischen und visuellen Achterbahnfahrt durch das kurze und intensive Dasein der amerikanischen Dichterdiva Anne Sexton in einer packenden Mischung aus Konzert, Lesung und Live-Projektion. Michael Kolberg (E-Gitarren, Sounds, Effekte) und Anna Stern (Sprache, Gesang, Live-Projektion) verwandeln einige der besten Gedichte Anne Sextons in Songs mit hypnotischem Sog. Gitarrengrooves wechseln mit schwebenden Klängen und geloopten Geräuschkaskaden, die Stimme spricht, singt, beschwört, kokettiert, erstirbt und ersteht wieder auf.
In ihrer Bühnenperformance agieren die beiden Musiker/Performer vor einem sich bewegenden Hintergrund und sind gleichzeitig Teil des "Bildes": Ein Aquarium auf der Bühne wird performativ eingesetzt und gefüllt mit materiellen Text-Assoziationen. Die steigenden, schwebenden und sinkenden Objekte erscheinen in einer Live-Projektion auf einer Leinwand. Der Dimensionswechsel verleiht Objekten und Texten eine neue und verfremdende Bedeutungsebene. Die Performance wurde seit 2012 mehrfach – mit und ohne Projektion – gezeigt, unter anderem im Theater im Pumpenhaus in Münster, und erhielt begeisterte Kritiken.
Anne Sexton, geb. 1928 in Newton, Massachusetts, lebte zunächst das klassische Klischee der weißen Mittelschichts-Hausfrau, bis sie im Alter von 28 Jahren nach einem psychotischen Schub auf Anraten ihres Therapeuten Lyrik zu schreiben begann.
In ihren achtzehn Jahren als Schriftstellerin hat Anne Sexton fast alle wichtigen Preise erhalten, die es für amerikanische Dichterinnen und Dichter gibt, darunter den Pulitzer-Preis. Sie veröffentlichte acht Gedichtbände und hinterließ weitere als Manuskript, ihr Stück „Mercy Street“ wurde off-broadway in New York aufgeführt, in den musikalischen Performances ihrer Band „Anne Sexton and Her Kind“ trug sie ihre Gedichte zu Jazz- und Rockmusik vor. Sie entwickelte sich auch zu einer beeindruckenden Lehrerin: Bereits 1967 unterrichtete sie Lyrik an einer High School, von 1969 an bis zu ihrem Tod war sie Dozentin für Creative Writing an der Boston und der Colgate University. 1972 wurde sie, obwohl nur dürftig akademisch ausgebildet und ohne Hochschulabschluss, zur ordentlichen Professorin an der Boston University ernannt. Sexton hat durch ihre Themenwahl (Inzest, Wahnsinn, weibliche Sexualität, Selbstmord, „Hausfrauenalltag“ etc.) und die damit verbundenen Tabubrüche in einer Zeit der gefrorenen Konventionen besonders heftige Widersprüche und den Vorwurf geerntet, autobiographisches Material schamlos auszubeuten. Dennoch erwarb sie sich in den USA schon zu Lebzeiten den Rang einer unbestrittenen literarischen Größe und hat selbst immer wieder betont, dass ihre Gedichte eine eigene, neue Wirklichkeit schaffen und nicht eins zu eins auf Erlebtes zurückzuführen sind.
1974 nahm sich Anne Sexton das Leben.
Anna Stern, geb. 1968, Performerin; 1992-1999 Studium der Freien Kunst an der Kunstakademie Münster, Meisterschülerin; 2004-2006 Masterstudium Art in Kontext, Universität der Künste Berlin; 2007-2012 Lehrauftrag Performance-Kunst an der Universität Kassel; seit 2012 wissenschaftliche Mitarbeiterin und Promotionsvorhaben zum Thema Performance an der Universität Osnabrück; Solo- und Gruppenperformances sowie Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland; letzte kollektive Produktion war die Performance "Get out of your CAGE" zu Ideen und Methoden von John Cage, uraufgeführt Oktober 2012 im Theater im Pumpenhaus, Münster; Beschäftigung mit Anne Sexton seit 2000, Ergebnis war u.a. das 2003 im Theater im Pumpenhaus uraufgeführte, mit Manfred Kerklau koproduzierte dramatische Feature "Anne Sexton – rats live on no evil star"; 2010 Gründung des Performance-Musik-Duos kolberg+stern; zur Zeit Erarbeitung eines neuen audiovisuellen Programms "invisible dark matter" gemeinsam mit weiteren Musikern.
Michael Kolberg, geb. 1960, Improvisierender Musiker, Komponist und Interpret; 1988 1. Preis Städteturnier mit der Performance-Gruppe Onyx; 1992-2000 Organisation der Konzertreihe "Stage off Limits"; 1990 Kooperationsprojekt "Diese ganze lange Nacht", Kreativ-Haus Münster und Städtische Bühnen Münster; 1991-1993 Musiker der NewDance-Gruppe Sigma; 1991-1995 Musiker in mehreren Produktionen des Theaters im Pumpenhaus; seit 1992 regelmäßige Auftritte als improvisierender Musiker in Theater-, Film- und Tanzproduktionen; 1994 Soloauftritt Gitarrenprojekt IV (Münster); 1995/96 Auftritte mit "luna7 meldet sich nicht"; bis heute zahlreiche Solo- und Ensembleauftritte in Norddeutschland, TonArt-Hamburg e.V., MIB (Bremen), IIM (Münster), Kunstverein Dortmund; 2010 Gründung des Performance-Musik-Duos Kolberg+Stern; letzte kollektive Produktion war die Performance „Get out of your CAGE“ zu Ideen und Methoden von John Cage, uraufgeführt Oktober 2012 im Theater im Pumpenhaus; zur Zeit Erarbeitung eines neuen audiovisuellen Programms "invisible dark matter" gemeinsam mit weiteren Musikern.
Weitere Informationen:
In der LiteraturLine zu hören das Intro und weitere vier Tracks:
Anna Stern (Gesang), Michael Kolberg (Gitarre), Gudula Rosa (Blockflöte), Klaus Wallmeier (Schlagzeug), Anna Stern und Carsten Bender (Sprecher)
Jetzt anhören:
»Intro«
»Young«
»I Remember«
»The Addict«
»The Touch«